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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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Kämpfers Geschichte von Japan. Fünftes Buch.
über die ganz außerordentliche gnädige Aufnahme vom Kaiser Glük wünschte, indem solche,
so lange man denken könte, den Holländern niemals in der Maaße widerfahren sey. Nach-
dem wir also alsbald abgiengen und der Wache im Vorbeigehen unsere Ehrerbietung bezeig-
ten, sezten wir uns in dem äußersten Kastel zu Pferde. Der Gouverneur Sjube, jezt
Tsusimano Kami genant, lies sich eben hier bei uns vorbeitragen: er öfnete seinen Nori-
mon und grüßete uns, mit dem Joriki aber sprach er etwas. Seine Suite bestand in
acht Vorgängern, vier Personen neben dem Norimon, einem Pikenträger, einem weißen
schlechten Pferde und drei Pikenträgern. Wir begaben uns in seine Behausung, da er
denn die Schauben aufmachte und sich nebst einem jungen Herrn zur rechten Hand und dem
Sekretär des jungen Kommissairs vor uns sezte. Er bewilkomte und gratulirte uns zu
unserer gehabten Kaiserlichen Audienz in eigener Person, und nöthigte uns, das Essen, das
alsbald nach einer Tasse Thee aufgetragen wurde, uns wohl schmecken zu lassen; selbiges
bestand in gesottenen Fischen mit einer schönen Brühe, darnach gesottenen Austern in ihren
Schalen, nebst Essig; wobei er sagte, daß er diese mit Fleis anrichten lassen, weil
er wüste, daß die Holländer Liebhaber davon wären. Hiernächst wurde gebraten
Gänsefleisch in kleinen Stücken nebst gebratenem Fisch und gesottenem Ey aufgesezt und
tüchtig darunter getrunken. Nach der Mahlzeit besahe man unsere Hüte, Degen, To-
bakspfeifen, Taschenuhren sowol in als außer dem Gemach, indem das Frauenzimmer nicht
gegenwärtig war, weshalben wir auch vor dem Uta oder Tanz vorüber kamen. Man
brachte zur Veränderung zwei Landcharten herbei; die eine war ohne Namen, sonst aber
alles sehr genau und ordentlich, vielleicht nach dem Model einer Europäischen, gestochen;
die andere hingegen war eine Universalcharte in einer länglichen Rundung und mit Japani-
schen Worten, oder Katta Cama Schrift bezeichnet. Die nördliche Gegend von Japan
war hierauf folgender maßen vorgestelt: ein Land, zwei mal so gros wie China, folgte
weiter hinter Jesogasima, in verschiedene Provinzen vertheilt, kam mit seinem dritten
Theile außer den Nordischen Polarkreis und auch so weit oder mehr Ostlicher als Japan;
hatte daselbst gegen Osten oder Amerika in der Mitte einen weiten Meerbusen von einer
viereckigt runden Figur, so, daß keine Oefnung anders, als zwischen Jeso und Amerika
war, zwischen beiden aber lag eine mittelmäßige Jnsel, und vor derselben Nordlicher hin-
weg eine lange Jnsel, die mit ihren äußersten Spitzen Ostwärts in derselben Mittagslinie
mit dem Winkel von Amerika, Westwärts mit Jeso gelegen, und also die ganze Oefnung
schlos; sie schien jedoch wegen der zu großen Fläche der Charte nach Nerden hin länger, als
sie der Natur nach war; alle andere uns unbekante Südländer hatte man als Jnseln, und
also mit einer freien Farth umher bezeichnet.

Nach

Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch.
uͤber die ganz außerordentliche gnaͤdige Aufnahme vom Kaiſer Gluͤk wuͤnſchte, indem ſolche,
ſo lange man denken koͤnte, den Hollaͤndern niemals in der Maaße widerfahren ſey. Nach-
dem wir alſo alsbald abgiengen und der Wache im Vorbeigehen unſere Ehrerbietung bezeig-
ten, ſezten wir uns in dem aͤußerſten Kaſtel zu Pferde. Der Gouverneur Sjube, jezt
Tſuſimano Kami genant, lies ſich eben hier bei uns vorbeitragen: er oͤfnete ſeinen Nori-
mon und gruͤßete uns, mit dem Joriki aber ſprach er etwas. Seine Suite beſtand in
acht Vorgaͤngern, vier Perſonen neben dem Norimon, einem Pikentraͤger, einem weißen
ſchlechten Pferde und drei Pikentraͤgern. Wir begaben uns in ſeine Behauſung, da er
denn die Schauben aufmachte und ſich nebſt einem jungen Herrn zur rechten Hand und dem
Sekretaͤr des jungen Kommiſſairs vor uns ſezte. Er bewilkomte und gratulirte uns zu
unſerer gehabten Kaiſerlichen Audienz in eigener Perſon, und noͤthigte uns, das Eſſen, das
alsbald nach einer Taſſe Thee aufgetragen wurde, uns wohl ſchmecken zu laſſen; ſelbiges
beſtand in geſottenen Fiſchen mit einer ſchoͤnen Bruͤhe, darnach geſottenen Auſtern in ihren
Schalen, nebſt Eſſig; wobei er ſagte, daß er dieſe mit Fleis anrichten laſſen, weil
er wuͤſte, daß die Hollaͤnder Liebhaber davon waͤren. Hiernaͤchſt wurde gebraten
Gaͤnſefleiſch in kleinen Stuͤcken nebſt gebratenem Fiſch und geſottenem Ey aufgeſezt und
tuͤchtig darunter getrunken. Nach der Mahlzeit beſahe man unſere Huͤte, Degen, To-
bakspfeifen, Taſchenuhren ſowol in als außer dem Gemach, indem das Frauenzimmer nicht
gegenwaͤrtig war, weshalben wir auch vor dem Uta oder Tanz voruͤber kamen. Man
brachte zur Veraͤnderung zwei Landcharten herbei; die eine war ohne Namen, ſonſt aber
alles ſehr genau und ordentlich, vielleicht nach dem Model einer Europaͤiſchen, geſtochen;
die andere hingegen war eine Univerſalcharte in einer laͤnglichen Rundung und mit Japani-
ſchen Worten, oder Katta Cama Schrift bezeichnet. Die noͤrdliche Gegend von Japan
war hierauf folgender maßen vorgeſtelt: ein Land, zwei mal ſo gros wie China, folgte
weiter hinter Jeſogaſima, in verſchiedene Provinzen vertheilt, kam mit ſeinem dritten
Theile außer den Nordiſchen Polarkreis und auch ſo weit oder mehr Oſtlicher als Japan;
hatte daſelbſt gegen Oſten oder Amerika in der Mitte einen weiten Meerbuſen von einer
viereckigt runden Figur, ſo, daß keine Oefnung anders, als zwiſchen Jeſo und Amerika
war, zwiſchen beiden aber lag eine mittelmaͤßige Jnſel, und vor derſelben Nordlicher hin-
weg eine lange Jnſel, die mit ihren aͤußerſten Spitzen Oſtwaͤrts in derſelben Mittagslinie
mit dem Winkel von Amerika, Weſtwaͤrts mit Jeſo gelegen, und alſo die ganze Oefnung
ſchlos; ſie ſchien jedoch wegen der zu großen Flaͤche der Charte nach Nerden hin laͤnger, als
ſie der Natur nach war; alle andere uns unbekante Suͤdlaͤnder hatte man als Jnſeln, und
alſo mit einer freien Farth umher bezeichnet.

Nach
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[354/0400] Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch. uͤber die ganz außerordentliche gnaͤdige Aufnahme vom Kaiſer Gluͤk wuͤnſchte, indem ſolche, ſo lange man denken koͤnte, den Hollaͤndern niemals in der Maaße widerfahren ſey. Nach- dem wir alſo alsbald abgiengen und der Wache im Vorbeigehen unſere Ehrerbietung bezeig- ten, ſezten wir uns in dem aͤußerſten Kaſtel zu Pferde. Der Gouverneur Sjube, jezt Tſuſimano Kami genant, lies ſich eben hier bei uns vorbeitragen: er oͤfnete ſeinen Nori- mon und gruͤßete uns, mit dem Joriki aber ſprach er etwas. Seine Suite beſtand in acht Vorgaͤngern, vier Perſonen neben dem Norimon, einem Pikentraͤger, einem weißen ſchlechten Pferde und drei Pikentraͤgern. Wir begaben uns in ſeine Behauſung, da er denn die Schauben aufmachte und ſich nebſt einem jungen Herrn zur rechten Hand und dem Sekretaͤr des jungen Kommiſſairs vor uns ſezte. Er bewilkomte und gratulirte uns zu unſerer gehabten Kaiſerlichen Audienz in eigener Perſon, und noͤthigte uns, das Eſſen, das alsbald nach einer Taſſe Thee aufgetragen wurde, uns wohl ſchmecken zu laſſen; ſelbiges beſtand in geſottenen Fiſchen mit einer ſchoͤnen Bruͤhe, darnach geſottenen Auſtern in ihren Schalen, nebſt Eſſig; wobei er ſagte, daß er dieſe mit Fleis anrichten laſſen, weil er wuͤſte, daß die Hollaͤnder Liebhaber davon waͤren. Hiernaͤchſt wurde gebraten Gaͤnſefleiſch in kleinen Stuͤcken nebſt gebratenem Fiſch und geſottenem Ey aufgeſezt und tuͤchtig darunter getrunken. Nach der Mahlzeit beſahe man unſere Huͤte, Degen, To- bakspfeifen, Taſchenuhren ſowol in als außer dem Gemach, indem das Frauenzimmer nicht gegenwaͤrtig war, weshalben wir auch vor dem Uta oder Tanz voruͤber kamen. Man brachte zur Veraͤnderung zwei Landcharten herbei; die eine war ohne Namen, ſonſt aber alles ſehr genau und ordentlich, vielleicht nach dem Model einer Europaͤiſchen, geſtochen; die andere hingegen war eine Univerſalcharte in einer laͤnglichen Rundung und mit Japani- ſchen Worten, oder Katta Cama Schrift bezeichnet. Die noͤrdliche Gegend von Japan war hierauf folgender maßen vorgeſtelt: ein Land, zwei mal ſo gros wie China, folgte weiter hinter Jeſogaſima, in verſchiedene Provinzen vertheilt, kam mit ſeinem dritten Theile außer den Nordiſchen Polarkreis und auch ſo weit oder mehr Oſtlicher als Japan; hatte daſelbſt gegen Oſten oder Amerika in der Mitte einen weiten Meerbuſen von einer viereckigt runden Figur, ſo, daß keine Oefnung anders, als zwiſchen Jeſo und Amerika war, zwiſchen beiden aber lag eine mittelmaͤßige Jnſel, und vor derſelben Nordlicher hin- weg eine lange Jnſel, die mit ihren aͤußerſten Spitzen Oſtwaͤrts in derſelben Mittagslinie mit dem Winkel von Amerika, Weſtwaͤrts mit Jeſo gelegen, und alſo die ganze Oefnung ſchlos; ſie ſchien jedoch wegen der zu großen Flaͤche der Charte nach Nerden hin laͤnger, als ſie der Natur nach war; alle andere uns unbekante Suͤdlaͤnder hatte man als Jnſeln, und alſo mit einer freien Farth umher bezeichnet. Nach

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/400>, abgerufen am 24.11.2024.