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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781.

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Elementarl. II. Th. I. Abth. II. Buch. I. Hauptst.
(namentlich des innern Sinnes) a priori enthalten müssen,
welche die allgemeine Bedingung enthalten, unter der die
Categorie allein auf irgend einen Gegenstand angewandt
werden kan. Wir wollen diese formale und reine Bedin-
gung der Sinnlichkeit, auf welche der Verstandesbegriff in
seinem Gebrauch restringirt ist, das Schema dieses Ver-
standesbegriffs, und das Verfahren des Verstandes mit
diesen Schematen den Schematismus des reinen Ver-
standes nennen.

Das Schema ist an sich selbst iederzeit nur ein Pro-
duct der Einbildungskraft; aber indem die Synthesis der
lezteren keine einzelne Anschauung, sondern die Einheit in
der Bestimmung der Sinnlichkeit allein zur Absicht hat,
so ist das Schema doch vom Bilde zu unterscheiden. So,
wenn ich fünf Puncte hinter einander setze, . . . . . ist
dieses ein Bild von der Zahl fünf. Dagegen, wenn ich
eine Zahl überhaupt nur denke, die nun fünf oder hun-
dert seyn kan, so ist dieses Denken mehr die Vorstellung
einer Methode, einem gewissen Begriffe gemäß eine Menge
(z. E. Tausend) in einem Bilde vorzustellen, als dieses
Bild selbst, welches ich im leztern Falle schwerlich würde
übersehen und mit dem Begriff vergleichen können. Diese
Vorstellung nun von einem allgemeinen Verfahren der
Einbildungskraft, einem Begriff sein Bild zu verschaffen,
nenne ich das Schema zu diesem Begriffe.

In der That liegen unsern reinen sinnlichen Begrif-
fen nicht Bilder der Gegenstände, sondern Schemate zum

Grunde

Elementarl. II. Th. I. Abth. II. Buch. I. Hauptſt.
(namentlich des innern Sinnes) a priori enthalten muͤſſen,
welche die allgemeine Bedingung enthalten, unter der die
Categorie allein auf irgend einen Gegenſtand angewandt
werden kan. Wir wollen dieſe formale und reine Bedin-
gung der Sinnlichkeit, auf welche der Verſtandesbegriff in
ſeinem Gebrauch reſtringirt iſt, das Schema dieſes Ver-
ſtandesbegriffs, und das Verfahren des Verſtandes mit
dieſen Schematen den Schematismus des reinen Ver-
ſtandes nennen.

Das Schema iſt an ſich ſelbſt iederzeit nur ein Pro-
duct der Einbildungskraft; aber indem die Syntheſis der
lezteren keine einzelne Anſchauung, ſondern die Einheit in
der Beſtimmung der Sinnlichkeit allein zur Abſicht hat,
ſo iſt das Schema doch vom Bilde zu unterſcheiden. So,
wenn ich fuͤnf Puncte hinter einander ſetze, . . . . . iſt
dieſes ein Bild von der Zahl fuͤnf. Dagegen, wenn ich
eine Zahl uͤberhaupt nur denke, die nun fuͤnf oder hun-
dert ſeyn kan, ſo iſt dieſes Denken mehr die Vorſtellung
einer Methode, einem gewiſſen Begriffe gemaͤß eine Menge
(z. E. Tauſend) in einem Bilde vorzuſtellen, als dieſes
Bild ſelbſt, welches ich im leztern Falle ſchwerlich wuͤrde
uͤberſehen und mit dem Begriff vergleichen koͤnnen. Dieſe
Vorſtellung nun von einem allgemeinen Verfahren der
Einbildungskraft, einem Begriff ſein Bild zu verſchaffen,
nenne ich das Schema zu dieſem Begriffe.

In der That liegen unſern reinen ſinnlichen Begrif-
fen nicht Bilder der Gegenſtaͤnde, ſondern Schemate zum

Grunde
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[140/0170] Elementarl. II. Th. I. Abth. II. Buch. I. Hauptſt. (namentlich des innern Sinnes) a priori enthalten muͤſſen, welche die allgemeine Bedingung enthalten, unter der die Categorie allein auf irgend einen Gegenſtand angewandt werden kan. Wir wollen dieſe formale und reine Bedin- gung der Sinnlichkeit, auf welche der Verſtandesbegriff in ſeinem Gebrauch reſtringirt iſt, das Schema dieſes Ver- ſtandesbegriffs, und das Verfahren des Verſtandes mit dieſen Schematen den Schematismus des reinen Ver- ſtandes nennen. Das Schema iſt an ſich ſelbſt iederzeit nur ein Pro- duct der Einbildungskraft; aber indem die Syntheſis der lezteren keine einzelne Anſchauung, ſondern die Einheit in der Beſtimmung der Sinnlichkeit allein zur Abſicht hat, ſo iſt das Schema doch vom Bilde zu unterſcheiden. So, wenn ich fuͤnf Puncte hinter einander ſetze, . . . . . iſt dieſes ein Bild von der Zahl fuͤnf. Dagegen, wenn ich eine Zahl uͤberhaupt nur denke, die nun fuͤnf oder hun- dert ſeyn kan, ſo iſt dieſes Denken mehr die Vorſtellung einer Methode, einem gewiſſen Begriffe gemaͤß eine Menge (z. E. Tauſend) in einem Bilde vorzuſtellen, als dieſes Bild ſelbſt, welches ich im leztern Falle ſchwerlich wuͤrde uͤberſehen und mit dem Begriff vergleichen koͤnnen. Dieſe Vorſtellung nun von einem allgemeinen Verfahren der Einbildungskraft, einem Begriff ſein Bild zu verſchaffen, nenne ich das Schema zu dieſem Begriffe. In der That liegen unſern reinen ſinnlichen Begrif- fen nicht Bilder der Gegenſtaͤnde, ſondern Schemate zum Grunde

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Zitationshilfe: Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/170>, abgerufen am 24.11.2024.