Ein solches System der reinen (speculativen) Vernunft hoffe ich unter dem Titel: Metaphysik der Natur, selbst zu liefern, welches, bey noch nicht der Hälfte der Weitläuftigkeit, dennoch ungleich reicheren Inhalt haben soll, als hier die Critik, die zuvörderst die Quellen und Bedingungen ihrer Möglichkeit dar- legen mußte, und einen ganz verwachsenen Boden zu reinigen und zu ebenen nöthig hatte. Hier erwarte ich an meinem Leser die Gedult und Unpartheylichkeit eines Richters, dort aber die Willfährigkeit und den Beistand eines Mithelfers; denn, so vollständig auch alle Principien zu dem System in der Critik vorge- tragen sind, so gehört zur Ausführlichkeit des Systems selbst doch noch, daß es auch an keinen abgeleiteten Begriffen mangele, die man a priori nicht in Ueber- schlag bringen kan, sondern die nach und nach aufge- sucht werden müssen, imgleichen, da dort die ganze Synthesis der Begriffe erschöpft wurde, so wird über- dem hier gefodert, daß eben dasselbe auch in Anse- hung der Analysis geschehe, welches alles leicht und mehr Unterhaltung als Arbeit ist.
Ich habe nur noch Einiges in Ansehung des Drucks anzumerken. Da der Anfang desselben etwas verspätet war, so konte ich nur etwa die Hälfte der
Aus-
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Vorrede.
Ein ſolches Syſtem der reinen (ſpeculativen) Vernunft hoffe ich unter dem Titel: Metaphyſik der Natur, ſelbſt zu liefern, welches, bey noch nicht der Haͤlfte der Weitlaͤuftigkeit, dennoch ungleich reicheren Inhalt haben ſoll, als hier die Critik, die zuvoͤrderſt die Quellen und Bedingungen ihrer Moͤglichkeit dar- legen mußte, und einen ganz verwachſenen Boden zu reinigen und zu ebenen noͤthig hatte. Hier erwarte ich an meinem Leſer die Gedult und Unpartheylichkeit eines Richters, dort aber die Willfaͤhrigkeit und den Beiſtand eines Mithelfers; denn, ſo vollſtaͤndig auch alle Principien zu dem Syſtem in der Critik vorge- tragen ſind, ſo gehoͤrt zur Ausfuͤhrlichkeit des Syſtems ſelbſt doch noch, daß es auch an keinen abgeleiteten Begriffen mangele, die man a priori nicht in Ueber- ſchlag bringen kan, ſondern die nach und nach aufge- ſucht werden muͤſſen, imgleichen, da dort die ganze Syntheſis der Begriffe erſchoͤpft wurde, ſo wird uͤber- dem hier gefodert, daß eben daſſelbe auch in Anſe- hung der Analyſis geſchehe, welches alles leicht und mehr Unterhaltung als Arbeit iſt.
Ich habe nur noch Einiges in Anſehung des Drucks anzumerken. Da der Anfang deſſelben etwas verſpaͤtet war, ſo konte ich nur etwa die Haͤlfte der
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[0027]
Vorrede.
Ein ſolches Syſtem der reinen (ſpeculativen)
Vernunft hoffe ich unter dem Titel: Metaphyſik der
Natur, ſelbſt zu liefern, welches, bey noch nicht der
Haͤlfte der Weitlaͤuftigkeit, dennoch ungleich reicheren
Inhalt haben ſoll, als hier die Critik, die zuvoͤrderſt
die Quellen und Bedingungen ihrer Moͤglichkeit dar-
legen mußte, und einen ganz verwachſenen Boden zu
reinigen und zu ebenen noͤthig hatte. Hier erwarte
ich an meinem Leſer die Gedult und Unpartheylichkeit
eines Richters, dort aber die Willfaͤhrigkeit und den
Beiſtand eines Mithelfers; denn, ſo vollſtaͤndig auch
alle Principien zu dem Syſtem in der Critik vorge-
tragen ſind, ſo gehoͤrt zur Ausfuͤhrlichkeit des Syſtems
ſelbſt doch noch, daß es auch an keinen abgeleiteten
Begriffen mangele, die man a priori nicht in Ueber-
ſchlag bringen kan, ſondern die nach und nach aufge-
ſucht werden muͤſſen, imgleichen, da dort die ganze
Syntheſis der Begriffe erſchoͤpft wurde, ſo wird uͤber-
dem hier gefodert, daß eben daſſelbe auch in Anſe-
hung der Analyſis geſchehe, welches alles leicht und
mehr Unterhaltung als Arbeit iſt.
Ich habe nur noch Einiges in Anſehung des
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/27>, abgerufen am 06.10.2024.
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