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Kafka, Franz: Der Prozess (Hg. Max Brod). Berlin, 1925.

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und beleuchtete sich selbst mit der Kerze, als sähe er selbst zum erstenmal seinen Zustand. "Leni ist Ihre Geliebte?" fragte K. kurz. Er hatte die Beine ein wenig gespreizt, die Hände, in denen er den Hut hielt, hinten verschlungen. Schon durch den Besitz eines starken Überrocks fühlte er sich dem magern Kleinen sehr überlegen. "O Gott," sagte der und hob die eine Hand in erschrockener Abwehr vor das Gesicht, "nein, nein, was denken Sie denn?" "Sie sehn glaubwürdig aus," sagte K. lächelnd, "trotzdem - kommen Sie." Er winkte ihm mit dem Hut und ließ ihn vor sich gehn. "Wie heißen Sie denn?" fragte K. auf dem Weg. "Block, Kaufmann Block," sagte der Kleine und drehte sich bei dieser Vorstellung nach K. um, stehenbleiben ließ ihn aber K. nicht. "Ist das Ihr wirklicher Name?" fragte K. "Gewiß," war die Antwort, "warum haben Sie denn Zweifel?" "Ich dachte, Sie könnten Grund haben, Ihren Namen zu verschweigen," sagte K. Er fühlte sich so frei, wie man es sonst nur ist, wenn man in der Fremde mit niedrigen Leuten spricht, alles was einen selbst betrifft, bei sich behält, nur gleichmütig von den Interessen der andern redet, sie dadurch vor sich

und beleuchtete sich selbst mit der Kerze, als sähe er selbst zum erstenmal seinen Zustand. „Leni ist Ihre Geliebte?“ fragte K. kurz. Er hatte die Beine ein wenig gespreizt, die Hände, in denen er den Hut hielt, hinten verschlungen. Schon durch den Besitz eines starken Überrocks fühlte er sich dem magern Kleinen sehr überlegen. „O Gott,“ sagte der und hob die eine Hand in erschrockener Abwehr vor das Gesicht, „nein, nein, was denken Sie denn?“ „Sie sehn glaubwürdig aus,“ sagte K. lächelnd, „trotzdem – kommen Sie.“ Er winkte ihm mit dem Hut und ließ ihn vor sich gehn. „Wie heißen Sie denn?“ fragte K. auf dem Weg. „Block, Kaufmann Block,“ sagte der Kleine und drehte sich bei dieser Vorstellung nach K. um, stehenbleiben ließ ihn aber K. nicht. „Ist das Ihr wirklicher Name?“ fragte K. „Gewiß,“ war die Antwort, „warum haben Sie denn Zweifel?“ „Ich dachte, Sie könnten Grund haben, Ihren Namen zu verschweigen,“ sagte K. Er fühlte sich so frei, wie man es sonst nur ist, wenn man in der Fremde mit niedrigen Leuten spricht, alles was einen selbst betrifft, bei sich behält, nur gleichmütig von den Interessen der andern redet, sie dadurch vor sich

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[293/0295] und beleuchtete sich selbst mit der Kerze, als sähe er selbst zum erstenmal seinen Zustand. „Leni ist Ihre Geliebte?“ fragte K. kurz. Er hatte die Beine ein wenig gespreizt, die Hände, in denen er den Hut hielt, hinten verschlungen. Schon durch den Besitz eines starken Überrocks fühlte er sich dem magern Kleinen sehr überlegen. „O Gott,“ sagte der und hob die eine Hand in erschrockener Abwehr vor das Gesicht, „nein, nein, was denken Sie denn?“ „Sie sehn glaubwürdig aus,“ sagte K. lächelnd, „trotzdem – kommen Sie.“ Er winkte ihm mit dem Hut und ließ ihn vor sich gehn. „Wie heißen Sie denn?“ fragte K. auf dem Weg. „Block, Kaufmann Block,“ sagte der Kleine und drehte sich bei dieser Vorstellung nach K. um, stehenbleiben ließ ihn aber K. nicht. „Ist das Ihr wirklicher Name?“ fragte K. „Gewiß,“ war die Antwort, „warum haben Sie denn Zweifel?“ „Ich dachte, Sie könnten Grund haben, Ihren Namen zu verschweigen,“ sagte K. Er fühlte sich so frei, wie man es sonst nur ist, wenn man in der Fremde mit niedrigen Leuten spricht, alles was einen selbst betrifft, bei sich behält, nur gleichmütig von den Interessen der andern redet, sie dadurch vor sich

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Zitationshilfe: Kafka, Franz: Der Prozess (Hg. Max Brod). Berlin, 1925, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kafka_prozess_1925/295>, abgerufen am 23.11.2024.