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Kant, Immanuel: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels. Königsberg u. a., 1755.

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Vorrede.
Stille als beym Aufgange herrschet. Oh-
ne diese erwünschte Einrichtung würde
diese Jnsel unbewohnbar seyn. Eben die-
se Wohlthat geniessen alle Küsten der Län-
der die im heissen Erdstriche liegen. Jh-
nen ist es auch am nöthigsten, weil, da sie
die niedrigsten Gegenden des trockenen
Landes seyn, auch die größte Hitze erleiden;
denn die höher im Lande befindliche Ge-
genden, dahin dieser Seewind nicht rei-
chet, sind seiner auch weniger benöthigt,
weil ihre höhere Lage sie in eine kühlere
Luftgegend versetzet. Jst dieses nicht alles
schön, sind es nicht sichtbare Zwecke, die
durch klüglich angewandte Mittel bewir-
cket worden. Allein zum Wiederspiel muß
der Naturalist die natürlichen Ursachen
davon in den allgemeinsten Eigenschaften
der Luft antreffen ohne besondere Veran-
staltungen deswegen vermuthen zu dör-
fen. Er bemerket mit Recht, daß diese
Seewinde solche periodische Bewegungen

anstel-
b

Vorrede.
Stille als beym Aufgange herrſchet. Oh-
ne dieſe erwuͤnſchte Einrichtung wuͤrde
dieſe Jnſel unbewohnbar ſeyn. Eben die-
ſe Wohlthat genieſſen alle Kuͤſten der Laͤn-
der die im heiſſen Erdſtriche liegen. Jh-
nen iſt es auch am noͤthigſten, weil, da ſie
die niedrigſten Gegenden des trockenen
Landes ſeyn, auch die groͤßte Hitze erleiden;
denn die hoͤher im Lande befindliche Ge-
genden, dahin dieſer Seewind nicht rei-
chet, ſind ſeiner auch weniger benoͤthigt,
weil ihre hoͤhere Lage ſie in eine kuͤhlere
Luftgegend verſetzet. Jſt dieſes nicht alles
ſchoͤn, ſind es nicht ſichtbare Zwecke, die
durch kluͤglich angewandte Mittel bewir-
cket worden. Allein zum Wiederſpiel muß
der Naturaliſt die natuͤrlichen Urſachen
davon in den allgemeinſten Eigenſchaften
der Luft antreffen ohne beſondere Veran-
ſtaltungen deswegen vermuthen zu doͤr-
fen. Er bemerket mit Recht, daß dieſe
Seewinde ſolche periodiſche Bewegungen

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[0021] Vorrede. Stille als beym Aufgange herrſchet. Oh- ne dieſe erwuͤnſchte Einrichtung wuͤrde dieſe Jnſel unbewohnbar ſeyn. Eben die- ſe Wohlthat genieſſen alle Kuͤſten der Laͤn- der die im heiſſen Erdſtriche liegen. Jh- nen iſt es auch am noͤthigſten, weil, da ſie die niedrigſten Gegenden des trockenen Landes ſeyn, auch die groͤßte Hitze erleiden; denn die hoͤher im Lande befindliche Ge- genden, dahin dieſer Seewind nicht rei- chet, ſind ſeiner auch weniger benoͤthigt, weil ihre hoͤhere Lage ſie in eine kuͤhlere Luftgegend verſetzet. Jſt dieſes nicht alles ſchoͤn, ſind es nicht ſichtbare Zwecke, die durch kluͤglich angewandte Mittel bewir- cket worden. Allein zum Wiederſpiel muß der Naturaliſt die natuͤrlichen Urſachen davon in den allgemeinſten Eigenſchaften der Luft antreffen ohne beſondere Veran- ſtaltungen deswegen vermuthen zu doͤr- fen. Er bemerket mit Recht, daß dieſe Seewinde ſolche periodiſche Bewegungen anſtel- b

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Zitationshilfe: Kant, Immanuel: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels. Königsberg u. a., 1755, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_naturgeschichte_1755/21>, abgerufen am 23.04.2024.