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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781.

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IV. Absch. Unmöglichkeit eines ontolog. Beweises etc.
dern nur das, was das Prädicat beziehungsweise aufs
Subiect sezt. Nehme ich nun das Subiect (Gott) mit
allen seinen Prädicaten (worunter auch die Allmacht gehö-
ret) zusammen, und sage: Gott ist, oder es ist ein Gott,
so setze ich kein neues Prädicat zum Begriffe von Gott, son-
dern nur das Subiect an sich selbst mit allen seinen Prädi-
caten und zwar den Gegenstand in Beziehung auf meinen
Begriff. Beide müssen genau einerley enthalten und es
kan daher zu dem Begriffe, der blos die Möglichkeit aus-
drückt, darum, daß ich dessen Gegenstand als schlechthin
gegeben (durch den Ausdruck: er ist) denke, nichts weiter
hinzukommen. Und so enthält das Wirkliche nichts mehr
als das blos Mögliche. Hundert wirkliche Thaler enthal-
ten nicht das Mindeste mehr, als hundert mögliche. Denn,
da diese den Begriff, iene aber den Gegenstand und dessen
Position an sich selbst bedeuten, so würde, im Fall dieser
mehr enthielte als iener, mein Begriff nicht den ganzen
Gegenstand ausdrücken und also auch nicht der angemesse-
ne Begriff von ihm seyn. Aber in meinem Vermögens-
zustande ist mehr bey hundert wirklichen Thalern, als bey
dem blossen Begriffe derselben, (d. i. ihrer Möglichkeit).
Denn der Gegenstand ist bey der Wirklichkeit nicht blos in
meinem Begriffe analytisch enthalten, sondern komt zu
meinem Begriffe (der eine Bestimmung meines Zustandes
ist) synthetisch hinzu, ohne daß durch dieses Seyn ausser-
halb meinem Begriffe, diese gedachte hundert Thaler selbst
im mindesten vermehrt werden.


Wenn
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IV. Abſch. Unmoͤglichkeit eines ontolog. Beweiſes ꝛc.
dern nur das, was das Praͤdicat beziehungsweiſe aufs
Subiect ſezt. Nehme ich nun das Subiect (Gott) mit
allen ſeinen Praͤdicaten (worunter auch die Allmacht gehoͤ-
ret) zuſammen, und ſage: Gott iſt, oder es iſt ein Gott,
ſo ſetze ich kein neues Praͤdicat zum Begriffe von Gott, ſon-
dern nur das Subiect an ſich ſelbſt mit allen ſeinen Praͤdi-
caten und zwar den Gegenſtand in Beziehung auf meinen
Begriff. Beide muͤſſen genau einerley enthalten und es
kan daher zu dem Begriffe, der blos die Moͤglichkeit aus-
druͤckt, darum, daß ich deſſen Gegenſtand als ſchlechthin
gegeben (durch den Ausdruck: er iſt) denke, nichts weiter
hinzukommen. Und ſo enthaͤlt das Wirkliche nichts mehr
als das blos Moͤgliche. Hundert wirkliche Thaler enthal-
ten nicht das Mindeſte mehr, als hundert moͤgliche. Denn,
da dieſe den Begriff, iene aber den Gegenſtand und deſſen
Poſition an ſich ſelbſt bedeuten, ſo wuͤrde, im Fall dieſer
mehr enthielte als iener, mein Begriff nicht den ganzen
Gegenſtand ausdruͤcken und alſo auch nicht der angemeſſe-
ne Begriff von ihm ſeyn. Aber in meinem Vermoͤgens-
zuſtande iſt mehr bey hundert wirklichen Thalern, als bey
dem bloſſen Begriffe derſelben, (d. i. ihrer Moͤglichkeit).
Denn der Gegenſtand iſt bey der Wirklichkeit nicht blos in
meinem Begriffe analytiſch enthalten, ſondern komt zu
meinem Begriffe (der eine Beſtimmung meines Zuſtandes
iſt) ſynthetiſch hinzu, ohne daß durch dieſes Seyn auſſer-
halb meinem Begriffe, dieſe gedachte hundert Thaler ſelbſt
im mindeſten vermehrt werden.


Wenn
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[599/0629] IV. Abſch. Unmoͤglichkeit eines ontolog. Beweiſes ꝛc. dern nur das, was das Praͤdicat beziehungsweiſe aufs Subiect ſezt. Nehme ich nun das Subiect (Gott) mit allen ſeinen Praͤdicaten (worunter auch die Allmacht gehoͤ- ret) zuſammen, und ſage: Gott iſt, oder es iſt ein Gott, ſo ſetze ich kein neues Praͤdicat zum Begriffe von Gott, ſon- dern nur das Subiect an ſich ſelbſt mit allen ſeinen Praͤdi- caten und zwar den Gegenſtand in Beziehung auf meinen Begriff. Beide muͤſſen genau einerley enthalten und es kan daher zu dem Begriffe, der blos die Moͤglichkeit aus- druͤckt, darum, daß ich deſſen Gegenſtand als ſchlechthin gegeben (durch den Ausdruck: er iſt) denke, nichts weiter hinzukommen. Und ſo enthaͤlt das Wirkliche nichts mehr als das blos Moͤgliche. Hundert wirkliche Thaler enthal- ten nicht das Mindeſte mehr, als hundert moͤgliche. Denn, da dieſe den Begriff, iene aber den Gegenſtand und deſſen Poſition an ſich ſelbſt bedeuten, ſo wuͤrde, im Fall dieſer mehr enthielte als iener, mein Begriff nicht den ganzen Gegenſtand ausdruͤcken und alſo auch nicht der angemeſſe- ne Begriff von ihm ſeyn. Aber in meinem Vermoͤgens- zuſtande iſt mehr bey hundert wirklichen Thalern, als bey dem bloſſen Begriffe derſelben, (d. i. ihrer Moͤglichkeit). Denn der Gegenſtand iſt bey der Wirklichkeit nicht blos in meinem Begriffe analytiſch enthalten, ſondern komt zu meinem Begriffe (der eine Beſtimmung meines Zuſtandes iſt) ſynthetiſch hinzu, ohne daß durch dieſes Seyn auſſer- halb meinem Begriffe, dieſe gedachte hundert Thaler ſelbſt im mindeſten vermehrt werden. Wenn P p 4

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Zitationshilfe: Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 599. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/629>, abgerufen am 23.11.2024.