werden und eröfnet zugleich Aussichten, die für die practische Vernunft vortheilhaft sind, aber es hat keine unmittelbare Beziehung aufs Gefühl der Lust und Unlust, die gerade das Räthselhafte in dem Princip der Urtheilskraft ist, welches eine besondere Abtheilung in der Critik für dieses Vermögen noth- wendig macht, da die logische Beurtheilung nach Be- griffen (aus welchen niemals eine unmittelbare Fol- gerung aufs Gefühl der Lust und Unlust gezogen werden kann) allenfalls dem theoretischen Theile der Philosophie, sammt einer critischen Einschränkung derselben, hätte angehängt werden können.
Da die Untersuchung des Geschmackvermö- gens, als ästhetischer Urtheilskraft hier nicht zur Bil- dung und Cultur des Geschmacks, (denn diese wird auch ohne alle solche Nachforschungen, wie bisher, so fernerhin, ihren Gang nehmen) sondern blos in trans- scendentaler Absicht angestellt wird, so wird sie, wie ich mir schmeichle, in Ansehung der Mangelhaftigkeit jenes Zwecks auch mit Nachsicht beurtheilt werden. Was aber die letztere Absicht betrift, so muß sie sich auf die strengste Prüfung gefaßt machen. Aber auch da kann die große Schwierigkeit, ein Problem, welches die Natur so verwickelt hat, aufzulösen, einiger nicht
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Vorrede.
werden und eroͤfnet zugleich Ausſichten, die fuͤr die practiſche Vernunft vortheilhaft ſind, aber es hat keine unmittelbare Beziehung aufs Gefuͤhl der Luſt und Unluſt, die gerade das Raͤthſelhafte in dem Princip der Urtheilskraft iſt, welches eine beſondere Abtheilung in der Critik fuͤr dieſes Vermoͤgen noth- wendig macht, da die logiſche Beurtheilung nach Be- griffen (aus welchen niemals eine unmittelbare Fol- gerung aufs Gefuͤhl der Luſt und Unluſt gezogen werden kann) allenfalls dem theoretiſchen Theile der Philoſophie, ſammt einer critiſchen Einſchraͤnkung derſelben, haͤtte angehaͤngt werden koͤnnen.
Da die Unterſuchung des Geſchmackvermoͤ- gens, als aͤſthetiſcher Urtheilskraft hier nicht zur Bil- dung und Cultur des Geſchmacks, (denn dieſe wird auch ohne alle ſolche Nachforſchungen, wie bisher, ſo fernerhin, ihren Gang nehmen) ſondern blos in trans- ſcendentaler Abſicht angeſtellt wird, ſo wird ſie, wie ich mir ſchmeichle, in Anſehung der Mangelhaftigkeit jenes Zwecks auch mit Nachſicht beurtheilt werden. Was aber die letztere Abſicht betrift, ſo muß ſie ſich auf die ſtrengſte Pruͤfung gefaßt machen. Aber auch da kann die große Schwierigkeit, ein Problem, welches die Natur ſo verwickelt hat, aufzuloͤſen, einiger nicht
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[VIV/0015]
Vorrede.
werden und eroͤfnet zugleich Ausſichten, die fuͤr die
practiſche Vernunft vortheilhaft ſind, aber es hat
keine unmittelbare Beziehung aufs Gefuͤhl der Luſt
und Unluſt, die gerade das Raͤthſelhafte in dem
Princip der Urtheilskraft iſt, welches eine beſondere
Abtheilung in der Critik fuͤr dieſes Vermoͤgen noth-
wendig macht, da die logiſche Beurtheilung nach Be-
griffen (aus welchen niemals eine unmittelbare Fol-
gerung aufs Gefuͤhl der Luſt und Unluſt gezogen
werden kann) allenfalls dem theoretiſchen Theile der
Philoſophie, ſammt einer critiſchen Einſchraͤnkung
derſelben, haͤtte angehaͤngt werden koͤnnen.
Da die Unterſuchung des Geſchmackvermoͤ-
gens, als aͤſthetiſcher Urtheilskraft hier nicht zur Bil-
dung und Cultur des Geſchmacks, (denn dieſe wird
auch ohne alle ſolche Nachforſchungen, wie bisher, ſo
fernerhin, ihren Gang nehmen) ſondern blos in trans-
ſcendentaler Abſicht angeſtellt wird, ſo wird ſie, wie
ich mir ſchmeichle, in Anſehung der Mangelhaftigkeit
jenes Zwecks auch mit Nachſicht beurtheilt werden.
Was aber die letztere Abſicht betrift, ſo muß ſie ſich auf
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Kant, Immanuel: Critik der Urtheilskraft. Berlin u. a., 1790, S. VIV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_urtheilskraft_1790/15>, abgerufen am 05.12.2024.
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