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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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Kämpfers Geschichte von Japan. Fünftes Buch.
7) Das Vorstadtsdorf Janagava. Hier kehrten wir einige Stunden vor Abend
disseits der Brücke vor der Stadt in eine Herberge, die jedoch nicht eben dieselbige war als
in der Aufreise, wie man solchergestalt der Gewohnheit zufolge damit umzu-
wechseln pflegt.

Unter Wegs sahen wir heute den trockenen Rettigsaamen auf dem Felde mit Fle-
geln ausdreschen. An vielen Orten pflükte man Tsja- oder Theeblätter ab, so, daß die
Sträuche ganz und gar blos blieben, wahrscheinlich wurden wegen der vielen bei der Hand
stehenden Körbe diese Blätter gleich auf der Stelle sortirt. Mit dem Reispflanzen war
man ebenfals schon beschäftigt, das sonst blos durch Frauensleute geschah; der Acker wird
dabei zuerst unter dem Wasser umgehakt, hernach mit Ochsen (welche kleiner sind als die,
so die Karren ziehen) oder auch Pferden nicht weniger unter dem Wasser gepflüget und zu-
lezt noch die Erdklöse mit kurzen Hacken klein geschlagen und in einen Morast
verwandelt.

Einige Stunden nach dem Abendessen begaben wir uns in drei Barken zu Was-
ser; weil aber dem Schiffer bei Bauchschneiden anbefohlen war, für uns Sorge zu tragen,
daß wir nicht zu Schaden kämen, so getrauete er sich auch nicht, vor dem Mor-
gen abzufahren.

Den 20 Mai demnach ruderten wir in gleichem Striche fort bis Takasacki und
von da bis Jsafaja.

Den 21 Mai sind wir mit aufgehender Sonne von Jsafaja aufgebrochen: wir
reiseten auf die Dörfer Kami Kaki und Kooga oder Koga, über den Flus Kusnogava,
und waren um neun Uhr in dem Flecken Jagami, bis dahin vier Meilen von Jsafaja, zu
50 Straßen, gerechnet werden. Von Jagami bis Nagasacki sind es eigentlich nur noch
zwei gewöhnliche Meilen, sie werden aber wegen des mühsamen und bergigten Weges,
worinnen jene vier Meilen diesen ebenwol nichts nachgeben, für drei Meilen angenommen
und bezahlt. Wir trafen in Jagami bereits unsere Diener und einige andere Freunde zu
unserer Bewilkommung an. Nachdem wir hieselbst zu Mittag gespeiset und uns zu unserm
Einzug in Nagasacki ein wenig in Ordnung gebracht hatten, kamen wir nach passirten
Gränzpfählen von Fisen und Nagasacki, (alwo zur Linken das Dorf Aba liegt, wodurch
der Weg nach dem warmen Bade Obamma gehet) bald zu dem Flecken Fimi, von selbi-
gem zu dem Dorfe Tooge oder Toge, und befanden uns endlich etwa um 12 Uhr
in Nagasacki.

Lob, Ehre, Preis und Dank sey Gott für seinen gnädigen Schuz, verliehene Ge-
sundheit und unzählbare andere Wohlthaten gesagt, die ich von seiner Barmherzigkeit sowol
auf dieser als vielen andern Reisen genossen habe.

Wa-
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch.
7) Das Vorſtadtsdorf Janagava. Hier kehrten wir einige Stunden vor Abend
diſſeits der Bruͤcke vor der Stadt in eine Herberge, die jedoch nicht eben dieſelbige war als
in der Aufreiſe, wie man ſolchergeſtalt der Gewohnheit zufolge damit umzu-
wechſeln pflegt.

Unter Wegs ſahen wir heute den trockenen Rettigſaamen auf dem Felde mit Fle-
geln ausdreſchen. An vielen Orten pfluͤkte man Tſja- oder Theeblaͤtter ab, ſo, daß die
Straͤuche ganz und gar blos blieben, wahrſcheinlich wurden wegen der vielen bei der Hand
ſtehenden Koͤrbe dieſe Blaͤtter gleich auf der Stelle ſortirt. Mit dem Reispflanzen war
man ebenfals ſchon beſchaͤftigt, das ſonſt blos durch Frauensleute geſchah; der Acker wird
dabei zuerſt unter dem Waſſer umgehakt, hernach mit Ochſen (welche kleiner ſind als die,
ſo die Karren ziehen) oder auch Pferden nicht weniger unter dem Waſſer gepfluͤget und zu-
lezt noch die Erdkloͤſe mit kurzen Hacken klein geſchlagen und in einen Moraſt
verwandelt.

Einige Stunden nach dem Abendeſſen begaben wir uns in drei Barken zu Waſ-
ſer; weil aber dem Schiffer bei Bauchſchneiden anbefohlen war, fuͤr uns Sorge zu tragen,
daß wir nicht zu Schaden kaͤmen, ſo getrauete er ſich auch nicht, vor dem Mor-
gen abzufahren.

Den 20 Mai demnach ruderten wir in gleichem Striche fort bis Takaſacki und
von da bis Jſafaja.

Den 21 Mai ſind wir mit aufgehender Sonne von Jſafaja aufgebrochen: wir
reiſeten auf die Doͤrfer Kami Kaki und Kooga oder Koga, uͤber den Flus Kuſnogava,
und waren um neun Uhr in dem Flecken Jagami, bis dahin vier Meilen von Jſafaja, zu
50 Straßen, gerechnet werden. Von Jagami bis Nagaſacki ſind es eigentlich nur noch
zwei gewoͤhnliche Meilen, ſie werden aber wegen des muͤhſamen und bergigten Weges,
worinnen jene vier Meilen dieſen ebenwol nichts nachgeben, fuͤr drei Meilen angenommen
und bezahlt. Wir trafen in Jagami bereits unſere Diener und einige andere Freunde zu
unſerer Bewilkommung an. Nachdem wir hieſelbſt zu Mittag geſpeiſet und uns zu unſerm
Einzug in Nagaſacki ein wenig in Ordnung gebracht hatten, kamen wir nach paſſirten
Graͤnzpfaͤhlen von Fiſen und Nagaſacki, (alwo zur Linken das Dorf Aba liegt, wodurch
der Weg nach dem warmen Bade Obamma gehet) bald zu dem Flecken Fimi, von ſelbi-
gem zu dem Dorfe Tooge oder Toge, und befanden uns endlich etwa um 12 Uhr
in Nagaſacki.

Lob, Ehre, Preis und Dank ſey Gott fuͤr ſeinen gnaͤdigen Schuz, verliehene Ge-
ſundheit und unzaͤhlbare andere Wohlthaten geſagt, die ich von ſeiner Barmherzigkeit ſowol
auf dieſer als vielen andern Reiſen genoſſen habe.

Wa-
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[376/0426] Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch. 7) Das Vorſtadtsdorf Janagava. Hier kehrten wir einige Stunden vor Abend diſſeits der Bruͤcke vor der Stadt in eine Herberge, die jedoch nicht eben dieſelbige war als in der Aufreiſe, wie man ſolchergeſtalt der Gewohnheit zufolge damit umzu- wechſeln pflegt. Unter Wegs ſahen wir heute den trockenen Rettigſaamen auf dem Felde mit Fle- geln ausdreſchen. An vielen Orten pfluͤkte man Tſja- oder Theeblaͤtter ab, ſo, daß die Straͤuche ganz und gar blos blieben, wahrſcheinlich wurden wegen der vielen bei der Hand ſtehenden Koͤrbe dieſe Blaͤtter gleich auf der Stelle ſortirt. Mit dem Reispflanzen war man ebenfals ſchon beſchaͤftigt, das ſonſt blos durch Frauensleute geſchah; der Acker wird dabei zuerſt unter dem Waſſer umgehakt, hernach mit Ochſen (welche kleiner ſind als die, ſo die Karren ziehen) oder auch Pferden nicht weniger unter dem Waſſer gepfluͤget und zu- lezt noch die Erdkloͤſe mit kurzen Hacken klein geſchlagen und in einen Moraſt verwandelt. Einige Stunden nach dem Abendeſſen begaben wir uns in drei Barken zu Waſ- ſer; weil aber dem Schiffer bei Bauchſchneiden anbefohlen war, fuͤr uns Sorge zu tragen, daß wir nicht zu Schaden kaͤmen, ſo getrauete er ſich auch nicht, vor dem Mor- gen abzufahren. Den 20 Mai demnach ruderten wir in gleichem Striche fort bis Takaſacki und von da bis Jſafaja. Den 21 Mai ſind wir mit aufgehender Sonne von Jſafaja aufgebrochen: wir reiſeten auf die Doͤrfer Kami Kaki und Kooga oder Koga, uͤber den Flus Kuſnogava, und waren um neun Uhr in dem Flecken Jagami, bis dahin vier Meilen von Jſafaja, zu 50 Straßen, gerechnet werden. Von Jagami bis Nagaſacki ſind es eigentlich nur noch zwei gewoͤhnliche Meilen, ſie werden aber wegen des muͤhſamen und bergigten Weges, worinnen jene vier Meilen dieſen ebenwol nichts nachgeben, fuͤr drei Meilen angenommen und bezahlt. Wir trafen in Jagami bereits unſere Diener und einige andere Freunde zu unſerer Bewilkommung an. Nachdem wir hieſelbſt zu Mittag geſpeiſet und uns zu unſerm Einzug in Nagaſacki ein wenig in Ordnung gebracht hatten, kamen wir nach paſſirten Graͤnzpfaͤhlen von Fiſen und Nagaſacki, (alwo zur Linken das Dorf Aba liegt, wodurch der Weg nach dem warmen Bade Obamma gehet) bald zu dem Flecken Fimi, von ſelbi- gem zu dem Dorfe Tooge oder Toge, und befanden uns endlich etwa um 12 Uhr in Nagaſacki. Lob, Ehre, Preis und Dank ſey Gott fuͤr ſeinen gnaͤdigen Schuz, verliehene Ge- ſundheit und unzaͤhlbare andere Wohlthaten geſagt, die ich von ſeiner Barmherzigkeit ſowol auf dieſer als vielen andern Reiſen genoſſen habe. Wa-

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/426>, abgerufen am 22.11.2024.