Caussalität in Ansehung der Erscheinungen: so muß sie, so sehr sie auch Vernunft ist, dennoch einen empirischen Cha- racter von sich zeigen, weil iede Ursach eine Regel voraus- sezt, darnach gewisse Erscheinungen als Wirkungen folgen, und iede Regel eine Gleichförmigkeit der Wirkungen erfo- dert, die den Begriff der Ursache (als eines Vermögens) gründet, welchen wir, so fern er aus blossen Erscheinun- gen erhellen muß, seinen empirischen Character heissen können, der beständig ist, indessen die Wirkungen, nach Verschiedenheit der begleitenden und zum Theil einschrän- kenden Bedingungen, in veränderlichen Gestalten er- scheinen.
So hat denn ieder Mensch einen empirischen Cha- racter seiner Willkühr, welcher nichts anders ist, als eine gewisse Caussalität seiner Vernunft, so fern diese an ihren Wirkungen in der Erscheinung eine Regel zeigt, darnach man die Vernunftgründe und die Handlungen derselben nach ihrer Art und ihren Graden abnehmen, und die subiective Principien seiner Willkühr beurtheilen kan. Weil dieser empirische Character selbst aus den Erscheinun- gen als Wirkung und aus der Regel derselben, welche Erfahrung an die Hand giebt, gezogen werden muß: so sind alle Handlungen des Menschen in der Erscheinung aus seinem empirischen Character und den mitwirkenden anderen Ursachen nach der Ordnung der Natur bestimt und, wenn wir alle Erscheinungen seiner Willkühr bis auf
den
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IX. Abſch. Vom empir. Gebrauche des regul. ꝛc.
Cauſſalitaͤt in Anſehung der Erſcheinungen: ſo muß ſie, ſo ſehr ſie auch Vernunft iſt, dennoch einen empiriſchen Cha- racter von ſich zeigen, weil iede Urſach eine Regel voraus- ſezt, darnach gewiſſe Erſcheinungen als Wirkungen folgen, und iede Regel eine Gleichfoͤrmigkeit der Wirkungen erfo- dert, die den Begriff der Urſache (als eines Vermoͤgens) gruͤndet, welchen wir, ſo fern er aus bloſſen Erſcheinun- gen erhellen muß, ſeinen empiriſchen Character heiſſen koͤnnen, der beſtaͤndig iſt, indeſſen die Wirkungen, nach Verſchiedenheit der begleitenden und zum Theil einſchraͤn- kenden Bedingungen, in veraͤnderlichen Geſtalten er- ſcheinen.
So hat denn ieder Menſch einen empiriſchen Cha- racter ſeiner Willkuͤhr, welcher nichts anders iſt, als eine gewiſſe Cauſſalitaͤt ſeiner Vernunft, ſo fern dieſe an ihren Wirkungen in der Erſcheinung eine Regel zeigt, darnach man die Vernunftgruͤnde und die Handlungen derſelben nach ihrer Art und ihren Graden abnehmen, und die ſubiective Principien ſeiner Willkuͤhr beurtheilen kan. Weil dieſer empiriſche Character ſelbſt aus den Erſcheinun- gen als Wirkung und aus der Regel derſelben, welche Erfahrung an die Hand giebt, gezogen werden muß: ſo ſind alle Handlungen des Menſchen in der Erſcheinung aus ſeinem empiriſchen Character und den mitwirkenden anderen Urſachen nach der Ordnung der Natur beſtimt und, wenn wir alle Erſcheinungen ſeiner Willkuͤhr bis auf
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IX. Abſch. Vom empir. Gebrauche des regul. ꝛc.
Cauſſalitaͤt in Anſehung der Erſcheinungen: ſo muß ſie, ſo
ſehr ſie auch Vernunft iſt, dennoch einen empiriſchen Cha-
racter von ſich zeigen, weil iede Urſach eine Regel voraus-
ſezt, darnach gewiſſe Erſcheinungen als Wirkungen folgen,
und iede Regel eine Gleichfoͤrmigkeit der Wirkungen erfo-
dert, die den Begriff der Urſache (als eines Vermoͤgens)
gruͤndet, welchen wir, ſo fern er aus bloſſen Erſcheinun-
gen erhellen muß, ſeinen empiriſchen Character heiſſen
koͤnnen, der beſtaͤndig iſt, indeſſen die Wirkungen, nach
Verſchiedenheit der begleitenden und zum Theil einſchraͤn-
kenden Bedingungen, in veraͤnderlichen Geſtalten er-
ſcheinen.
So hat denn ieder Menſch einen empiriſchen Cha-
racter ſeiner Willkuͤhr, welcher nichts anders iſt, als eine
gewiſſe Cauſſalitaͤt ſeiner Vernunft, ſo fern dieſe an ihren
Wirkungen in der Erſcheinung eine Regel zeigt, darnach
man die Vernunftgruͤnde und die Handlungen derſelben
nach ihrer Art und ihren Graden abnehmen, und die
ſubiective Principien ſeiner Willkuͤhr beurtheilen kan.
Weil dieſer empiriſche Character ſelbſt aus den Erſcheinun-
gen als Wirkung und aus der Regel derſelben, welche
Erfahrung an die Hand giebt, gezogen werden muß:
ſo ſind alle Handlungen des Menſchen in der Erſcheinung
aus ſeinem empiriſchen Character und den mitwirkenden
anderen Urſachen nach der Ordnung der Natur beſtimt
und, wenn wir alle Erſcheinungen ſeiner Willkuͤhr bis auf
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 549. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/579>, abgerufen am 23.11.2024.
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