als Erweiterung unserer Selbsterkentniß durch reine Ver- nunft, welche uns eine ununterbrochene Fortdauer des Sub- iects aus dem blossen Begriffe des identischen Selbst vorspiegelt, können wir nimmermehr Staat machen, da dieser Begriff sich immer um sich selbst herumdreht, und uns in Ansehung keiner einzigen Frage, welche auf syn- thetische Erkentniß angelegt ist, weiter bringt. Was Ma- terie vor ein Ding an sich selbst (transscendentales Obiect) sey, ist uns zwar gänzlich unbekant; gleichwol kan doch die Beharrlichkeit derselben als Erscheinung, dieweil sie als etwas äusserliches vorgestellet wird, beobachtet werden. Da ich aber, wenn ich das blosse Ich bey dem Wechsel aller Vorstellungen beobachten will, kein ander Correlatum mei- ner Vergleichungen habe, als wiederum Mich selbst, mit den allgemeinen Bedingungen meines Bewustseyns, so kan ich keine andere als tavtologische Beantwortungen auf alle Fragen geben, indem ich nemlich meinen Begriff und des- sen Einheit den Eigenschaften, die mir selbst als Obiect zukommen, unterschiebe, und das voraussetze, was man zu wissen verlangte.
Der vierte Paralogism der Idealität. (des äusseren Verhältnisses).
Dasienige, auf dessen Daseyn, nur als einer Ursache zu gegebenen Wahrnehmungen, geschlossen werden kan, hat eine nur zweifelhafte Existenz:
Nun
Elmentarl. II. Th. II. Abth. II. Buch.
als Erweiterung unſerer Selbſterkentniß durch reine Ver- nunft, welche uns eine ununterbrochene Fortdauer des Sub- iects aus dem bloſſen Begriffe des identiſchen Selbſt vorſpiegelt, koͤnnen wir nimmermehr Staat machen, da dieſer Begriff ſich immer um ſich ſelbſt herumdreht, und uns in Anſehung keiner einzigen Frage, welche auf ſyn- thetiſche Erkentniß angelegt iſt, weiter bringt. Was Ma- terie vor ein Ding an ſich ſelbſt (transſcendentales Obiect) ſey, iſt uns zwar gaͤnzlich unbekant; gleichwol kan doch die Beharrlichkeit derſelben als Erſcheinung, dieweil ſie als etwas aͤuſſerliches vorgeſtellet wird, beobachtet werden. Da ich aber, wenn ich das bloſſe Ich bey dem Wechſel aller Vorſtellungen beobachten will, kein ander Correlatum mei- ner Vergleichungen habe, als wiederum Mich ſelbſt, mit den allgemeinen Bedingungen meines Bewuſtſeyns, ſo kan ich keine andere als tavtologiſche Beantwortungen auf alle Fragen geben, indem ich nemlich meinen Begriff und deſ- ſen Einheit den Eigenſchaften, die mir ſelbſt als Obiect zukommen, unterſchiebe, und das vorausſetze, was man zu wiſſen verlangte.
Der vierte Paralogism der Idealitaͤt. (des aͤuſſeren Verhaͤltniſſes).
Dasienige, auf deſſen Daſeyn, nur als einer Urſache zu gegebenen Wahrnehmungen, geſchloſſen werden kan, hat eine nur zweifelhafte Exiſtenz:
Nun
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Elmentarl. II. Th. II. Abth. II. Buch.
als Erweiterung unſerer Selbſterkentniß durch reine Ver-
nunft, welche uns eine ununterbrochene Fortdauer des Sub-
iects aus dem bloſſen Begriffe des identiſchen Selbſt
vorſpiegelt, koͤnnen wir nimmermehr Staat machen, da
dieſer Begriff ſich immer um ſich ſelbſt herumdreht, und
uns in Anſehung keiner einzigen Frage, welche auf ſyn-
thetiſche Erkentniß angelegt iſt, weiter bringt. Was Ma-
terie vor ein Ding an ſich ſelbſt (transſcendentales Obiect)
ſey, iſt uns zwar gaͤnzlich unbekant; gleichwol kan doch
die Beharrlichkeit derſelben als Erſcheinung, dieweil ſie
als etwas aͤuſſerliches vorgeſtellet wird, beobachtet werden.
Da ich aber, wenn ich das bloſſe Ich bey dem Wechſel aller
Vorſtellungen beobachten will, kein ander Correlatum mei-
ner Vergleichungen habe, als wiederum Mich ſelbſt, mit
den allgemeinen Bedingungen meines Bewuſtſeyns, ſo kan
ich keine andere als tavtologiſche Beantwortungen auf alle
Fragen geben, indem ich nemlich meinen Begriff und deſ-
ſen Einheit den Eigenſchaften, die mir ſelbſt als Obiect
zukommen, unterſchiebe, und das vorausſetze, was man
zu wiſſen verlangte.
Der vierte Paralogism
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/396>, abgerufen am 22.11.2024.
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