obiectiv, wenn man von der Sinnlichkeit unsrer Anschau- ung, mithin derienigen Vorstellungsart, welche uns ei- genthümlich ist, abstrahirt, und von Dingen überhaupt redet. Die Zeit ist also lediglich eine subiective Bedingung unserer (menschlichen) Anschauung, (welche iederzeit sinn- lich ist, d. i. so fern wir von Gegenständen afficirt werden) und an sich, ausser dem Subiecte, nichts. Nichts desto weniger ist sie in Ansehung aller Erscheinungen, mithin auch aller Dinge, die uns in der Erfahrung vorkommen können, nothwendiger Weise obiectiv. Wir können nicht sagen: alle Dinge sind in der Zeit, weil bey dem Begriff der Dinge überhaupt von aller Art der Anschauung der- selben abstrahirt wird, diese aber die eigentliche Bedingung ist, unter der die Zeit in die Vorstellung der Gegenstände gehört. Wird nun die Bedingung zum Begriffe hinzuge- fügt, und es heißt: alle Dinge, als Erscheinungen (Ge- genstände der sinnlichen Anschauung) sind in der Zeit, so hat der Grundsatz seine gute obiective Richtigkeit und All- gemeinheit a priori.
Unsere Behauptungen lehren demnach empirische Realität der Zeit, d. i. obiective Gültigkeit in Ansehung aller Gegenstände, die iemals unsern Sinnen gegeben wer- den mögen. Und da unsere Anschauung iederzeit sinnlich ist, so kan uns in der Erfahrung niemals ein Gegenstand gegeben werden, der nicht unter die Bedingung der Zeit gehörete. Dagegen streiten wir der Zeit allen Anspruch auf absolute Realität, da sie nemlich, auch ohne auf die
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II Abſchnitt. Von der Zeit.
obiectiv, wenn man von der Sinnlichkeit unſrer Anſchau- ung, mithin derienigen Vorſtellungsart, welche uns ei- genthuͤmlich iſt, abſtrahirt, und von Dingen uͤberhaupt redet. Die Zeit iſt alſo lediglich eine ſubiective Bedingung unſerer (menſchlichen) Anſchauung, (welche iederzeit ſinn- lich iſt, d. i. ſo fern wir von Gegenſtaͤnden afficirt werden) und an ſich, auſſer dem Subiecte, nichts. Nichts deſto weniger iſt ſie in Anſehung aller Erſcheinungen, mithin auch aller Dinge, die uns in der Erfahrung vorkommen koͤnnen, nothwendiger Weiſe obiectiv. Wir koͤnnen nicht ſagen: alle Dinge ſind in der Zeit, weil bey dem Begriff der Dinge uͤberhaupt von aller Art der Anſchauung der- ſelben abſtrahirt wird, dieſe aber die eigentliche Bedingung iſt, unter der die Zeit in die Vorſtellung der Gegenſtaͤnde gehoͤrt. Wird nun die Bedingung zum Begriffe hinzuge- fuͤgt, und es heißt: alle Dinge, als Erſcheinungen (Ge- genſtaͤnde der ſinnlichen Anſchauung) ſind in der Zeit, ſo hat der Grundſatz ſeine gute obiective Richtigkeit und All- gemeinheit a priori.
Unſere Behauptungen lehren demnach empiriſche Realitaͤt der Zeit, d. i. obiective Guͤltigkeit in Anſehung aller Gegenſtaͤnde, die iemals unſern Sinnen gegeben wer- den moͤgen. Und da unſere Anſchauung iederzeit ſinnlich iſt, ſo kan uns in der Erfahrung niemals ein Gegenſtand gegeben werden, der nicht unter die Bedingung der Zeit gehoͤrete. Dagegen ſtreiten wir der Zeit allen Anſpruch auf abſolute Realitaͤt, da ſie nemlich, auch ohne auf die
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II Abſchnitt. Von der Zeit.
obiectiv, wenn man von der Sinnlichkeit unſrer Anſchau-
ung, mithin derienigen Vorſtellungsart, welche uns ei-
genthuͤmlich iſt, abſtrahirt, und von Dingen uͤberhaupt
redet. Die Zeit iſt alſo lediglich eine ſubiective Bedingung
unſerer (menſchlichen) Anſchauung, (welche iederzeit ſinn-
lich iſt, d. i. ſo fern wir von Gegenſtaͤnden afficirt werden)
und an ſich, auſſer dem Subiecte, nichts. Nichts deſto
weniger iſt ſie in Anſehung aller Erſcheinungen, mithin
auch aller Dinge, die uns in der Erfahrung vorkommen
koͤnnen, nothwendiger Weiſe obiectiv. Wir koͤnnen nicht
ſagen: alle Dinge ſind in der Zeit, weil bey dem Begriff
der Dinge uͤberhaupt von aller Art der Anſchauung der-
ſelben abſtrahirt wird, dieſe aber die eigentliche Bedingung
iſt, unter der die Zeit in die Vorſtellung der Gegenſtaͤnde
gehoͤrt. Wird nun die Bedingung zum Begriffe hinzuge-
fuͤgt, und es heißt: alle Dinge, als Erſcheinungen (Ge-
genſtaͤnde der ſinnlichen Anſchauung) ſind in der Zeit, ſo
hat der Grundſatz ſeine gute obiective Richtigkeit und All-
gemeinheit a priori.
Unſere Behauptungen lehren demnach empiriſche
Realitaͤt der Zeit, d. i. obiective Guͤltigkeit in Anſehung
aller Gegenſtaͤnde, die iemals unſern Sinnen gegeben wer-
den moͤgen. Und da unſere Anſchauung iederzeit ſinnlich
iſt, ſo kan uns in der Erfahrung niemals ein Gegenſtand
gegeben werden, der nicht unter die Bedingung der Zeit
gehoͤrete. Dagegen ſtreiten wir der Zeit allen Anſpruch
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/65>, abgerufen am 27.11.2024.
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