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Kant, Immanuel: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels. Königsberg u. a., 1755.

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Vorrede.
anstellen müssen, wenn gleich kein Mensch
auf solcher Jnsel lebete, und zwar durch
keine andere Eigenschaft als die der Luft
auch ohne Absicht auf diesen Zweck bloß
zum Wachsthum der Pflanzen unentbehr-
lich vonnöthen ist, nemlich durch ihre Ela-
sticität und Schweere. Die Hitze der Son-
ne hebet das Gleichgewicht der Luft auf,
indem sie diejenige verdünnet die über dem
Lande ist, und dadurch die kühlere Mee-
resluft veranlasset, sie aus ihrer Stelle zu
heben und ihren Platz einzunehmen.

Was vor einen Nutzen haben nicht die
Winde überhaupt zum Vortheile der Erd-
kugel, und was vor einen Gebrauch
macht nicht der Menschen Scharfsinnig-
keit aus denselben; indessen waren keine
andere Einrichtungen nöthig sie hervor zu-
bringen, als dieselbe allgemeine Beschaf-
fenheit der Luft und Wärme, welche auch
unangesehen dieser Zwecke auf der Erde
befindlich seyn mußten.

Gebt

Vorrede.
anſtellen muͤſſen, wenn gleich kein Menſch
auf ſolcher Jnſel lebete, und zwar durch
keine andere Eigenſchaft als die der Luft
auch ohne Abſicht auf dieſen Zweck bloß
zum Wachsthum der Pflanzen unentbehr-
lich vonnoͤthen iſt, nemlich durch ihre Ela-
ſticitaͤt und Schweere. Die Hitze der Son-
ne hebet das Gleichgewicht der Luft auf,
indem ſie diejenige verduͤnnet die uͤber dem
Lande iſt, und dadurch die kuͤhlere Mee-
resluft veranlaſſet, ſie aus ihrer Stelle zu
heben und ihren Platz einzunehmen.

Was vor einen Nutzen haben nicht die
Winde uͤberhaupt zum Vortheile der Erd-
kugel, und was vor einen Gebrauch
macht nicht der Menſchen Scharfſinnig-
keit aus denſelben; indeſſen waren keine
andere Einrichtungen noͤthig ſie hervor zu-
bringen, als dieſelbe allgemeine Beſchaf-
fenheit der Luft und Waͤrme, welche auch
unangeſehen dieſer Zwecke auf der Erde
befindlich ſeyn mußten.

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[0022] Vorrede. anſtellen muͤſſen, wenn gleich kein Menſch auf ſolcher Jnſel lebete, und zwar durch keine andere Eigenſchaft als die der Luft auch ohne Abſicht auf dieſen Zweck bloß zum Wachsthum der Pflanzen unentbehr- lich vonnoͤthen iſt, nemlich durch ihre Ela- ſticitaͤt und Schweere. Die Hitze der Son- ne hebet das Gleichgewicht der Luft auf, indem ſie diejenige verduͤnnet die uͤber dem Lande iſt, und dadurch die kuͤhlere Mee- resluft veranlaſſet, ſie aus ihrer Stelle zu heben und ihren Platz einzunehmen. Was vor einen Nutzen haben nicht die Winde uͤberhaupt zum Vortheile der Erd- kugel, und was vor einen Gebrauch macht nicht der Menſchen Scharfſinnig- keit aus denſelben; indeſſen waren keine andere Einrichtungen noͤthig ſie hervor zu- bringen, als dieſelbe allgemeine Beſchaf- fenheit der Luft und Waͤrme, welche auch unangeſehen dieſer Zwecke auf der Erde befindlich ſeyn mußten. Gebt

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Zitationshilfe: Kant, Immanuel: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels. Königsberg u. a., 1755, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_naturgeschichte_1755/22>, abgerufen am 29.03.2024.