Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.Zweytes Buch. Stritt wie ein Held, der unterm Waffenrocke Schon dreyßigmahl das Feld bezog; Staub trug er auf der jugendlichen Locke, Die um den Nacken flog. Die Feinde flohn. Er, jung und schon ein Sieger, Empfand den Sieg und eilte froh Sie auszuspähn. Den wundgewordnen Tieger Verfolgt ein Löwe so! Mit einer Kugel auf der Flucht verschossen, Traf hinterlistig ihn der Tod. Du, Stelle! wo sein Heldenblut geflossen, Bleib ewig purpurroth! Klagt ihn, ihr Hügel! und ihr grünen Auen, Ihr Wälder, klaget ihn bey Ham! Er fiel; So fällt, vom Künstler umgehauen, Der jungen Ceder Stamm; Zweytes Buch. Stritt wie ein Held, der unterm Waffenrocke Schon dreyßigmahl das Feld bezog; Staub trug er auf der jugendlichen Locke, Die um den Nacken flog. Die Feinde flohn. Er, jung und ſchon ein Sieger, Empfand den Sieg und eilte froh Sie auszuſpaͤhn. Den wundgewordnen Tieger Verfolgt ein Loͤwe ſo! Mit einer Kugel auf der Flucht verſchoſſen, Traf hinterliſtig ihn der Tod. Du, Stelle! wo ſein Heldenblut gefloſſen, Bleib ewig purpurroth! Klagt ihn, ihr Huͤgel! und ihr gruͤnen Auen, Ihr Waͤlder, klaget ihn bey Ham! Er fiel; So faͤllt, vom Kuͤnſtler umgehauen, Der jungen Ceder Stamm; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0119" n="75"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zweytes Buch.</hi> </fw><lb/> <lg type="poem" n="5"> <l>Stritt wie ein Held, der unterm Waffenrocke<lb/> Schon dreyßigmahl das Feld bezog;<lb/> Staub trug er auf der jugendlichen Locke,<lb/> Die um den Nacken flog.</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="6"> <l>Die Feinde flohn. Er, jung und ſchon ein Sieger,<lb/> Empfand den Sieg und eilte froh<lb/> Sie auszuſpaͤhn. Den wundgewordnen Tieger<lb/> Verfolgt ein Loͤwe ſo!</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="7"> <l>Mit einer Kugel auf der Flucht verſchoſſen,<lb/> Traf hinterliſtig ihn der Tod.<lb/> Du, Stelle! wo ſein Heldenblut gefloſſen,<lb/> Bleib ewig purpurroth!</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="1"> <l>Klagt ihn, ihr Huͤgel! und ihr gruͤnen Auen,<lb/> Ihr Waͤlder, klaget ihn bey Ham!<lb/> Er fiel; So faͤllt, vom Kuͤnſtler umgehauen,<lb/> Der jungen Ceder Stamm;</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [75/0119]
Zweytes Buch.
Stritt wie ein Held, der unterm Waffenrocke
Schon dreyßigmahl das Feld bezog;
Staub trug er auf der jugendlichen Locke,
Die um den Nacken flog.
Die Feinde flohn. Er, jung und ſchon ein Sieger,
Empfand den Sieg und eilte froh
Sie auszuſpaͤhn. Den wundgewordnen Tieger
Verfolgt ein Loͤwe ſo!
Mit einer Kugel auf der Flucht verſchoſſen,
Traf hinterliſtig ihn der Tod.
Du, Stelle! wo ſein Heldenblut gefloſſen,
Bleib ewig purpurroth!
Klagt ihn, ihr Huͤgel! und ihr gruͤnen Auen,
Ihr Waͤlder, klaget ihn bey Ham!
Er fiel; So faͤllt, vom Kuͤnſtler umgehauen,
Der jungen Ceder Stamm;
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