Des Ersten Buchs der transscendentalen Dialectik Dritter Abschnitt. System der transscendentalen Ideen.
Wir haben es hier nicht mit einer logischen Dialectik zu thun, welche von allem Inhalte der Erkent- niß abstrahirt und lediglich den falschen Schein in der Form der Vernunftschlüsse aufdekt, sondern mit einer transscendentalen, welche, völlig a priori, den Ursprung gewisser Erkentnisse aus reiner Vernunft und geschlossener Begriffe, deren Gegenstand empirisch gar nicht gegeben werden kan, die also gänzlich ausser dem Vermögen des reinen Verstandes liegen, enthalten soll. Wir haben aus der natürlichen Beziehung, die der transscendentale Ge- brauch unserer Erkentniß, sowol in Schlüssen, als Urthei- len, auf den logischen haben muß, abgenommen: daß es nur drey Arten von Dialectischen Schlüssen geben werde, die sich auf die dreyerley Schlußarten beziehen, durch wel- che Vernunft aus Principien zu Erkentnissen gelangen kan, und daß in allem ihr Geschäfte sey, von der bedingten Synthesis, an die der Verstand iederzeit gebunden bleibt, zur unbedingten aufzusteigen, die er niemals erreichen kan.
Nun ist das allgemeine aller Beziehung, die unsere Vorstellungen haben können, 1) die Beziehung aufs Sub- iect, 2) die Beziehung auf Obiecte und zwar, entweder
erst-
III. Abſch. Syſtem der transſcendent. Ideen.
Des Erſten Buchs der transſcendentalen Dialectik Dritter Abſchnitt. Syſtem der transſcendentalen Ideen.
Wir haben es hier nicht mit einer logiſchen Dialectik zu thun, welche von allem Inhalte der Erkent- niß abſtrahirt und lediglich den falſchen Schein in der Form der Vernunftſchluͤſſe aufdekt, ſondern mit einer transſcendentalen, welche, voͤllig a priori, den Urſprung gewiſſer Erkentniſſe aus reiner Vernunft und geſchloſſener Begriffe, deren Gegenſtand empiriſch gar nicht gegeben werden kan, die alſo gaͤnzlich auſſer dem Vermoͤgen des reinen Verſtandes liegen, enthalten ſoll. Wir haben aus der natuͤrlichen Beziehung, die der transſcendentale Ge- brauch unſerer Erkentniß, ſowol in Schluͤſſen, als Urthei- len, auf den logiſchen haben muß, abgenommen: daß es nur drey Arten von Dialectiſchen Schluͤſſen geben werde, die ſich auf die dreyerley Schlußarten beziehen, durch wel- che Vernunft aus Principien zu Erkentniſſen gelangen kan, und daß in allem ihr Geſchaͤfte ſey, von der bedingten Syntheſis, an die der Verſtand iederzeit gebunden bleibt, zur unbedingten aufzuſteigen, die er niemals erreichen kan.
Nun iſt das allgemeine aller Beziehung, die unſere Vorſtellungen haben koͤnnen, 1) die Beziehung aufs Sub- iect, 2) die Beziehung auf Obiecte und zwar, entweder
erſt-
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III. Abſch. Syſtem der transſcendent. Ideen.
Des
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Dialectik
Dritter Abſchnitt.
Syſtem der transſcendentalen Ideen.
Wir haben es hier nicht mit einer logiſchen Dialectik
zu thun, welche von allem Inhalte der Erkent-
niß abſtrahirt und lediglich den falſchen Schein in der
Form der Vernunftſchluͤſſe aufdekt, ſondern mit einer
transſcendentalen, welche, voͤllig a priori, den Urſprung
gewiſſer Erkentniſſe aus reiner Vernunft und geſchloſſener
Begriffe, deren Gegenſtand empiriſch gar nicht gegeben
werden kan, die alſo gaͤnzlich auſſer dem Vermoͤgen des
reinen Verſtandes liegen, enthalten ſoll. Wir haben aus
der natuͤrlichen Beziehung, die der transſcendentale Ge-
brauch unſerer Erkentniß, ſowol in Schluͤſſen, als Urthei-
len, auf den logiſchen haben muß, abgenommen: daß es
nur drey Arten von Dialectiſchen Schluͤſſen geben werde,
die ſich auf die dreyerley Schlußarten beziehen, durch wel-
che Vernunft aus Principien zu Erkentniſſen gelangen kan,
und daß in allem ihr Geſchaͤfte ſey, von der bedingten
Syntheſis, an die der Verſtand iederzeit gebunden bleibt,
zur unbedingten aufzuſteigen, die er niemals erreichen kan.
Nun iſt das allgemeine aller Beziehung, die unſere
Vorſtellungen haben koͤnnen, 1) die Beziehung aufs Sub-
iect, 2) die Beziehung auf Obiecte und zwar, entweder
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/363>, abgerufen am 22.11.2024.
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