Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.Kämpfers Geschichte von Japan. Fünftes Buch. 12) Kirri tsus mora, und 13) Betabarra, beide jedesmal eine halbe Meile von einander gelegene Dörfer. Nächst einem andern kleinen Dorf *) nach einer viertel Meile passirten wir über ein srucht- bares wohl kultivirtes ebenes Feld, anstat daß wir bisher den ganzen Tag meist durch eine waldigte Gegend gekommen (rechter Hand drei viertel Meilen von uns an einem Berge wa- ren zwei Dörfer zu sehen,) 14) das Dorf Faddi oder Faddinomatz, eine viertel Meile von dort; 15) die Stadt Kansaki, eine viertel Meile von Faddi. Sie enthielt in vielen krummen Winkelgassen 700 Häuser. Da alhier in unserer Nachtherberge unsere Kammer zu klein und enge war, bewies uns der Oberbenjose die Höflichkeit, uns auch die seinige einzuräumen. Wir fanden diesen Ort voller Pfaffen und Tempel. Ueber dem ersten Wandpfeiler in unsern beiden Kammern war alles mit Ablasbriefen besezt, und die neueren aus Ermangelung des Platzes über die älteren hergeklebt. Ein solcher Ablasbrief, der in der Länge einen ganzen und nach der Breite einen viertel Bogen Papier ausmacht, und wie ein ordentlicher Brief zusammengelegt ist, hat eine gedrukte ansehnliche Aufschrift mit dem in rother Farbe ein, auch dreimal, bedrukten Petschaft des Priors von demjenigen Klo- ster, das mit Ertheilung der Ablasbriefe privilegirt ist; inwendig ist nichts, als einige kleine ins Vierek gespaltene schlechte Stücke von Tannenholz, die mit einigen Stücken ge- heiligten Papiers befestigt und zusammengebunden sind; verschiedene schlechtere Briefe wa- ren nur ein viertel Bogen mit etlichen Reihen Sso beschrieben, und über die Buchstaben hin oder zur Seite unten roth petschirt. Jsjebriefe in einem viereckigten dünnen zusammen- geleimten und mit gedachtem Stükchen Holz angefülten Kästchen, mit dergleichen Aufschrif- ten, sahe man hier ebenfals. Der Landesherr der Provinz lies dem Oberbenjosen zu seiner Wiederkunft Glük wünschen, und schikte ihm dabei einen Capaun **), dem Oberdolmetscher aber eine eingesalzene Gans; was darunter für eine Bedeutung liege, ist mir unbewust. Die Pfaffen machten des Nachts mit ihrem Geläute der Glocken vielen Lärm. Es gab übrigens in dieser Gegend sowol in den Gärten als Wäldern überaus viele Blumen, für- nemlich Saka, Nandzo und Satzugi von allerlei Farben. Den 5 Mai haben wir von Kansaki aus folgende Oerter berührt: 1) Kata fira sikku; 2) Ani; 3) Fara- *) [Spaltenumbruch]
Scheuchzer führt es mit dem Namen Nitta- [unleserliches Material - 2 Zeichen fehlen] an.[Spaltenumbruch] **) [Spaltenumbruch]
Scheuchzer sezt stat eines Capaunen, wahr-
scheiulich aus einem Versehen, einen Cobang. Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch. 12) Kirri tſus mora, und 13) Betabarra, beide jedesmal eine halbe Meile von einander gelegene Doͤrfer. Naͤchſt einem andern kleinen Dorf *) nach einer viertel Meile paſſirten wir uͤber ein ſrucht- bares wohl kultivirtes ebenes Feld, anſtat daß wir bisher den ganzen Tag meiſt durch eine waldigte Gegend gekommen (rechter Hand drei viertel Meilen von uns an einem Berge wa- ren zwei Doͤrfer zu ſehen,) 14) das Dorf Faddi oder Faddinomatz, eine viertel Meile von dort; 15) die Stadt Kanſaki, eine viertel Meile von Faddi. Sie enthielt in vielen krummen Winkelgaſſen 700 Haͤuſer. Da alhier in unſerer Nachtherberge unſere Kammer zu klein und enge war, bewies uns der Oberbenjoſe die Hoͤflichkeit, uns auch die ſeinige einzuraͤumen. Wir fanden dieſen Ort voller Pfaffen und Tempel. Ueber dem erſten Wandpfeiler in unſern beiden Kammern war alles mit Ablasbriefen beſezt, und die neueren aus Ermangelung des Platzes uͤber die aͤlteren hergeklebt. Ein ſolcher Ablasbrief, der in der Laͤnge einen ganzen und nach der Breite einen viertel Bogen Papier ausmacht, und wie ein ordentlicher Brief zuſammengelegt iſt, hat eine gedrukte anſehnliche Aufſchrift mit dem in rother Farbe ein, auch dreimal, bedrukten Petſchaft des Priors von demjenigen Klo- ſter, das mit Ertheilung der Ablasbriefe privilegirt iſt; inwendig iſt nichts, als einige kleine ins Vierek geſpaltene ſchlechte Stuͤcke von Tannenholz, die mit einigen Stuͤcken ge- heiligten Papiers befeſtigt und zuſammengebunden ſind; verſchiedene ſchlechtere Briefe wa- ren nur ein viertel Bogen mit etlichen Reihen Sſo beſchrieben, und uͤber die Buchſtaben hin oder zur Seite unten roth petſchirt. Jſjebriefe in einem viereckigten duͤnnen zuſammen- geleimten und mit gedachtem Stuͤkchen Holz angefuͤlten Kaͤſtchen, mit dergleichen Aufſchrif- ten, ſahe man hier ebenfals. Der Landesherr der Provinz lies dem Oberbenjoſen zu ſeiner Wiederkunft Gluͤk wuͤnſchen, und ſchikte ihm dabei einen Capaun **), dem Oberdolmetſcher aber eine eingeſalzene Gans; was darunter fuͤr eine Bedeutung liege, iſt mir unbewuſt. Die Pfaffen machten des Nachts mit ihrem Gelaͤute der Glocken vielen Laͤrm. Es gab uͤbrigens in dieſer Gegend ſowol in den Gaͤrten als Waͤldern uͤberaus viele Blumen, fuͤr- nemlich Saka, Nandzo und Satzugi von allerlei Farben. Den 5 Mai haben wir von Kanſaki aus folgende Oerter beruͤhrt: 1) Kata fira ſikku; 2) Ani; 3) Fara- *) [Spaltenumbruch]
Scheuchzer fuͤhrt es mit dem Namen Nitta- [unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen] an.[Spaltenumbruch] **) [Spaltenumbruch]
Scheuchzer ſezt ſtat eines Capaunen, wahr-
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Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch.
12) Kirri tſus mora, und
13) Betabarra, beide jedesmal eine halbe Meile von einander gelegene Doͤrfer.
Naͤchſt einem andern kleinen Dorf *) nach einer viertel Meile paſſirten wir uͤber ein ſrucht-
bares wohl kultivirtes ebenes Feld, anſtat daß wir bisher den ganzen Tag meiſt durch eine
waldigte Gegend gekommen (rechter Hand drei viertel Meilen von uns an einem Berge wa-
ren zwei Doͤrfer zu ſehen,)
14) das Dorf Faddi oder Faddinomatz, eine viertel Meile von dort;
15) die Stadt Kanſaki, eine viertel Meile von Faddi. Sie enthielt in vielen
krummen Winkelgaſſen 700 Haͤuſer. Da alhier in unſerer Nachtherberge unſere Kammer
zu klein und enge war, bewies uns der Oberbenjoſe die Hoͤflichkeit, uns auch die ſeinige
einzuraͤumen. Wir fanden dieſen Ort voller Pfaffen und Tempel. Ueber dem erſten
Wandpfeiler in unſern beiden Kammern war alles mit Ablasbriefen beſezt, und die neueren
aus Ermangelung des Platzes uͤber die aͤlteren hergeklebt. Ein ſolcher Ablasbrief, der in
der Laͤnge einen ganzen und nach der Breite einen viertel Bogen Papier ausmacht, und
wie ein ordentlicher Brief zuſammengelegt iſt, hat eine gedrukte anſehnliche Aufſchrift mit
dem in rother Farbe ein, auch dreimal, bedrukten Petſchaft des Priors von demjenigen Klo-
ſter, das mit Ertheilung der Ablasbriefe privilegirt iſt; inwendig iſt nichts, als einige
kleine ins Vierek geſpaltene ſchlechte Stuͤcke von Tannenholz, die mit einigen Stuͤcken ge-
heiligten Papiers befeſtigt und zuſammengebunden ſind; verſchiedene ſchlechtere Briefe wa-
ren nur ein viertel Bogen mit etlichen Reihen Sſo beſchrieben, und uͤber die Buchſtaben
hin oder zur Seite unten roth petſchirt. Jſjebriefe in einem viereckigten duͤnnen zuſammen-
geleimten und mit gedachtem Stuͤkchen Holz angefuͤlten Kaͤſtchen, mit dergleichen Aufſchrif-
ten, ſahe man hier ebenfals. Der Landesherr der Provinz lies dem Oberbenjoſen zu ſeiner
Wiederkunft Gluͤk wuͤnſchen, und ſchikte ihm dabei einen Capaun **), dem Oberdolmetſcher
aber eine eingeſalzene Gans; was darunter fuͤr eine Bedeutung liege, iſt mir unbewuſt.
Die Pfaffen machten des Nachts mit ihrem Gelaͤute der Glocken vielen Laͤrm. Es gab
uͤbrigens in dieſer Gegend ſowol in den Gaͤrten als Waͤldern uͤberaus viele Blumen, fuͤr-
nemlich Saka, Nandzo und Satzugi von allerlei Farben.
Den 5 Mai haben wir von Kanſaki aus folgende Oerter beruͤhrt:
1) Kata fira ſikku;
2) Ani;
3) Fara-
*)
Scheuchzer fuͤhrt es mit dem Namen Nitta-
__ an.
**)
Scheuchzer ſezt ſtat eines Capaunen, wahr-
ſcheiulich aus einem Verſehen, einen Cobang.
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