Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.Vom Ambra. versichert, daß nichts besser mit dem Ambra vermischt werden könne, als fein zermalmteReißhülsen, weil hiedurch sowol die Leichtigkeit, als auch die bläuliche Farbe am besten er- halten würde. Der Besitzer wird indes vom Betrug bald unterrichtet, wenn die Würmer diese zugesezte Materie wegnagen. Oft wird der ächte Ambra mit Benzoin oder Asand, Storax und andern wohlriechenden Sachen versezt; oft aber wird eine ganz falsche Komposi- tion aus Pech, Wachs, Harz, Storax und ähnlichen Dingen verfertiget. Man hat mir beide Materien oft zum Verkauf angeboten. Die erste für verfälscht zu erkennen ist etwas schwer, die andre aber ungemein leicht durch die Berührung, den Anblik oder auch nur, wenn man damit räuchert. Diejenigen, welche den Ambra zum Handel aufsuchen, verstehen die Künste, wenn Unter den verschiednen Gattungen von gutem Ambra halten die Sineser diejenige Für die allerschlechteste Gattung von Ambra wird diejenige gehalten, welche man Das Südmeer wirft oft ganz sonderbare Stücke einer fettigen Substanz ans Ufer ganz
Vom Ambra. verſichert, daß nichts beſſer mit dem Ambra vermiſcht werden koͤnne, als fein zermalmteReißhuͤlſen, weil hiedurch ſowol die Leichtigkeit, als auch die blaͤuliche Farbe am beſten er- halten wuͤrde. Der Beſitzer wird indes vom Betrug bald unterrichtet, wenn die Wuͤrmer dieſe zugeſezte Materie wegnagen. Oft wird der aͤchte Ambra mit Benzoin oder Aſand, Storax und andern wohlriechenden Sachen verſezt; oft aber wird eine ganz falſche Kompoſi- tion aus Pech, Wachs, Harz, Storax und aͤhnlichen Dingen verfertiget. Man hat mir beide Materien oft zum Verkauf angeboten. Die erſte fuͤr verfaͤlſcht zu erkennen iſt etwas ſchwer, die andre aber ungemein leicht durch die Beruͤhrung, den Anblik oder auch nur, wenn man damit raͤuchert. Diejenigen, welche den Ambra zum Handel aufſuchen, verſtehen die Kuͤnſte, wenn Unter den verſchiednen Gattungen von gutem Ambra halten die Sineſer diejenige Fuͤr die allerſchlechteſte Gattung von Ambra wird diejenige gehalten, welche man Das Suͤdmeer wirft oft ganz ſonderbare Stuͤcke einer fettigen Subſtanz ans Ufer ganz
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Vom Ambra.
verſichert, daß nichts beſſer mit dem Ambra vermiſcht werden koͤnne, als fein zermalmte
Reißhuͤlſen, weil hiedurch ſowol die Leichtigkeit, als auch die blaͤuliche Farbe am beſten er-
halten wuͤrde. Der Beſitzer wird indes vom Betrug bald unterrichtet, wenn die Wuͤrmer
dieſe zugeſezte Materie wegnagen. Oft wird der aͤchte Ambra mit Benzoin oder Aſand,
Storax und andern wohlriechenden Sachen verſezt; oft aber wird eine ganz falſche Kompoſi-
tion aus Pech, Wachs, Harz, Storax und aͤhnlichen Dingen verfertiget. Man hat mir
beide Materien oft zum Verkauf angeboten. Die erſte fuͤr verfaͤlſcht zu erkennen iſt etwas
ſchwer, die andre aber ungemein leicht durch die Beruͤhrung, den Anblik oder auch nur,
wenn man damit raͤuchert.
Diejenigen, welche den Ambra zum Handel aufſuchen, verſtehen die Kuͤnſte, wenn
er noch friſch iſt, mehrere kleine Stuͤcke in eine groͤſſere Maſſe zu vereinigen, den unge-
ſtalteten Stuͤcken eine ſchoͤnere Form zu geben, daher findet man, daß der Ambra meiſtens
rund, allezeit aber von betraͤchtlichem Gewicht iſt, aus welchem Grunde man aber nicht an
ſeiner Guͤte zweifeln darf. Die beßte und ſicherſte Probe von dieſer Guͤte iſt, einige Gran
auf ein ganz gluͤhend heißes Blech zu legen. Der Rauch entdekt alsdann jene Verfaͤlſchung,
und je weniger Aſche man findet, deſto beſſer der Ambra. Die Aſiater jenſeits des Ganges
pflegen dieſe Probe gemeiniglich mit einer ſehr gangbaren duͤnnen goldnen Muͤnze Kobang,
die an Groͤſſe und Geſtalt einem Ey aͤhnlich iſt, zu machen. Sie pflegen etwas Ambra
auf dieſelbe zu reiben und mit demſelben auf Kohlen zu legen.
Unter den verſchiednen Gattungen von gutem Ambra halten die Sineſer diejenige
fuͤr die allerbeſte, deren abgeriebne Theile in warm Waſſer geworfen und bedekt am leich-
teſten aufgeloͤſet und ganz fluͤſſig werden. Jch habe geſehn, daß man dieſe Probe auch in
den porzellaͤnen Gefaͤßen anſtellte, aus denen man Thee trinkt, wobei man auch dieſes Ge-
ſchaͤft vornahm.
Fuͤr die allerſchlechteſte Gattung von Ambra wird diejenige gehalten, welche man
in den Gedaͤrmen des Wallfiſches findet, weil ſie hier ſehr viel von ihrer Guͤte verliehrt.
Man findet in dem japaniſchen Meere eine Gattung von Wallfiſchen, Mokos, die drey, hoͤch-
ſtens vier Ellen lang iſt, und in deren Gedaͤrmen ſich ſehr oft Ambra befindet; ein ſicheres Anzeichen
deſſelben iſt, wenn man bei der Eroͤfnung eine erdichte und kalkichte Materie findet. Man
ſieht in Japan dieſe Art von Ambra ſehr haͤufiig, die entweder in den Eingeweiden der Wall-
fiſche gefunden, oder mit ihren Exkrementen von ihnen ins Meer gegangen iſt. Die Ja-
paner pflegen aus dieſem Grunde den Ambra, Kuſura no fun d. i. Wallfiſchdrek zu
nennen.
Das Suͤdmeer wirft oft ganz ſonderbare Stuͤcke einer fettigen Subſtanz ans Ufer
aus, die dem aͤußern Anſehn nach dem Ambra ſehr gleichen. Mir ſelbſt wurde einmahl
eine ſolche Maſſe, die auf der philippiniſchen Jnſel Lakonien an Land geworfen war, als
ganz
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