Daß der Gemahl Major gewesen ist -- Dafür empfindet es auch nie das Drangsalpressen, In welches Du gerathen bist. Bey Gott! zu dieses Weibes Füßen Da möchten Du und ich, und hundert andre sich Noch setzen, und gutmüthiglich Der Weisheit Unterricht genießen -- Denn ohne Prahlerei im Glück, Und ohne Zittern, ohne Zagen, Beim widerwärtigen Geschick, Bei trüben Kummertagen Bleibt dieses Edlen Weibes Geist Gleich stark um alles zu ertragen; Und wenns die Scheelsucht bitterlich verdreußt, So darf, so will, so muß ichs dennoch sagen: In dieses Weibes Herz verläugnete sich nie Die thätigste Philosophie! --
Daß der Gemahl Major geweſen iſt — Dafuͤr empfindet es auch nie das Drangſalpreſſen, In welches Du gerathen biſt. Bey Gott! zu dieſes Weibes Fuͤßen Da moͤchten Du und ich, und hundert andre ſich Noch ſetzen, und gutmuͤthiglich Der Weisheit Unterricht genießen — Denn ohne Prahlerei im Gluͤck, Und ohne Zittern, ohne Zagen, Beim widerwaͤrtigen Geſchick, Bei truͤben Kummertagen Bleibt dieſes Edlen Weibes Geiſt Gleich ſtark um alles zu ertragen; Und wenns die Scheelſucht bitterlich verdreußt, So darf, ſo will, ſo muß ichs dennoch ſagen: In dieſes Weibes Herz verlaͤugnete ſich nie Die thaͤtigſte Philoſophie! —
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Daß der Gemahl Major geweſen iſt —
Dafuͤr empfindet es auch nie das Drangſalpreſſen,
In welches Du gerathen biſt.
Bey Gott! zu dieſes Weibes Fuͤßen
Da moͤchten Du und ich, und hundert andre ſich
Noch ſetzen, und gutmuͤthiglich
Der Weisheit Unterricht genießen —
Denn ohne Prahlerei im Gluͤck,
Und ohne Zittern, ohne Zagen,
Beim widerwaͤrtigen Geſchick,
Bei truͤben Kummertagen
Bleibt dieſes Edlen Weibes Geiſt
Gleich ſtark um alles zu ertragen;
Und wenns die Scheelſucht bitterlich verdreußt,
So darf, ſo will, ſo muß ichs dennoch ſagen:
In dieſes Weibes Herz verlaͤugnete ſich nie
Die thaͤtigſte Philoſophie! —
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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/333>, abgerufen am 14.05.2024.
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