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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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Kämpfers Geschichte von Japan. Fünftes Buch. Zwölftes Kap. etc.
lange verweilen. Die Herren Commissairs und Sino Cami forderten unter abermaliger
Begrüßung den Oberdolmetscher von hier ab, um ihm den Ort nebst der Art und Weise
der zu beobachtenden Cerimonien anzudeuten. Kurz darauf wurde unser Capitain nicht
weit von hier linker Hand in einen Saal geführt, woselbst er die würkliche Abschiedsaudienz
erhielt, und die in fünf Artikeln bestehende Gesetze des Kaisers| in Absicht auf den Portu-
giesischen Handel, so wie das gewöhnlich ist, anhörte. Der Sino Cami begleitete ihn
wiederum in das große Vorgemach zurük, und nahm mit einem freundlichen Gesicht und
wenigen Worten unter dem Zusaz, wie er ihn in Nagasacki demnächst wieder zu sehen hoffe,
von ihm Abschied, und so begaben wir, ohne den Commissairs ein Kompliment zu machen,
uns zusammen hinweg, und kamen etwa um ein Uhr Nachmittags wieder nach Haus.
Während unserm Aufenthalt in dem Vorgemache fanden sich verschiedene junge Prinzen,
Herren und Bedienten des Hofs, uns zu betrachten, und unter andern auch ein Enkel des
Fürsten von Facatta ein, der nur ein Auge hatte, und erst kürzlich vom Kaiser blos als
ein Pfand des Treue seines Grosvaters und also als ein Geissel unter die Hofpagen war ge-
zogen worden. Einer der übrigen fragte nach unsers Capitains Namen, und schrieb sich
solchen aufs Gewehr; so bald aber war dieses nicht verrathen, als der Sino Cami Befehl
gab, daß keinem Menschen mehr der Holländer Namen gesagt werden solte. Noch ehe
wir von Hof abzogen, lies man das auf drei Tafelbrettern gelegte Gegengeschenk von Sei-
ten des Kaisers, das in 30 Röcken bestand, zum voraus wegtragen, und des Nachmit-
tags wurden uns mehrere dergleichen von denen Herren, die von uns in diesen Tagen wa-
ren beschenkt worden, zugeschikt, als 1) vom Noji Jsemono, dem Jedoschen Gouverneur,
zwei schwarze Röcke oder Staatskleider: 2) von dem Reichsrath Todo tamasjiro, 10 Röcke:
3) vom Tsutsia Sagami Sama, eben so viel: 4) vom Fodjo Awano Sama, Gouverneur
zu Jedo, zwei: 5) vom Kagami, zehn: und 6) vom Bongo Sama auch zehn Röcke.

Den 3 April, Dienstags, brachten die übrigen Herren gleichfals ihre Röcke, (je-
den in gros Papier mit bunten papiernen Strängen eingewickelt *)) jeder der Commissairs
nämlich drei, und jeder der außerordentlichen Reichsräthe, sechs. Und hiemit waren alle
unsere Geschäfte in Jedo, um ein Uhr Nachmittags, abgethan.

Den 4 April, am Mitwochen, war der Tag, da der Kaiser bei Bengo zu Gaste
war, weshalben heute die Schlosthore verriegelt blieben, als welches der jetzige Kaiser zu
jedermans Verwunderung bei dieser Gelegenheit zur Gewohnheit gemacht hat.



Drei-
*) Dieser Kleinigkeit gedenkt Scheuchzer nicht.

Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch. Zwoͤlftes Kap. ꝛc.
lange verweilen. Die Herren Commiſſairs und Sino Cami forderten unter abermaliger
Begruͤßung den Oberdolmetſcher von hier ab, um ihm den Ort nebſt der Art und Weiſe
der zu beobachtenden Cerimonien anzudeuten. Kurz darauf wurde unſer Capitain nicht
weit von hier linker Hand in einen Saal gefuͤhrt, woſelbſt er die wuͤrkliche Abſchiedsaudienz
erhielt, und die in fuͤnf Artikeln beſtehende Geſetze des Kaiſers| in Abſicht auf den Portu-
gieſiſchen Handel, ſo wie das gewoͤhnlich iſt, anhoͤrte. Der Sino Cami begleitete ihn
wiederum in das große Vorgemach zuruͤk, und nahm mit einem freundlichen Geſicht und
wenigen Worten unter dem Zuſaz, wie er ihn in Nagaſacki demnaͤchſt wieder zu ſehen hoffe,
von ihm Abſchied, und ſo begaben wir, ohne den Commiſſairs ein Kompliment zu machen,
uns zuſammen hinweg, und kamen etwa um ein Uhr Nachmittags wieder nach Haus.
Waͤhrend unſerm Aufenthalt in dem Vorgemache fanden ſich verſchiedene junge Prinzen,
Herren und Bedienten des Hofs, uns zu betrachten, und unter andern auch ein Enkel des
Fuͤrſten von Facatta ein, der nur ein Auge hatte, und erſt kuͤrzlich vom Kaiſer blos als
ein Pfand des Treue ſeines Grosvaters und alſo als ein Geiſſel unter die Hofpagen war ge-
zogen worden. Einer der uͤbrigen fragte nach unſers Capitains Namen, und ſchrieb ſich
ſolchen aufs Gewehr; ſo bald aber war dieſes nicht verrathen, als der Sino Cami Befehl
gab, daß keinem Menſchen mehr der Hollaͤnder Namen geſagt werden ſolte. Noch ehe
wir von Hof abzogen, lies man das auf drei Tafelbrettern gelegte Gegengeſchenk von Sei-
ten des Kaiſers, das in 30 Roͤcken beſtand, zum voraus wegtragen, und des Nachmit-
tags wurden uns mehrere dergleichen von denen Herren, die von uns in dieſen Tagen wa-
ren beſchenkt worden, zugeſchikt, als 1) vom Noji Jſemono, dem Jedoſchen Gouverneur,
zwei ſchwarze Roͤcke oder Staatskleider: 2) von dem Reichsrath Todo tamaſjiro, 10 Roͤcke:
3) vom Tſutſia Sagami Sama, eben ſo viel: 4) vom Fodjo Awano Sama, Gouverneur
zu Jedo, zwei: 5) vom Kagami, zehn: und 6) vom Bongo Sama auch zehn Roͤcke.

Den 3 April, Dienſtags, brachten die uͤbrigen Herren gleichfals ihre Roͤcke, (je-
den in gros Papier mit bunten papiernen Straͤngen eingewickelt *)) jeder der Commiſſairs
naͤmlich drei, und jeder der außerordentlichen Reichsraͤthe, ſechs. Und hiemit waren alle
unſere Geſchaͤfte in Jedo, um ein Uhr Nachmittags, abgethan.

Den 4 April, am Mitwochen, war der Tag, da der Kaiſer bei Bengo zu Gaſte
war, weshalben heute die Schlosthore verriegelt blieben, als welches der jetzige Kaiſer zu
jedermans Verwunderung bei dieſer Gelegenheit zur Gewohnheit gemacht hat.



Drei-
*) Dieſer Kleinigkeit gedenkt Scheuchzer nicht.
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[290/0330] Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch. Zwoͤlftes Kap. ꝛc. lange verweilen. Die Herren Commiſſairs und Sino Cami forderten unter abermaliger Begruͤßung den Oberdolmetſcher von hier ab, um ihm den Ort nebſt der Art und Weiſe der zu beobachtenden Cerimonien anzudeuten. Kurz darauf wurde unſer Capitain nicht weit von hier linker Hand in einen Saal gefuͤhrt, woſelbſt er die wuͤrkliche Abſchiedsaudienz erhielt, und die in fuͤnf Artikeln beſtehende Geſetze des Kaiſers| in Abſicht auf den Portu- gieſiſchen Handel, ſo wie das gewoͤhnlich iſt, anhoͤrte. Der Sino Cami begleitete ihn wiederum in das große Vorgemach zuruͤk, und nahm mit einem freundlichen Geſicht und wenigen Worten unter dem Zuſaz, wie er ihn in Nagaſacki demnaͤchſt wieder zu ſehen hoffe, von ihm Abſchied, und ſo begaben wir, ohne den Commiſſairs ein Kompliment zu machen, uns zuſammen hinweg, und kamen etwa um ein Uhr Nachmittags wieder nach Haus. Waͤhrend unſerm Aufenthalt in dem Vorgemache fanden ſich verſchiedene junge Prinzen, Herren und Bedienten des Hofs, uns zu betrachten, und unter andern auch ein Enkel des Fuͤrſten von Facatta ein, der nur ein Auge hatte, und erſt kuͤrzlich vom Kaiſer blos als ein Pfand des Treue ſeines Grosvaters und alſo als ein Geiſſel unter die Hofpagen war ge- zogen worden. Einer der uͤbrigen fragte nach unſers Capitains Namen, und ſchrieb ſich ſolchen aufs Gewehr; ſo bald aber war dieſes nicht verrathen, als der Sino Cami Befehl gab, daß keinem Menſchen mehr der Hollaͤnder Namen geſagt werden ſolte. Noch ehe wir von Hof abzogen, lies man das auf drei Tafelbrettern gelegte Gegengeſchenk von Sei- ten des Kaiſers, das in 30 Roͤcken beſtand, zum voraus wegtragen, und des Nachmit- tags wurden uns mehrere dergleichen von denen Herren, die von uns in dieſen Tagen wa- ren beſchenkt worden, zugeſchikt, als 1) vom Noji Jſemono, dem Jedoſchen Gouverneur, zwei ſchwarze Roͤcke oder Staatskleider: 2) von dem Reichsrath Todo tamaſjiro, 10 Roͤcke: 3) vom Tſutſia Sagami Sama, eben ſo viel: 4) vom Fodjo Awano Sama, Gouverneur zu Jedo, zwei: 5) vom Kagami, zehn: und 6) vom Bongo Sama auch zehn Roͤcke. Den 3 April, Dienſtags, brachten die uͤbrigen Herren gleichfals ihre Roͤcke, (je- den in gros Papier mit bunten papiernen Straͤngen eingewickelt *)) jeder der Commiſſairs naͤmlich drei, und jeder der außerordentlichen Reichsraͤthe, ſechs. Und hiemit waren alle unſere Geſchaͤfte in Jedo, um ein Uhr Nachmittags, abgethan. Den 4 April, am Mitwochen, war der Tag, da der Kaiſer bei Bengo zu Gaſte war, weshalben heute die Schlosthore verriegelt blieben, als welches der jetzige Kaiſer zu jedermans Verwunderung bei dieſer Gelegenheit zur Gewohnheit gemacht hat. Drei- *) Dieſer Kleinigkeit gedenkt Scheuchzer nicht.

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/330>, abgerufen am 24.11.2024.