Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.Kämpfers Geschichte von Japan. Fünftes Buch. eigentlich erhandelt worden, wie auch der Wirth des Kaufmans, auf Befehl des Gouver-neurs, von dem Quartierkommissair, jeder gefesselt und in gefängliche Verwahrung ge- nommen worden. Den 22 und einige folgende Tage durchsuchte man im Beiseyn zweier Dolmetscher Den 24 wurden drei im Handel verbotener und von den Chinesen erkaufter Waa- Den 25 lies der Gouverneur das gefälte Todesurtheil über den mit Campher er- Den 1 November war der lezte Tag des am 27ten vorigen Monats seinen Anfang Den 5 kamen einige von dem Gouverneur abgeordnete Herren auf Desima, für mehr
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch. eigentlich erhandelt worden, wie auch der Wirth des Kaufmans, auf Befehl des Gouver-neurs, von dem Quartierkommiſſair, jeder gefeſſelt und in gefaͤngliche Verwahrung ge- nommen worden. Den 22 und einige folgende Tage durchſuchte man im Beiſeyn zweier Dolmetſcher Den 24 wurden drei im Handel verbotener und von den Chineſen erkaufter Waa- Den 25 lies der Gouverneur das gefaͤlte Todesurtheil uͤber den mit Campher er- Den 1 November war der lezte Tag des am 27ten vorigen Monats ſeinen Anfang Den 5 kamen einige von dem Gouverneur abgeordnete Herren auf Deſima, fuͤr mehr
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0370" n="324"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch.</hi></fw><lb/> eigentlich erhandelt worden, wie auch der Wirth des Kaufmans, auf Befehl des Gouver-<lb/> neurs, von dem Quartierkommiſſair, jeder gefeſſelt und in gefaͤngliche Verwahrung ge-<lb/> nommen worden.</p><lb/> <p>Den 22 und einige folgende Tage durchſuchte man im Beiſeyn zweier Dolmetſcher<lb/> jedes unſerer Schiffe theils wegen der Sylviusſchen Panacee fuͤr die Verlaͤngerung des Le-<lb/> bens, (davon ich dem Kaiſer in der Audienz etwas geſagt hatte) theils auch ſonſtiger Ur-<lb/> ſachen halber.</p><lb/> <p>Den 24 wurden drei im Handel verbotener und von den Chineſen erkaufter Waa-<lb/> ren ergriffene Gefangene anhero gebracht. Zwei davon entflohen, der dritte, weil ſolches<lb/> ihm nicht gelingen wolte, ſchnit ſich ſelbſt den Bauch auf; jenen muſten der Kuli und alle<lb/> Bedienten, die alsbald Befehl bekamen, ſich von ihrer Arbeit und ein jeder in ſeinen<lb/> Quartierſtand zu verfuͤgen, nachſpuͤren.</p><lb/> <p>Den 25 lies der Gouverneur das gefaͤlte Todesurtheil uͤber den mit Campher er-<lb/> tapten Kuli und uͤber den Kaufman, fuͤr den er ſelbigen gekauft hatte, unſerm Reſidenten<lb/> durch ſeinen Sekretaͤr und Benjoſen mittheilen und vorleſen, zufolge dem ſie naͤmlich beide<lb/> enthauptet werden ſolten. Es wurde zu gleicher Zeit unſer Reſident erſucht, den vorhin ge-<lb/> dachten <hi rendition="#fr">Reinß,</hi> der den Campher eigentlich verkauft gehabt, aus dem Reiche zu ſchaffen,<lb/> ihn an Bord bringen und dem hoͤchſten Gericht auf Batavia uͤbergeben zu laſſen, damit er<lb/> heimlich abgeſtraft werden moͤge, widrigenfals, und da ſo oͤfters die Landesbewohner ihr Le-<lb/> ben daruͤber einbuͤßen muͤſten, man ſich genoͤthigt ſaͤhe, es kuͤnftig mit aller Schaͤrfe ſelbſt<lb/> zu thun, dem man jedoch fuͤr dieſesmal noch ſo nachſehen wolte.</p><lb/> <p>Den 1 November war der lezte Tag des am 27ten vorigen Monats ſeinen Anfang<lb/> genommenen Feſtes <hi rendition="#fr">Kuanitz</hi> genant. Jn ganz Japan legt niemand an dieſem Tage eine<lb/> Hand an die Arbeit.</p><lb/> <p>Den 5 kamen einige von dem Gouverneur abgeordnete Herren auf Deſima, fuͤr<lb/> denen wir ſaͤmtliche Hollaͤnder vom hoͤchſten bis zu dem geringſten ohne Ausnahme auf einem<lb/> Platze erſcheinen muſten; zuerſt fuͤhrten ſie unſerm Reſidenten in einer langen ernſthaften<lb/> Rede zu Gemuͤthe, wie nothwendig es ſey, den Landesgeſetzen nachzukommen, und daß<lb/> man die ſcharfen Verbote wider die Contrebande, woruͤber die ihrigen ſo ſchwere Strafen<lb/> leiden muͤſten, nicht ſo ſchlecht und obenhin anzuſehen haͤtte: hernach wurden die zwei zur<lb/> Enthauptung verurtheilte Japaner, welche mit zwei Catti Campher unerlaubt gehandelt,<lb/> vorgeſtelt, und dabei die Erinnerung gemacht, daß man unſerer Seits eben wol ſolche<lb/> Strenge gebrauchen und verhindern moͤchte, daß kein Anlaß zu dergleichen Verbrechen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">mehr</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [324/0370]
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch.
eigentlich erhandelt worden, wie auch der Wirth des Kaufmans, auf Befehl des Gouver-
neurs, von dem Quartierkommiſſair, jeder gefeſſelt und in gefaͤngliche Verwahrung ge-
nommen worden.
Den 22 und einige folgende Tage durchſuchte man im Beiſeyn zweier Dolmetſcher
jedes unſerer Schiffe theils wegen der Sylviusſchen Panacee fuͤr die Verlaͤngerung des Le-
bens, (davon ich dem Kaiſer in der Audienz etwas geſagt hatte) theils auch ſonſtiger Ur-
ſachen halber.
Den 24 wurden drei im Handel verbotener und von den Chineſen erkaufter Waa-
ren ergriffene Gefangene anhero gebracht. Zwei davon entflohen, der dritte, weil ſolches
ihm nicht gelingen wolte, ſchnit ſich ſelbſt den Bauch auf; jenen muſten der Kuli und alle
Bedienten, die alsbald Befehl bekamen, ſich von ihrer Arbeit und ein jeder in ſeinen
Quartierſtand zu verfuͤgen, nachſpuͤren.
Den 25 lies der Gouverneur das gefaͤlte Todesurtheil uͤber den mit Campher er-
tapten Kuli und uͤber den Kaufman, fuͤr den er ſelbigen gekauft hatte, unſerm Reſidenten
durch ſeinen Sekretaͤr und Benjoſen mittheilen und vorleſen, zufolge dem ſie naͤmlich beide
enthauptet werden ſolten. Es wurde zu gleicher Zeit unſer Reſident erſucht, den vorhin ge-
dachten Reinß, der den Campher eigentlich verkauft gehabt, aus dem Reiche zu ſchaffen,
ihn an Bord bringen und dem hoͤchſten Gericht auf Batavia uͤbergeben zu laſſen, damit er
heimlich abgeſtraft werden moͤge, widrigenfals, und da ſo oͤfters die Landesbewohner ihr Le-
ben daruͤber einbuͤßen muͤſten, man ſich genoͤthigt ſaͤhe, es kuͤnftig mit aller Schaͤrfe ſelbſt
zu thun, dem man jedoch fuͤr dieſesmal noch ſo nachſehen wolte.
Den 1 November war der lezte Tag des am 27ten vorigen Monats ſeinen Anfang
genommenen Feſtes Kuanitz genant. Jn ganz Japan legt niemand an dieſem Tage eine
Hand an die Arbeit.
Den 5 kamen einige von dem Gouverneur abgeordnete Herren auf Deſima, fuͤr
denen wir ſaͤmtliche Hollaͤnder vom hoͤchſten bis zu dem geringſten ohne Ausnahme auf einem
Platze erſcheinen muſten; zuerſt fuͤhrten ſie unſerm Reſidenten in einer langen ernſthaften
Rede zu Gemuͤthe, wie nothwendig es ſey, den Landesgeſetzen nachzukommen, und daß
man die ſcharfen Verbote wider die Contrebande, woruͤber die ihrigen ſo ſchwere Strafen
leiden muͤſten, nicht ſo ſchlecht und obenhin anzuſehen haͤtte: hernach wurden die zwei zur
Enthauptung verurtheilte Japaner, welche mit zwei Catti Campher unerlaubt gehandelt,
vorgeſtelt, und dabei die Erinnerung gemacht, daß man unſerer Seits eben wol ſolche
Strenge gebrauchen und verhindern moͤchte, daß kein Anlaß zu dergleichen Verbrechen
mehr
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |