Elementarl. II. Th. II. Abth. II. Buch. II. Hauptst.
Also sind alle Handlungen der Naturursachen in der Zeit- folge selbst wiederum Wirkungen, die ihre Ursachen eben so wol in der Zeitreihe voraussetzen. Eine ursprüngliche Handlung, wodurch etwas geschieht, was vorher nicht war, ist von der Caussalverknüpfung der Erscheinungen nicht zu erwarten.
Ist es denn aber auch nothwendig: daß, wenn die Wirkungen Erscheinungen sind, die Caussalität ihrer Ursache, die (nemlich Ursache) selbst auch Erscheinung ist, lediglich empirisch seyn müsse und ist es nicht vielmehr möglich: daß, obgleich zu ieder Wirkung in der Erscheinung eine Ver- knüpfung mit ihrer Ursache, nach Gesetzen der empirischen Caussalität, allerdings erfodert wird, dennoch diese empiri- sche Caussalität selbst, ohne ihren Zusammenhang mit den Naturursachen im mindesten zu unterbrechen, doch einer Wir- kung einer nichtempirischen, sondern intelligibelen Caussali- tät seyn könne, d. i. einer, in Ansehung der Erscheinungen, ursprünglichen Handlung einer Ursache, die also in so fern nicht Erscheinung, sondern diesem Vermögen nach intelli- gibel ist, ob sie gleich übrigens gänzlich, als ein Glied der Naturkette, mit zu der Sinnenwelt gezählt werden muß.
Wir bedürfen des Satzes der Caussalität der Erschei- nungen unter einander, um von Naturbegebenheiten Natur- bedingungen, d. i. Ursachen in der Erscheinung, zu suchen und angeben zu können. Wenn dieses eingeräumt und durch keine Ausnahme geschwächt wird, so hat der Ver- stand, der bey seinem empirischen Gebrauche in allen Er-
äugnissen
Elementarl. II. Th. II. Abth. II. Buch. II. Hauptſt.
Alſo ſind alle Handlungen der Natururſachen in der Zeit- folge ſelbſt wiederum Wirkungen, die ihre Urſachen eben ſo wol in der Zeitreihe vorausſetzen. Eine urſpruͤngliche Handlung, wodurch etwas geſchieht, was vorher nicht war, iſt von der Cauſſalverknuͤpfung der Erſcheinungen nicht zu erwarten.
Iſt es denn aber auch nothwendig: daß, wenn die Wirkungen Erſcheinungen ſind, die Cauſſalitaͤt ihrer Urſache, die (nemlich Urſache) ſelbſt auch Erſcheinung iſt, lediglich empiriſch ſeyn muͤſſe und iſt es nicht vielmehr moͤglich: daß, obgleich zu ieder Wirkung in der Erſcheinung eine Ver- knuͤpfung mit ihrer Urſache, nach Geſetzen der empiriſchen Cauſſalitaͤt, allerdings erfodert wird, dennoch dieſe empiri- ſche Cauſſalitaͤt ſelbſt, ohne ihren Zuſammenhang mit den Natururſachen im mindeſten zu unterbrechen, doch einer Wir- kung einer nichtempiriſchen, ſondern intelligibelen Cauſſali- taͤt ſeyn koͤnne, d. i. einer, in Anſehung der Erſcheinungen, urſpruͤnglichen Handlung einer Urſache, die alſo in ſo fern nicht Erſcheinung, ſondern dieſem Vermoͤgen nach intelli- gibel iſt, ob ſie gleich uͤbrigens gaͤnzlich, als ein Glied der Naturkette, mit zu der Sinnenwelt gezaͤhlt werden muß.
Wir beduͤrfen des Satzes der Cauſſalitaͤt der Erſchei- nungen unter einander, um von Naturbegebenheiten Natur- bedingungen, d. i. Urſachen in der Erſcheinung, zu ſuchen und angeben zu koͤnnen. Wenn dieſes eingeraͤumt und durch keine Ausnahme geſchwaͤcht wird, ſo hat der Ver- ſtand, der bey ſeinem empiriſchen Gebrauche in allen Er-
aͤugniſſen
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Elementarl. II. Th. II. Abth. II. Buch. II. Hauptſt.
Alſo ſind alle Handlungen der Natururſachen in der Zeit-
folge ſelbſt wiederum Wirkungen, die ihre Urſachen eben
ſo wol in der Zeitreihe vorausſetzen. Eine urſpruͤngliche
Handlung, wodurch etwas geſchieht, was vorher nicht war,
iſt von der Cauſſalverknuͤpfung der Erſcheinungen nicht
zu erwarten.
Iſt es denn aber auch nothwendig: daß, wenn die
Wirkungen Erſcheinungen ſind, die Cauſſalitaͤt ihrer Urſache,
die (nemlich Urſache) ſelbſt auch Erſcheinung iſt, lediglich
empiriſch ſeyn muͤſſe und iſt es nicht vielmehr moͤglich: daß,
obgleich zu ieder Wirkung in der Erſcheinung eine Ver-
knuͤpfung mit ihrer Urſache, nach Geſetzen der empiriſchen
Cauſſalitaͤt, allerdings erfodert wird, dennoch dieſe empiri-
ſche Cauſſalitaͤt ſelbſt, ohne ihren Zuſammenhang mit den
Natururſachen im mindeſten zu unterbrechen, doch einer Wir-
kung einer nichtempiriſchen, ſondern intelligibelen Cauſſali-
taͤt ſeyn koͤnne, d. i. einer, in Anſehung der Erſcheinungen,
urſpruͤnglichen Handlung einer Urſache, die alſo in ſo fern
nicht Erſcheinung, ſondern dieſem Vermoͤgen nach intelli-
gibel iſt, ob ſie gleich uͤbrigens gaͤnzlich, als ein Glied der
Naturkette, mit zu der Sinnenwelt gezaͤhlt werden muß.
Wir beduͤrfen des Satzes der Cauſſalitaͤt der Erſchei-
nungen unter einander, um von Naturbegebenheiten Natur-
bedingungen, d. i. Urſachen in der Erſcheinung, zu ſuchen
und angeben zu koͤnnen. Wenn dieſes eingeraͤumt und
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 544. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/574>, abgerufen am 23.11.2024.
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