Kant, Immanuel: Über Pädagogik. Königsberg, 1803.- auf Genügsamkeit mit äußern Umständen, und Duldsamkeit in Arbeiten: Sustine et abstine; - auf Genügsamkeit in Vergnügungen. Wenn man nicht blos Vergnügen verlangt, sondern auch geduldig im Arbeiten seyn will, so wird man ein brauchbares Glied des gemeinen Wesens, und bewahrt sich vor Langweile. Auf Fröhlichkeit ferner und gute Laune, muß man den Jüngling hinweisen. Die Fröhlichkeit des Herzens entspringt daraus, daß man sich nichts vorzuwerfen hat; - auf die Gleichheit der Laune. Man kann sich durch Uebung dahin bringen, daß man sich immer zum aufgeräumten Theilnehmer der Gesellschaft disponiren kann. - Darauf, daß man immer wie Pflicht ansieht. Eine Handlung muß mir werth seyn, nicht, weil sie mit meiner Neigung stimmt, sondern, weil ich dadurch meine Pflicht erfülle. - Auf Menschenliebe gegen Andere, und dann auch auf weltbürgerliche Gesinnungen. In unserer Seele ist etwas, daß wir Interesse nehmen 1) an unserm Selbst, 2) an Andern, mit denen wir aufgewachsen sind, und dann muß 3) noch ein Interesse am Weltbesten Statt finden. Man muß Kinder mit diesem Interesse bekannt machen, damit sie ihre Seele daran erwärmen mögen. Sie müssen sich freuen über das Weltbeste, wenn es auch nicht der Vortheil ihres Vaterlandes, oder ihr eigner Gewinn ist. - Darauf, daß er einen geringen Werth setze in den Genuß der Ergötzlichkeiten des Lebens. Die kindische – auf Genügsamkeit mit äußern Umständen, und Duldsamkeit in Arbeiten: Sustine et abstine; – auf Genügsamkeit in Vergnügungen. Wenn man nicht blos Vergnügen verlangt, sondern auch geduldig im Arbeiten seyn will, so wird man ein brauchbares Glied des gemeinen Wesens, und bewahrt sich vor Langweile. Auf Fröhlichkeit ferner und gute Laune, muß man den Jüngling hinweisen. Die Fröhlichkeit des Herzens entspringt daraus, daß man sich nichts vorzuwerfen hat; – auf die Gleichheit der Laune. Man kann sich durch Uebung dahin bringen, daß man sich immer zum aufgeräumten Theilnehmer der Gesellschaft disponiren kann. – Darauf, daß man immer wie Pflicht ansieht. Eine Handlung muß mir werth seyn, nicht, weil sie mit meiner Neigung stimmt, sondern, weil ich dadurch meine Pflicht erfülle. – Auf Menschenliebe gegen Andere, und dann auch auf weltbürgerliche Gesinnungen. In unserer Seele ist etwas, daß wir Interesse nehmen 1) an unserm Selbst, 2) an Andern, mit denen wir aufgewachsen sind, und dann muß 3) noch ein Interesse am Weltbesten Statt finden. Man muß Kinder mit diesem Interesse bekannt machen, damit sie ihre Seele daran erwärmen mögen. Sie müssen sich freuen über das Weltbeste, wenn es auch nicht der Vortheil ihres Vaterlandes, oder ihr eigner Gewinn ist. – Darauf, daß er einen geringen Werth setze in den Genuß der Ergötzlichkeiten des Lebens. Die kindische <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0101" n="101"/> – auf Genügsamkeit mit äußern Umständen, und Duldsamkeit in Arbeiten: <hi rendition="#aq">Sustine et abstine;</hi> – auf Genügsamkeit in Vergnügungen. Wenn man nicht blos Vergnügen verlangt, sondern auch geduldig im Arbeiten seyn will, so wird man ein brauchbares Glied des gemeinen Wesens, und bewahrt sich vor Langweile.</p> <p>Auf Fröhlichkeit ferner und gute Laune, muß man den Jüngling hinweisen. Die Fröhlichkeit des Herzens entspringt daraus, daß man sich nichts vorzuwerfen hat; – auf die Gleichheit der Laune. Man kann sich durch Uebung dahin bringen, daß man sich immer zum aufgeräumten Theilnehmer der Gesellschaft disponiren kann. –</p> <p>Darauf, daß man immer wie Pflicht ansieht. Eine Handlung muß mir werth seyn, nicht, weil sie mit meiner Neigung stimmt, sondern, weil ich dadurch meine Pflicht erfülle. –</p> <p>Auf Menschenliebe gegen Andere, und dann auch auf weltbürgerliche Gesinnungen. In unserer Seele ist etwas, daß wir Interesse nehmen 1) an unserm Selbst, 2) an Andern, mit denen wir aufgewachsen sind, und dann muß 3) noch ein Interesse am Weltbesten Statt finden. Man muß Kinder mit diesem Interesse bekannt machen, damit sie ihre Seele daran erwärmen mögen. Sie müssen sich freuen über das Weltbeste, wenn es auch nicht der Vortheil ihres Vaterlandes, oder ihr eigner Gewinn ist. –</p> <p>Darauf, daß er einen geringen Werth setze in den Genuß der Ergötzlichkeiten des Lebens. Die kindische </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [101/0101]
– auf Genügsamkeit mit äußern Umständen, und Duldsamkeit in Arbeiten: Sustine et abstine; – auf Genügsamkeit in Vergnügungen. Wenn man nicht blos Vergnügen verlangt, sondern auch geduldig im Arbeiten seyn will, so wird man ein brauchbares Glied des gemeinen Wesens, und bewahrt sich vor Langweile.
Auf Fröhlichkeit ferner und gute Laune, muß man den Jüngling hinweisen. Die Fröhlichkeit des Herzens entspringt daraus, daß man sich nichts vorzuwerfen hat; – auf die Gleichheit der Laune. Man kann sich durch Uebung dahin bringen, daß man sich immer zum aufgeräumten Theilnehmer der Gesellschaft disponiren kann. –
Darauf, daß man immer wie Pflicht ansieht. Eine Handlung muß mir werth seyn, nicht, weil sie mit meiner Neigung stimmt, sondern, weil ich dadurch meine Pflicht erfülle. –
Auf Menschenliebe gegen Andere, und dann auch auf weltbürgerliche Gesinnungen. In unserer Seele ist etwas, daß wir Interesse nehmen 1) an unserm Selbst, 2) an Andern, mit denen wir aufgewachsen sind, und dann muß 3) noch ein Interesse am Weltbesten Statt finden. Man muß Kinder mit diesem Interesse bekannt machen, damit sie ihre Seele daran erwärmen mögen. Sie müssen sich freuen über das Weltbeste, wenn es auch nicht der Vortheil ihres Vaterlandes, oder ihr eigner Gewinn ist. –
Darauf, daß er einen geringen Werth setze in den Genuß der Ergötzlichkeiten des Lebens. Die kindische
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