gegen aber auch die Erscheinungen nicht Gegenstände an sich selbst seyn können. Denn, wenn ich mir blos Dinge überhaupt denke, so kan freilich die Verschiedenheit der äusseren Verhältnisse nicht eine Verschiedenheit der Sachen selbst ausmachen, sondern sezt diese vielmehr voraus, und, wenn der Begriff von dem einen, innerlich von dem des andern gar nicht unterschieden ist, so setze ich nur ein und dasselbe Ding in verschiedene Verhältnisse. Ferner, durch Hinzukunft einer blossen Beiahung (Rea- lität) zur andern, wird ia das Positive vermehrt, und ihm nichts entzogen, oder aufgehoben, daher kan das Reale in Dingen überhaupt einander nicht widerstreiten, u. s. w.
Die Begriffe der Reflexion haben, wie wir gezeigt haben, durch eine gewisse Mißdeutung einen solchen Ein- fluß auf den Verstandesgebrauch, daß sie sogar einen der scharfsichtigsten unter allen Philosophen zu einem vermein- ten System intellectueller Erkentniß, welches seine Gegen- stände ohne Dazukunft der Sinne zu bestimmen unter- nimt, zu verleiten im Stande gewesen. Eben um des- willen ist die Entwickelung der täuschenden Ursache der Am- phibolie dieser Begriffe, in Veranlassung falscher Grund- sätze von grossem Nutzen, die Gränzen des Verstandes zuverläßig zu bestimmen und zu sichern.
Man muß zwar sagen: was einem Begriff allge- mein zukomt, oder widerspricht, das komt auch zu, oder
wider-
Elementarl. II. Th. I. Abth. II. Buch. Anhang.
gegen aber auch die Erſcheinungen nicht Gegenſtaͤnde an ſich ſelbſt ſeyn koͤnnen. Denn, wenn ich mir blos Dinge uͤberhaupt denke, ſo kan freilich die Verſchiedenheit der aͤuſſeren Verhaͤltniſſe nicht eine Verſchiedenheit der Sachen ſelbſt ausmachen, ſondern ſezt dieſe vielmehr voraus, und, wenn der Begriff von dem einen, innerlich von dem des andern gar nicht unterſchieden iſt, ſo ſetze ich nur ein und daſſelbe Ding in verſchiedene Verhaͤltniſſe. Ferner, durch Hinzukunft einer bloſſen Beiahung (Rea- litaͤt) zur andern, wird ia das Poſitive vermehrt, und ihm nichts entzogen, oder aufgehoben, daher kan das Reale in Dingen uͤberhaupt einander nicht widerſtreiten, u. ſ. w.
Die Begriffe der Reflexion haben, wie wir gezeigt haben, durch eine gewiſſe Mißdeutung einen ſolchen Ein- fluß auf den Verſtandesgebrauch, daß ſie ſogar einen der ſcharfſichtigſten unter allen Philoſophen zu einem vermein- ten Syſtem intellectueller Erkentniß, welches ſeine Gegen- ſtaͤnde ohne Dazukunft der Sinne zu beſtimmen unter- nimt, zu verleiten im Stande geweſen. Eben um des- willen iſt die Entwickelung der taͤuſchenden Urſache der Am- phibolie dieſer Begriffe, in Veranlaſſung falſcher Grund- ſaͤtze von groſſem Nutzen, die Graͤnzen des Verſtandes zuverlaͤßig zu beſtimmen und zu ſichern.
Man muß zwar ſagen: was einem Begriff allge- mein zukomt, oder widerſpricht, das komt auch zu, oder
wider-
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Elementarl. II. Th. I. Abth. II. Buch. Anhang.
gegen aber auch die Erſcheinungen nicht Gegenſtaͤnde an
ſich ſelbſt ſeyn koͤnnen. Denn, wenn ich mir blos Dinge
uͤberhaupt denke, ſo kan freilich die Verſchiedenheit der
aͤuſſeren Verhaͤltniſſe nicht eine Verſchiedenheit der Sachen
ſelbſt ausmachen, ſondern ſezt dieſe vielmehr voraus,
und, wenn der Begriff von dem einen, innerlich von
dem des andern gar nicht unterſchieden iſt, ſo ſetze ich
nur ein und daſſelbe Ding in verſchiedene Verhaͤltniſſe.
Ferner, durch Hinzukunft einer bloſſen Beiahung (Rea-
litaͤt) zur andern, wird ia das Poſitive vermehrt, und
ihm nichts entzogen, oder aufgehoben, daher kan das
Reale in Dingen uͤberhaupt einander nicht widerſtreiten,
u. ſ. w.
Die Begriffe der Reflexion haben, wie wir gezeigt
haben, durch eine gewiſſe Mißdeutung einen ſolchen Ein-
fluß auf den Verſtandesgebrauch, daß ſie ſogar einen der
ſcharfſichtigſten unter allen Philoſophen zu einem vermein-
ten Syſtem intellectueller Erkentniß, welches ſeine Gegen-
ſtaͤnde ohne Dazukunft der Sinne zu beſtimmen unter-
nimt, zu verleiten im Stande geweſen. Eben um des-
willen iſt die Entwickelung der taͤuſchenden Urſache der Am-
phibolie dieſer Begriffe, in Veranlaſſung falſcher Grund-
ſaͤtze von groſſem Nutzen, die Graͤnzen des Verſtandes
zuverlaͤßig zu beſtimmen und zu ſichern.
Man muß zwar ſagen: was einem Begriff allge-
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/310>, abgerufen am 25.11.2024.
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