Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kale, Jacob: Eine Christliche Leichpredigt/ Am tage der Begrebniß/ des weylandt Hochwirdigen/ Durchleuchtigen/ Hochgebornen Fürsten und Herrn/ Herrn Heinrichen Julij/ Postulierten Bischoff zu Halberstadt/ und Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg/ [et]c. : Welcher in der Königlichen alten Heuptstadt Prage Anno 1613. am 20. Julij ... entschlaffen. Goslar, 1613.

Bild:
<< vorherige Seite

Grases blume. So bald eine Blume verwelcket / verdorret vnd verweset / so bald ist auch des Menschen Herrligkeit dahin. Vnd wie alle Blumen gegen den Winter vnd mannichmahl / noch ehe welck werden / also müssen regulariter alle Menschen sterben vnd verwelcken / vnd offtmals ehe sie sichs versehen / wie solches erstlich vnser Landesfürst / Christmilder Gedechtniß / mit seinem Exempel bezeuget / vnd darnach vns mit todtem Munde ein Lied fürsinget / das heist: Hodie mihi, cras tibi, Heut ists an mir / Morgen an dir.

In Summa / wann der Mensch sich recht ansihet / so findet er / das er anders nichtes ist / alß vermis & putredo, eine Made Job. 25. 13.vnd ein Wurm / (Job. 25.) Ein fligendt Blat vnnd dürrer Gene. 18.Halm / Er ist Erd vnd Asch / In Schwachheit / weinen vnnd schmertzen wird er zur Welt geboren / In schwachheit bringet er sein Leben zu / So gehet der Todt ohn schmertzen / weinen / Ingressus flebilis, pro. gressus debilis, egressus horribilis. angst vnd schrecken nicht ab / wie wir singen: Weinen war mein erste Stim / mit weinen war ich geboren / mit weinen tregt man mich wider hin / den Würmern zur Speiß auserkohren. Es sey einer wo er wolle / in Spanien / Franckreich / Engeland / Welschlandt / Behmen / Deutschlandt / in Persia / in Turcia / oder auch gleich in den Insulis Fortunatis, so kompt doch entlich der Todt vber jhn / er muß die Herberge reumen / vnd einer dem anderen weichen / da ist kein Winckel / kein Kemmerlein noch Stübelein in der grossen weiten Herberge dieser Welt / darinnen sich einer könte verbergen / wie solches auch diß in Specie bezeuget / das es in kurtzen Jahren dahin kommen / das hohe Stemme in dieser betrübten Welt gar außgegangen sind / Dann ja Königliche / Fürstliche / vnd Gräffliche Heuser rein außgestorben sein / alß Polen / Braunschweig / Kalenbergisch

Grases blume. So bald eine Blume verwelcket / verdorret vnd verweset / so bald ist auch des Menschen Herrligkeit dahin. Vnd wie alle Blumen gegen den Winter vnd mannichmahl / noch ehe welck werden / also müssen regulariter alle Menschen sterben vnd verwelcken / vnd offtmals ehe sie sichs versehen / wie solches erstlich vnser Landesfürst / Christmilder Gedechtniß / mit seinem Exempel bezeuget / vñ darnach vns mit todtem Munde ein Lied fürsinget / das heist: Hodiè mihi, cras tibi, Heut ists an mir / Morgen an dir.

In Summa / wann der Mensch sich recht ansihet / so findet er / das er anders nichtes ist / alß vermis & putredo, eine Made Job. 25. 13.vnd ein Wurm / (Job. 25.) Ein fligendt Blat vnnd dürrer Gene. 18.Halm / Er ist Erd vnd Asch / In Schwachheit / weinen vnnd schmertzen wird er zur Welt geboren / In schwachheit bringet er sein Leben zu / So gehet der Todt ohn schmertzen / weinen / Ingressus flebilis, pro. gressus debilis, egressus horribilis. angst vnd schrecken nicht ab / wie wir singen: Weinen war mein erste Stim / mit weinen war ich geboren / mit weinen tregt man mich wider hin / den Würmern zur Speiß auserkohren. Es sey einer wo er wolle / in Spanien / Franckreich / Engeland / Welschlandt / Behmen / Deutschlandt / in Persia / in Turcia / oder auch gleich in den Insulis Fortunatis, so kompt doch entlich der Todt vber jhn / er muß die Herberge reumen / vnd einer dem anderen weichen / da ist kein Winckel / kein Kemmerlein noch Stübelein in der grossen weiten Herberge dieser Welt / darinnen sich einer könte verbergen / wie solches auch diß in Specie bezeuget / das es in kurtzen Jahren dahin kommen / das hohe Stemme in dieser betrübten Welt gar außgegangen sind / Dann ja Königliche / Fürstliche / vnd Gräffliche Heuser rein außgestorben sein / alß Polen / Braunschweig / Kalenbergisch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0048"/>
Grases blume. So bald eine
                     Blume verwelcket / verdorret vnd verweset / so bald ist auch des Menschen
                     Herrligkeit dahin. Vnd wie alle Blumen gegen den Winter vnd mannichmahl / noch
                     ehe welck werden / also müssen <hi rendition="#i">regulariter</hi> alle Menschen
                     sterben vnd verwelcken / vnd offtmals ehe sie sichs versehen / wie solches
                     erstlich vnser Landesfürst / Christmilder Gedechtniß / mit seinem Exempel
                     bezeuget / vn&#x0303; darnach vns mit todtem Munde ein Lied fürsinget /
                     das heist: <hi rendition="#i">Hodiè mihi, cras tibi,</hi> Heut ists an mir /
                     Morgen an dir.</p>
        <p>In Summa / wann der Mensch sich recht ansihet / so findet er / das er anders
                     nichtes ist / alß <hi rendition="#i">vermis &amp; putredo,</hi> eine Made
                         <note place="left">Job. 25. 13.</note>vnd ein Wurm / (Job. 25.) Ein
                     fligendt Blat vnnd dürrer <note place="left">Gene. 18.</note>Halm / Er
                     ist Erd vnd Asch / In Schwachheit / weinen vnnd schmertzen wird er zur Welt
                     geboren / In schwachheit bringet er sein Leben zu / So gehet der Todt ohn
                     schmertzen / weinen / <note place="left"><hi rendition="#i">Ingressus flebilis, pro. gressus debilis, egressus
                             horribilis.</hi></note>angst vnd schrecken nicht ab / wie wir singen: Weinen war mein erste Stim
                     / mit weinen war ich geboren / mit weinen tregt man mich wider hin / den Würmern
                     zur Speiß auserkohren. Es sey einer wo er wolle / in Spanien / Franckreich /
                     Engeland / Welschlandt / Behmen / Deutschlandt / in Persia / in Turcia / oder
                     auch gleich in den <hi rendition="#i">Insulis Fortunatis,</hi> so kompt doch
                     entlich der Todt vber jhn / er muß die Herberge reumen / vnd einer dem anderen
                     weichen / da ist kein Winckel / kein Kemmerlein noch Stübelein in der grossen
                     weiten Herberge dieser Welt / darinnen sich einer könte verbergen / wie solches
                     auch diß <hi rendition="#i">in Specie</hi> bezeuget / das es in kurtzen Jahren
                     dahin kommen / das hohe Stemme in dieser betrübten Welt gar außgegangen sind /
                     Dann ja Königliche / Fürstliche / vnd Gräffliche Heuser rein außgestorben sein /
                     alß Polen / Braunschweig / Kalenbergisch
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0048] Grases blume. So bald eine Blume verwelcket / verdorret vnd verweset / so bald ist auch des Menschen Herrligkeit dahin. Vnd wie alle Blumen gegen den Winter vnd mannichmahl / noch ehe welck werden / also müssen regulariter alle Menschen sterben vnd verwelcken / vnd offtmals ehe sie sichs versehen / wie solches erstlich vnser Landesfürst / Christmilder Gedechtniß / mit seinem Exempel bezeuget / vñ darnach vns mit todtem Munde ein Lied fürsinget / das heist: Hodiè mihi, cras tibi, Heut ists an mir / Morgen an dir. In Summa / wann der Mensch sich recht ansihet / so findet er / das er anders nichtes ist / alß vermis & putredo, eine Made vnd ein Wurm / (Job. 25.) Ein fligendt Blat vnnd dürrer Halm / Er ist Erd vnd Asch / In Schwachheit / weinen vnnd schmertzen wird er zur Welt geboren / In schwachheit bringet er sein Leben zu / So gehet der Todt ohn schmertzen / weinen / angst vnd schrecken nicht ab / wie wir singen: Weinen war mein erste Stim / mit weinen war ich geboren / mit weinen tregt man mich wider hin / den Würmern zur Speiß auserkohren. Es sey einer wo er wolle / in Spanien / Franckreich / Engeland / Welschlandt / Behmen / Deutschlandt / in Persia / in Turcia / oder auch gleich in den Insulis Fortunatis, so kompt doch entlich der Todt vber jhn / er muß die Herberge reumen / vnd einer dem anderen weichen / da ist kein Winckel / kein Kemmerlein noch Stübelein in der grossen weiten Herberge dieser Welt / darinnen sich einer könte verbergen / wie solches auch diß in Specie bezeuget / das es in kurtzen Jahren dahin kommen / das hohe Stemme in dieser betrübten Welt gar außgegangen sind / Dann ja Königliche / Fürstliche / vnd Gräffliche Heuser rein außgestorben sein / alß Polen / Braunschweig / Kalenbergisch Job. 25. 13. Gene. 18. Ingressus flebilis, pro. gressus debilis, egressus horribilis.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kale_leichpredigt_1613
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kale_leichpredigt_1613/48
Zitationshilfe: Kale, Jacob: Eine Christliche Leichpredigt/ Am tage der Begrebniß/ des weylandt Hochwirdigen/ Durchleuchtigen/ Hochgebornen Fürsten und Herrn/ Herrn Heinrichen Julij/ Postulierten Bischoff zu Halberstadt/ und Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg/ [et]c. : Welcher in der Königlichen alten Heuptstadt Prage Anno 1613. am 20. Julij ... entschlaffen. Goslar, 1613, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kale_leichpredigt_1613/48>, abgerufen am 20.04.2024.