Einheit der Synthesis des Mannigfaltigen einer gleicharti- gen Anschauung überhaupt, dadurch, daß ich die Zeit selbst in der Apprehension der Anschauung erzeuge.
Realität ist im reinen Verstandesbegriffe das, was einer Empfindung überhaupt correspondirt; dasienige also, dessen Begriff an sich selbst ein Seyn (in der Zeit) anzeigt. Negation, dessen Begriff ein Nichtseyn (in der Zeit) vor- stellt. Die Entgegensetzung beider geschieht also in dem Unterschiede derselben Zeit, als einer erfülleten, oder leeren Zeit. Da die Zeit nur die Form der Anschauung, mit- hin der Gegenstände, als Erscheinungen ist, so ist das, was an diesen der Empfindung entspricht, die transscen- dentale Materie aller Gegenstände, als Dinge an sich (die Sachheit, Realität.) Nun hat iede Empfindung einen Grad oder Grösse, wodurch sie dieselbe Zeit, d. i. den inn- ren Sinn in Ansehung derselben Vorstellung eines Gegen- standes, mehr oder weniger erfüllen kan, bis sie in Nichts (= o = negatio) aufhört. Daher ist ein Verhältniß und Zusammenhang, oder vielmehr ein Uebergang von Realität zur Negation, welcher iede Realität, als ein Quan- tum vorstellig macht, und das Schema einer Realität, als der Quantität von Etwas, so fern es die Zeit erfüllt, ist eben diese continuirliche und gleichförmige Erzeugung der- selben in der Zeit, indem man von der Empfindung, die einen gewissen Grad hat, in der Zeit bis zum Verschwin- den derselben hinabgeht. oder von der Negation zu der Grösse derselben allmählig aufsteigt.
Das
Von dem Schematismus d. r. Verſt. Begr.
Einheit der Syntheſis des Mannigfaltigen einer gleicharti- gen Anſchauung uͤberhaupt, dadurch, daß ich die Zeit ſelbſt in der Apprehenſion der Anſchauung erzeuge.
Realitaͤt iſt im reinen Verſtandesbegriffe das, was einer Empfindung uͤberhaupt correſpondirt; dasienige alſo, deſſen Begriff an ſich ſelbſt ein Seyn (in der Zeit) anzeigt. Negation, deſſen Begriff ein Nichtſeyn (in der Zeit) vor- ſtellt. Die Entgegenſetzung beider geſchieht alſo in dem Unterſchiede derſelben Zeit, als einer erfuͤlleten, oder leeren Zeit. Da die Zeit nur die Form der Anſchauung, mit- hin der Gegenſtaͤnde, als Erſcheinungen iſt, ſo iſt das, was an dieſen der Empfindung entſpricht, die transſcen- dentale Materie aller Gegenſtaͤnde, als Dinge an ſich (die Sachheit, Realitaͤt.) Nun hat iede Empfindung einen Grad oder Groͤſſe, wodurch ſie dieſelbe Zeit, d. i. den inn- ren Sinn in Anſehung derſelben Vorſtellung eines Gegen- ſtandes, mehr oder weniger erfuͤllen kan, bis ſie in Nichts (= o = negatio) aufhoͤrt. Daher iſt ein Verhaͤltniß und Zuſammenhang, oder vielmehr ein Uebergang von Realitaͤt zur Negation, welcher iede Realitaͤt, als ein Quan- tum vorſtellig macht, und das Schema einer Realitaͤt, als der Quantitaͤt von Etwas, ſo fern es die Zeit erfuͤllt, iſt eben dieſe continuirliche und gleichfoͤrmige Erzeugung der- ſelben in der Zeit, indem man von der Empfindung, die einen gewiſſen Grad hat, in der Zeit bis zum Verſchwin- den derſelben hinabgeht. oder von der Negation zu der Groͤſſe derſelben allmaͤhlig aufſteigt.
Das
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Von dem Schematismus d. r. Verſt. Begr.
Einheit der Syntheſis des Mannigfaltigen einer gleicharti-
gen Anſchauung uͤberhaupt, dadurch, daß ich die Zeit ſelbſt
in der Apprehenſion der Anſchauung erzeuge.
Realitaͤt iſt im reinen Verſtandesbegriffe das, was
einer Empfindung uͤberhaupt correſpondirt; dasienige alſo,
deſſen Begriff an ſich ſelbſt ein Seyn (in der Zeit) anzeigt.
Negation, deſſen Begriff ein Nichtſeyn (in der Zeit) vor-
ſtellt. Die Entgegenſetzung beider geſchieht alſo in dem
Unterſchiede derſelben Zeit, als einer erfuͤlleten, oder leeren
Zeit. Da die Zeit nur die Form der Anſchauung, mit-
hin der Gegenſtaͤnde, als Erſcheinungen iſt, ſo iſt das,
was an dieſen der Empfindung entſpricht, die transſcen-
dentale Materie aller Gegenſtaͤnde, als Dinge an ſich (die
Sachheit, Realitaͤt.) Nun hat iede Empfindung einen
Grad oder Groͤſſe, wodurch ſie dieſelbe Zeit, d. i. den inn-
ren Sinn in Anſehung derſelben Vorſtellung eines Gegen-
ſtandes, mehr oder weniger erfuͤllen kan, bis ſie in Nichts
(= o = negatio) aufhoͤrt. Daher iſt ein Verhaͤltniß
und Zuſammenhang, oder vielmehr ein Uebergang von
Realitaͤt zur Negation, welcher iede Realitaͤt, als ein Quan-
tum vorſtellig macht, und das Schema einer Realitaͤt, als
der Quantitaͤt von Etwas, ſo fern es die Zeit erfuͤllt, iſt
eben dieſe continuirliche und gleichfoͤrmige Erzeugung der-
ſelben in der Zeit, indem man von der Empfindung, die
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den derſelben hinabgeht. oder von der Negation zu
der Groͤſſe derſelben allmaͤhlig aufſteigt.
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/173>, abgerufen am 23.11.2024.
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