Soll aber ein Ding, als Naturproduct, in sich selbst und seiner innern Möglichkeit doch eine Beziehung auf Zwecke enthalten, d. i. nur als Naturzweck und ohne die Caussalität der Begriffe von vernünftigen Wesen ausser ihm möglich seyn, so wird zweytens dazu erfordert: daß die Theile desselben sich dadurch zur Einheit eines Ganzen verbinden, daß sie von einander wechselseitig Ursache und Wirkung ihrer Form sind; denn auf solche Weise ist es allein möglich, daß umgekehrt (wechselseitig) die Jdee des Ganzen wiederum die Form und Verbin- dung aller Theile bestimme; nicht als Ursache -- denn da wäre es ein Kunstproduct -- sondern als Erkennt- nisgrund der systematischen Einheit der Form und Ver- bindung alles Mannigfaltigen, was in der gegebenen Materie enthalten ist, für den, der es beurtheilt.
Zu einem Körper also, der an sich und seiner innern Möglichkeit nach als Naturzweck beurtheilt werden soll, wird erfordert, daß die Theile desselben einander insge- sammt ihrer Form sowohl als Verbindung nach, wech- selseitig und so ein Ganzes aus eigener Caussalität her- vorbringen, dessen Begrif wiederum umgekehrt (in einem Wesen, welches die einem solchen Product angemessene Caussalität nach Begriffen besäße) Ursache von demsel- ben nach einem Princip, folglich die Verknüpfung der wirkenden Ursachen zugleich als Wirkung durch Endursachen beurtheilt werden könnte.
II. Th. Critik der teleologiſchen Urtheilskraft.
Soll aber ein Ding, als Naturproduct, in ſich ſelbſt und ſeiner innern Moͤglichkeit doch eine Beziehung auf Zwecke enthalten, d. i. nur als Naturzweck und ohne die Cauſſalitaͤt der Begriffe von vernuͤnftigen Weſen auſſer ihm moͤglich ſeyn, ſo wird zweytens dazu erfordert: daß die Theile deſſelben ſich dadurch zur Einheit eines Ganzen verbinden, daß ſie von einander wechſelſeitig Urſache und Wirkung ihrer Form ſind; denn auf ſolche Weiſe iſt es allein moͤglich, daß umgekehrt (wechſelſeitig) die Jdee des Ganzen wiederum die Form und Verbin- dung aller Theile beſtimme; nicht als Urſache — denn da waͤre es ein Kunſtproduct — ſondern als Erkennt- nisgrund der ſyſtematiſchen Einheit der Form und Ver- bindung alles Mannigfaltigen, was in der gegebenen Materie enthalten iſt, fuͤr den, der es beurtheilt.
Zu einem Koͤrper alſo, der an ſich und ſeiner innern Moͤglichkeit nach als Naturzweck beurtheilt werden ſoll, wird erfordert, daß die Theile deſſelben einander insge- ſammt ihrer Form ſowohl als Verbindung nach, wech- ſelſeitig und ſo ein Ganzes aus eigener Cauſſalitaͤt her- vorbringen, deſſen Begrif wiederum umgekehrt (in einem Weſen, welches die einem ſolchen Product angemeſſene Cauſſalitaͤt nach Begriffen beſaͤße) Urſache von demſel- ben nach einem Princip, folglich die Verknuͤpfung der wirkenden Urſachen zugleich als Wirkung durch Endurſachen beurtheilt werden koͤnnte.
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II. Th. Critik der teleologiſchen Urtheilskraft.
Soll aber ein Ding, als Naturproduct, in ſich ſelbſt
und ſeiner innern Moͤglichkeit doch eine Beziehung auf
Zwecke enthalten, d. i. nur als Naturzweck und ohne die
Cauſſalitaͤt der Begriffe von vernuͤnftigen Weſen auſſer
ihm moͤglich ſeyn, ſo wird zweytens dazu erfordert:
daß die Theile deſſelben ſich dadurch zur Einheit eines
Ganzen verbinden, daß ſie von einander wechſelſeitig
Urſache und Wirkung ihrer Form ſind; denn auf ſolche
Weiſe iſt es allein moͤglich, daß umgekehrt (wechſelſeitig)
die Jdee des Ganzen wiederum die Form und Verbin-
dung aller Theile beſtimme; nicht als Urſache — denn
da waͤre es ein Kunſtproduct — ſondern als Erkennt-
nisgrund der ſyſtematiſchen Einheit der Form und Ver-
bindung alles Mannigfaltigen, was in der gegebenen
Materie enthalten iſt, fuͤr den, der es beurtheilt.
Zu einem Koͤrper alſo, der an ſich und ſeiner innern
Moͤglichkeit nach als Naturzweck beurtheilt werden ſoll,
wird erfordert, daß die Theile deſſelben einander insge-
ſammt ihrer Form ſowohl als Verbindung nach, wech-
ſelſeitig und ſo ein Ganzes aus eigener Cauſſalitaͤt her-
vorbringen, deſſen Begrif wiederum umgekehrt (in einem
Weſen, welches die einem ſolchen Product angemeſſene
Cauſſalitaͤt nach Begriffen beſaͤße) Urſache von demſel-
ben nach einem Princip, folglich die Verknuͤpfung der
wirkenden Urſachen zugleich als Wirkung durch
Endurſachen beurtheilt werden koͤnnte.
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Kant, Immanuel: Critik der Urtheilskraft. Berlin u. a., 1790, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_urtheilskraft_1790/351>, abgerufen am 28.11.2024.
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