Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kant, Immanuel: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels. Königsberg u. a., 1755.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
ne so zusammengesetzte Richtigkeit gründet.
Jch belehre mich endlich aus der vorher
angezeigten Betrachtung: daß eine solche
Auswickelung der Natur nicht etwas un-
erhörtes an ihr ist, sondern daß ihre we-
sentliche Bestrebung solche nothwendig mit
sich bringet, und daß dieses das herrlichste
Zeugniß ihrer Abhängigkeit von demjeni-
gen Urwesen ist, welches so gar die Quelle
der Wesen selber und ihrer ersten Wir-
kungsgesetze in sich hat. Diese Einsicht
verdoppelt mein Zutrauen auf den Ent-
wurf den ich gemacht habe. Die Zuver-
sicht vermehret sich bey jeden Schritte den
ich mit Fortgang weiter setze und meine
Kleinmüthigkeit hört völlig auf.

Aber die Vertheidigung deines Sy-
stems, wird man sagen, ist zugleich die
Vertheidigung der Meinungen des Epi-
kurs, welche damit die grösseste Aehnlich-
keit haben. Jch will nicht völlig alle Ueber-
einstimmung mit demselben ablehnen. Vie-

le
b 4

Vorrede.
ne ſo zuſammengeſetzte Richtigkeit gruͤndet.
Jch belehre mich endlich aus der vorher
angezeigten Betrachtung: daß eine ſolche
Auswickelung der Natur nicht etwas un-
erhoͤrtes an ihr iſt, ſondern daß ihre we-
ſentliche Beſtrebung ſolche nothwendig mit
ſich bringet, und daß dieſes das herrlichſte
Zeugniß ihrer Abhaͤngigkeit von demjeni-
gen Urweſen iſt, welches ſo gar die Quelle
der Weſen ſelber und ihrer erſten Wir-
kungsgeſetze in ſich hat. Dieſe Einſicht
verdoppelt mein Zutrauen auf den Ent-
wurf den ich gemacht habe. Die Zuver-
ſicht vermehret ſich bey jeden Schritte den
ich mit Fortgang weiter ſetze und meine
Kleinmuͤthigkeit hoͤrt voͤllig auf.

Aber die Vertheidigung deines Sy-
ſtems, wird man ſagen, iſt zugleich die
Vertheidigung der Meinungen des Epi-
kurs, welche damit die groͤſſeſte Aehnlich-
keit haben. Jch will nicht voͤllig alle Ueber-
einſtimmung mit demſelben ablehnen. Vie-

le
b 4
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0027"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
ne &#x017F;o zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzte Richtigkeit gru&#x0364;ndet.<lb/>
Jch belehre mich endlich aus der vorher<lb/>
angezeigten Betrachtung: daß eine &#x017F;olche<lb/>
Auswickelung der Natur nicht etwas un-<lb/>
erho&#x0364;rtes an ihr i&#x017F;t, &#x017F;ondern daß ihre we-<lb/>
&#x017F;entliche Be&#x017F;trebung &#x017F;olche nothwendig mit<lb/>
&#x017F;ich bringet, und daß die&#x017F;es das herrlich&#x017F;te<lb/>
Zeugniß ihrer Abha&#x0364;ngigkeit von demjeni-<lb/>
gen Urwe&#x017F;en i&#x017F;t, welches &#x017F;o gar die Quelle<lb/>
der We&#x017F;en &#x017F;elber und ihrer er&#x017F;ten Wir-<lb/>
kungsge&#x017F;etze in &#x017F;ich hat. Die&#x017F;e Ein&#x017F;icht<lb/>
verdoppelt mein Zutrauen auf den Ent-<lb/>
wurf den ich gemacht habe. Die Zuver-<lb/>
&#x017F;icht vermehret &#x017F;ich bey jeden Schritte den<lb/>
ich mit Fortgang weiter &#x017F;etze und meine<lb/>
Kleinmu&#x0364;thigkeit ho&#x0364;rt vo&#x0364;llig auf.</p><lb/>
        <p>Aber die Vertheidigung deines Sy-<lb/>
&#x017F;tems, wird man &#x017F;agen, i&#x017F;t zugleich die<lb/>
Vertheidigung der Meinungen des Epi-<lb/>
kurs, welche damit die gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;te Aehnlich-<lb/>
keit haben. Jch will nicht vo&#x0364;llig alle Ueber-<lb/>
ein&#x017F;timmung mit dem&#x017F;elben ablehnen. Vie-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">b 4</fw><fw place="bottom" type="catch">le</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0027] Vorrede. ne ſo zuſammengeſetzte Richtigkeit gruͤndet. Jch belehre mich endlich aus der vorher angezeigten Betrachtung: daß eine ſolche Auswickelung der Natur nicht etwas un- erhoͤrtes an ihr iſt, ſondern daß ihre we- ſentliche Beſtrebung ſolche nothwendig mit ſich bringet, und daß dieſes das herrlichſte Zeugniß ihrer Abhaͤngigkeit von demjeni- gen Urweſen iſt, welches ſo gar die Quelle der Weſen ſelber und ihrer erſten Wir- kungsgeſetze in ſich hat. Dieſe Einſicht verdoppelt mein Zutrauen auf den Ent- wurf den ich gemacht habe. Die Zuver- ſicht vermehret ſich bey jeden Schritte den ich mit Fortgang weiter ſetze und meine Kleinmuͤthigkeit hoͤrt voͤllig auf. Aber die Vertheidigung deines Sy- ſtems, wird man ſagen, iſt zugleich die Vertheidigung der Meinungen des Epi- kurs, welche damit die groͤſſeſte Aehnlich- keit haben. Jch will nicht voͤllig alle Ueber- einſtimmung mit demſelben ablehnen. Vie- le b 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kant_naturgeschichte_1755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kant_naturgeschichte_1755/27
Zitationshilfe: Kant, Immanuel: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels. Königsberg u. a., 1755, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_naturgeschichte_1755/27>, abgerufen am 27.11.2024.