Dreizehntes Kapitel. Rükreise von Jedo bis Ragasacki, und was darauf vorgefallen.
Den 5 April, Morgens früh um acht Uhr traten wir unsere Rükreise nach Nagasacki an. Es währte zwei Stunden, ehe wir durch die Stadt, deren drei leztere Quer- gassen nebst dem äußersten Strohme ohngefähr 400 Schrit auf die See zuliefen, in die Vorstadt kamen. Die Bauren waren bei Umreissung der Reisfelder, dabei sie sich einer mit Eisen beschlagenen Hacke bedienten, in voller Arbeit, und standen bis an die Wa- den im Moraste und Wasser. Jn verschiedenen Flecken sahe man auf langen Bambus- stangen beschriebene Bretter, welche die bevorstehende Ankunft eines Landesherrn in der Absicht andeuteten, damit niemand die Herbergen alda vorher besetze. Der Gerichtsplaz bei Simonosecki hatte diesmal keine Menschengebeine: nur etwa anderthalb Meilen ohnweit un- sers Nachtlagers, das wir kurz vor Abend bei trüben Wolken und Staubregen erreichten, vor Totska nämlich, fanden wir einen Menschenkopf im Wege, und außerdem viele kranke Jsjereisende. Jn Cauwasakki hatten wir Mittag gehalten. Die Gegend um Totska war fruchtbar, man sahe auch Hügel und ein langes Vorgebirge erstrekte sich bis zur See.
Den 6 April reiseten wir eine Stunde nach Anbruch des Tages mit feuchtem Wet- ter aus. Fast den ganzen Tag durch begegnete uns erst der Vortrab und die Bagage des Lan- desherrn von Kino kuni, die alle mit dem verguldeten Kaiserlichen Wapen bezeichnet war; sodann Mittags um 12 Uhr der Train selbst vor Oiso. Etwa 20 Man mit überzo- genen Rohren giengen hinter einander her; dann eben so viele mit großen Bogen und Pfei- len; dann etwa wieder so viele mit hölzernen langen Stangen und zwischen diesen einige mit gefirnisseten Geschüz-auch Säbelfutteralen und verschiedenen Piken; hierauf folgten vier Pferde, deren lezteres über einem schwarzen Sizplatze einen schwarzen Stuhl mit zwei hin- ten aufgestekten Federbüschen, wie sie an den Piken sind, führte, und drei oder vier vorn und hinten getragene Standarten und Piken, nebst einigen Personen zu Pferde; bald dar-
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Dreizehntes Kapitel. Ruͤkreiſe von Jedo bis Ragaſacki, und was darauf vorgefallen.
Den 5 April, Morgens fruͤh um acht Uhr traten wir unſere Ruͤkreiſe nach Nagaſacki an. Es waͤhrte zwei Stunden, ehe wir durch die Stadt, deren drei leztere Quer- gaſſen nebſt dem aͤußerſten Strohme ohngefaͤhr 400 Schrit auf die See zuliefen, in die Vorſtadt kamen. Die Bauren waren bei Umreiſſung der Reisfelder, dabei ſie ſich einer mit Eiſen beſchlagenen Hacke bedienten, in voller Arbeit, und ſtanden bis an die Wa- den im Moraſte und Waſſer. Jn verſchiedenen Flecken ſahe man auf langen Bambus- ſtangen beſchriebene Bretter, welche die bevorſtehende Ankunft eines Landesherrn in der Abſicht andeuteten, damit niemand die Herbergen alda vorher beſetze. Der Gerichtsplaz bei Simonoſecki hatte diesmal keine Menſchengebeine: nur etwa anderthalb Meilen ohnweit un- ſers Nachtlagers, das wir kurz vor Abend bei truͤben Wolken und Staubregen erreichten, vor Totska naͤmlich, fanden wir einen Menſchenkopf im Wege, und außerdem viele kranke Jſjereiſende. Jn Cauwaſakki hatten wir Mittag gehalten. Die Gegend um Totska war fruchtbar, man ſahe auch Huͤgel und ein langes Vorgebirge erſtrekte ſich bis zur See.
Den 6 April reiſeten wir eine Stunde nach Anbruch des Tages mit feuchtem Wet- ter aus. Faſt den ganzen Tag durch begegnete uns erſt der Vortrab und die Bagage des Lan- desherrn von Kino kuni, die alle mit dem verguldeten Kaiſerlichen Wapen bezeichnet war; ſodann Mittags um 12 Uhr der Train ſelbſt vor Oiſo. Etwa 20 Man mit uͤberzo- genen Rohren giengen hinter einander her; dann eben ſo viele mit großen Bogen und Pfei- len; dann etwa wieder ſo viele mit hoͤlzernen langen Stangen und zwiſchen dieſen einige mit gefirniſſeten Geſchuͤz-auch Saͤbelfutteralen und verſchiedenen Piken; hierauf folgten vier Pferde, deren lezteres uͤber einem ſchwarzen Sizplatze einen ſchwarzen Stuhl mit zwei hin- ten aufgeſtekten Federbuͤſchen, wie ſie an den Piken ſind, fuͤhrte, und drei oder vier vorn und hinten getragene Standarten und Piken, nebſt einigen Perſonen zu Pferde; bald dar-
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Dreizehntes Kapitel.
Ruͤkreiſe von Jedo bis Ragaſacki,
und was darauf vorgefallen.
Den 5 April, Morgens fruͤh um acht Uhr traten wir unſere Ruͤkreiſe nach Nagaſacki
an. Es waͤhrte zwei Stunden, ehe wir durch die Stadt, deren drei leztere Quer-
gaſſen nebſt dem aͤußerſten Strohme ohngefaͤhr 400 Schrit auf die See zuliefen,
in die Vorſtadt kamen. Die Bauren waren bei Umreiſſung der Reisfelder, dabei ſie ſich
einer mit Eiſen beſchlagenen Hacke bedienten, in voller Arbeit, und ſtanden bis an die Wa-
den im Moraſte und Waſſer. Jn verſchiedenen Flecken ſahe man auf langen Bambus-
ſtangen beſchriebene Bretter, welche die bevorſtehende Ankunft eines Landesherrn in der
Abſicht andeuteten, damit niemand die Herbergen alda vorher beſetze. Der Gerichtsplaz bei
Simonoſecki hatte diesmal keine Menſchengebeine: nur etwa anderthalb Meilen ohnweit un-
ſers Nachtlagers, das wir kurz vor Abend bei truͤben Wolken und Staubregen erreichten,
vor Totska naͤmlich, fanden wir einen Menſchenkopf im Wege, und außerdem viele kranke
Jſjereiſende. Jn Cauwaſakki hatten wir Mittag gehalten. Die Gegend um Totska
war fruchtbar, man ſahe auch Huͤgel und ein langes Vorgebirge erſtrekte ſich bis
zur See.
Den 6 April reiſeten wir eine Stunde nach Anbruch des Tages mit feuchtem Wet-
ter aus. Faſt den ganzen Tag durch begegnete uns erſt der Vortrab und die Bagage des Lan-
desherrn von Kino kuni, die alle mit dem verguldeten Kaiſerlichen Wapen bezeichnet
war; ſodann Mittags um 12 Uhr der Train ſelbſt vor Oiſo. Etwa 20 Man mit uͤberzo-
genen Rohren giengen hinter einander her; dann eben ſo viele mit großen Bogen und Pfei-
len; dann etwa wieder ſo viele mit hoͤlzernen langen Stangen und zwiſchen dieſen einige mit
gefirniſſeten Geſchuͤz-auch Saͤbelfutteralen und verſchiedenen Piken; hierauf folgten vier
Pferde, deren lezteres uͤber einem ſchwarzen Sizplatze einen ſchwarzen Stuhl mit zwei hin-
ten aufgeſtekten Federbuͤſchen, wie ſie an den Piken ſind, fuͤhrte, und drei oder vier vorn
und hinten getragene Standarten und Piken, nebſt einigen Perſonen zu Pferde; bald dar-
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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/331>, abgerufen am 24.11.2024.
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