Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.Der Frühling wandte sich, und ließ die Nymphe klagen, Und lächelte dem Helden nach, Der von dem Streitroß ward getragen, Das mit Ihm durch die Feldschlacht brach Bey Liegnitz und bey Torgau, schnaubend Aus seiner Nase Dampf und Glut, Und donnernd mit dem Huf, wenn heiße Feindeswut Nach Friedrichs Lorbeer grif, Ihm in Gedanken raubend. Dies edle Roß, von Menschenblut Oft roth gefärbt, bis an die Mähne, Trug den Monarchen jezt durch Fluren, wo die Thräne Des Wolkenhimmels, in der Nacht Den Staub gelöschet und mooßweiche Bahn gemacht, Und Veilchen schnell hervorgebracht, Auf beyden Seiten Ihm zu blühen. Er kam, und Phöbus fuhr in aller seiner Pracht Dicht über Friedrichs Ruh. Jezt schüttelten Statüen Ihr steinern Haupt, verwundrungsvoll, Da, wo in goldner Zeit sein Saitenspiel erscholl. Pompejus neigte den Cäsaren Die Stirne zu, vergaß in diesem Augenblick, Daß beyde seines Ruhms und Hauses Feinde waren; D 3
Der Fruͤhling wandte ſich, und ließ die Nymphe klagen, Und laͤchelte dem Helden nach, Der von dem Streitroß ward getragen, Das mit Ihm durch die Feldſchlacht brach Bey Liegnitz und bey Torgau, ſchnaubend Aus ſeiner Naſe Dampf und Glut, Und donnernd mit dem Huf, wenn heiße Feindeswut Nach Friedrichs Lorbeer grif, Ihm in Gedanken raubend. Dies edle Roß, von Menſchenblut Oft roth gefaͤrbt, bis an die Maͤhne, Trug den Monarchen jezt durch Fluren, wo die Thraͤne Des Wolkenhimmels, in der Nacht Den Staub geloͤſchet und mooßweiche Bahn gemacht, Und Veilchen ſchnell hervorgebracht, Auf beyden Seiten Ihm zu bluͤhen. Er kam, und Phoͤbus fuhr in aller ſeiner Pracht Dicht uͤber Friedrichs Ruh. Jezt ſchuͤttelten Statuͤen Ihr ſteinern Haupt, verwundrungsvoll, Da, wo in goldner Zeit ſein Saitenſpiel erſcholl. Pompejus neigte den Caͤſaren Die Stirne zu, vergaß in dieſem Augenblick, Daß beyde ſeines Ruhms und Hauſes Feinde waren; D 3
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Der Fruͤhling wandte ſich, und ließ die Nymphe klagen,
Und laͤchelte dem Helden nach,
Der von dem Streitroß ward getragen,
Das mit Ihm durch die Feldſchlacht brach
Bey Liegnitz und bey Torgau, ſchnaubend
Aus ſeiner Naſe Dampf und Glut,
Und donnernd mit dem Huf, wenn heiße Feindeswut
Nach Friedrichs Lorbeer grif, Ihm in Gedanken
raubend.
Dies edle Roß, von Menſchenblut
Oft roth gefaͤrbt, bis an die Maͤhne,
Trug den Monarchen jezt durch Fluren, wo die Thraͤne
Des Wolkenhimmels, in der Nacht
Den Staub geloͤſchet und mooßweiche Bahn gemacht,
Und Veilchen ſchnell hervorgebracht,
Auf beyden Seiten Ihm zu bluͤhen.
Er kam, und Phoͤbus fuhr in aller ſeiner Pracht
Dicht uͤber Friedrichs Ruh. Jezt ſchuͤttelten
Statuͤen
Ihr ſteinern Haupt, verwundrungsvoll,
Da, wo in goldner Zeit ſein Saitenſpiel erſcholl.
Pompejus neigte den Caͤſaren
Die Stirne zu, vergaß in dieſem Augenblick,
Daß beyde ſeines Ruhms und Hauſes Feinde waren;
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