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Kale, Jacob: Eine Christliche Leichpredigt/ Am tage der Begrebniß/ des weylandt Hochwirdigen/ Durchleuchtigen/ Hochgebornen Fürsten und Herrn/ Herrn Heinrichen Julij/ Postulierten Bischoff zu Halberstadt/ und Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg/ [et]c. : Welcher in der Königlichen alten Heuptstadt Prage Anno 1613. am 20. Julij ... entschlaffen. Goslar, 1613.

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schier nicht machen können / Denn durch diß hartes vnd jämmerliche Ehetrennunge war worden / was der Poet Stigelius sagt / von zweyen frommen vnd lieben Hertzen:

Non dolor est maior, quam cum violentia mortis Unanimi solvit corda ligata fide. Es ist kein grösser Leidt vnd Schmertz / Alß wenn der Todt scheidt zwey trew Hertz.

Diß ist also eine sehr scharffe [fremdsprachliches Material], davon der alte Lehrer Basilius redet / vnd spricht: Wann Man vnd Weib durch den zeitlichen Todt getrennet werden / daß das also schmertze / alß wenn eines gesunden Menschen Hertz in zwey theil gespaltet würde / von welchem das eine in die Erden verscharret / Augustinus.vnd das ander also blutrüstig vnnd vnverbunden im Leibe behangen bliebe / darüber der nachbleibende Ehegahte in solche Trübsal gereth / das er wol mit dem heiligen Augustino sagen möchte: Horrori est mihi vita, quia nolo dimidius vivere, Ich begehr nicht lenger zu leben / denn was sol ich alß ein halber Mensch leben.

Daher lieset man / das etliche / wann von den Eheleuten Capaneuseins gestorben / sich das ander theil leid angethan vnnd selbst vmbracht / Etliche mit Fewr / alß der könig Capaneus / Etliche Ligarius. Portia.haben sich mit Hunger verschmechtet vnd getödtet / alß der Römer Ligarius / Etliche haben fewrige Kolen gefressen vnd verschlungen Flamen Dialis. / alß die berühmte Fraw Portia / Etliche haben jhr Ampt vbergeben / als der Heydtnische Priester zu Rom / darumb / das durch Absterben seines Weibes jhm sein Hauß jämmerlich verstümmelt vnd enblösset ward. Ettzliche haben Artemisia jhre abgestorbene nicht wollen begraben / sonderen mit Fewr zerpulueren lassen / wie die Königinne Artemisia des Landes

schier nicht machen können / Denn durch diß hartes vnd jämmerliche Ehetrennunge war worden / was der Poet Stigelius sagt / von zweyen frommen vnd lieben Hertzen:

Non dolor est maior, quam cum violentia mortis Unanimi solvit corda ligata fide. Es ist kein grösser Leidt vnd Schmertz / Alß wenn der Todt scheidt zwey trew Hertz.

Diß ist also eine sehr scharffe [fremdsprachliches Material], davon der alte Lehrer Basilius redet / vnd spricht: Wann Man vnd Weib durch den zeitlichen Todt getrennet werden / daß das also schmertze / alß wenn eines gesunden Menschen Hertz in zwey theil gespaltet würde / von welchem das eine in die Erden verscharret / Augustinus.vnd das ander also blutrüstig vnnd vnverbunden im Leibe behangen bliebe / darüber der nachbleibende Ehegahte in solche Trübsal gereth / das er wol mit dem heiligen Augustino sagen möchte: Horrori est mihi vita, quia nolo dimidius vivere, Ich begehr nicht lenger zu leben / denn was sol ich alß ein halber Mensch leben.

Daher lieset man / das etliche / wann von den Eheleuten Capaneuseins gestorben / sich das ander theil leid angethan vnnd selbst vmbracht / Etliche mit Fewr / alß der könig Capaneus / Etliche Ligarius. Portia.haben sich mit Hunger verschmechtet vnd getödtet / alß der Römer Ligarius / Etliche haben fewrige Kolen gefressen vnd verschlungen Flamen Dialis. / alß die berühmte Fraw Portia / Etliche haben jhr Ampt vbergeben / als der Heydtnische Priester zu Rom / darumb / das durch Absterben seines Weibes jhm sein Hauß jämmerlich verstümmelt vnd enblösset ward. Ettzliche haben Artemisia jhre abgestorbene nicht wollen begraben / sonderen mit Fewr zerpulueren lassen / wie die Königinne Artemisia des Landes

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[0026] schier nicht machen können / Denn durch diß hartes vnd jämmerliche Ehetrennunge war worden / was der Poet Stigelius sagt / von zweyen frommen vnd lieben Hertzen: Non dolor est maior, quam cum violentia mortis Unanimi solvit corda ligata fide. Es ist kein grösser Leidt vnd Schmertz / Alß wenn der Todt scheidt zwey trew Hertz. Diß ist also eine sehr scharffe _ , davon der alte Lehrer Basilius redet / vnd spricht: Wann Man vnd Weib durch den zeitlichen Todt getrennet werden / daß das also schmertze / alß wenn eines gesunden Menschen Hertz in zwey theil gespaltet würde / von welchem das eine in die Erden verscharret / vnd das ander also blutrüstig vnnd vnverbunden im Leibe behangen bliebe / darüber der nachbleibende Ehegahte in solche Trübsal gereth / das er wol mit dem heiligen Augustino sagen möchte: Horrori est mihi vita, quia nolo dimidius vivere, Ich begehr nicht lenger zu leben / denn was sol ich alß ein halber Mensch leben. Augustinus. Daher lieset man / das etliche / wann von den Eheleuten eins gestorben / sich das ander theil leid angethan vnnd selbst vmbracht / Etliche mit Fewr / alß der könig Capaneus / Etliche haben sich mit Hunger verschmechtet vnd getödtet / alß der Römer Ligarius / Etliche haben fewrige Kolen gefressen vnd verschlungen / alß die berühmte Fraw Portia / Etliche haben jhr Ampt vbergeben / als der Heydtnische Priester zu Rom / darumb / das durch Absterben seines Weibes jhm sein Hauß jämmerlich verstümmelt vnd enblösset ward. Ettzliche haben jhre abgestorbene nicht wollen begraben / sonderen mit Fewr zerpulueren lassen / wie die Königinne Artemisia des Landes Capaneus Ligarius. Portia. Flamen Dialis. Artemisia

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Zitationshilfe: Kale, Jacob: Eine Christliche Leichpredigt/ Am tage der Begrebniß/ des weylandt Hochwirdigen/ Durchleuchtigen/ Hochgebornen Fürsten und Herrn/ Herrn Heinrichen Julij/ Postulierten Bischoff zu Halberstadt/ und Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg/ [et]c. : Welcher in der Königlichen alten Heuptstadt Prage Anno 1613. am 20. Julij ... entschlaffen. Goslar, 1613, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kale_leichpredigt_1613/26>, abgerufen am 29.03.2024.