Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.Kämpfers Geschichte von Japan. Fünftes Buch. oder Bendju von etwa 100 Häusern, und den vorbeifließenden großen und bei den Japa-nern berühmten Flus gleiches Namens. Er rauschte mit erschreklicher Gewalt ins Meer hinunter: ihn durchzuwaden war nicht sowol wegen der Tiefe, die es allenfals zugelassen hätte, als vielmehr wegen der Schnelligkeit des Wassers unmöglich, daher wir uns wiederum der platten Fahrzeuge bedienten, die (wie im vorigen bereits angeführt) wegen ihrer dünnen und biegsamen Boden den kurzen Wellen nachgeben und bequem sind; damit aufs niedrige Ufer zu setzen. Das Gebirge, das wir bisher zur Linken theils in der Nähe theils in der Entfernung gesehen, endigte sich alhier, und das Land gewan eine unabsehliche Ebene, die bis Jedo fortgieng. Jenseit des Flusses nun kamen wir anderthalb Stunden gleichsam durch eine Wüste Dieses in einer langen Gasse von einer halben Meile bestehende Städtchen wird eines *) Scheuchzer hat gelesen: Küste.
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch. oder Bendju von etwa 100 Haͤuſern, und den vorbeifließenden großen und bei den Japa-nern beruͤhmten Flus gleiches Namens. Er rauſchte mit erſchreklicher Gewalt ins Meer hinunter: ihn durchzuwaden war nicht ſowol wegen der Tiefe, die es allenfals zugelaſſen haͤtte, als vielmehr wegen der Schnelligkeit des Waſſers unmoͤglich, daher wir uns wiederum der platten Fahrzeuge bedienten, die (wie im vorigen bereits angefuͤhrt) wegen ihrer duͤnnen und biegſamen Boden den kurzen Wellen nachgeben und bequem ſind; damit aufs niedrige Ufer zu ſetzen. Das Gebirge, das wir bisher zur Linken theils in der Naͤhe theils in der Entfernung geſehen, endigte ſich alhier, und das Land gewan eine unabſehliche Ebene, die bis Jedo fortgieng. Jenſeit des Fluſſes nun kamen wir anderthalb Stunden gleichſam durch eine Wuͤſte Dieſes in einer langen Gaſſe von einer halben Meile beſtehende Staͤdtchen wird eines *) Scheuchzer hat geleſen: Kuͤſte.
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Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch.
oder Bendju von etwa 100 Haͤuſern, und den vorbeifließenden großen und bei den Japa-
nern beruͤhmten Flus gleiches Namens. Er rauſchte mit erſchreklicher Gewalt ins Meer
hinunter: ihn durchzuwaden war nicht ſowol wegen der Tiefe, die es allenfals zugelaſſen
haͤtte, als vielmehr wegen der Schnelligkeit des Waſſers unmoͤglich, daher wir uns wiederum
der platten Fahrzeuge bedienten, die (wie im vorigen bereits angefuͤhrt) wegen ihrer duͤnnen
und biegſamen Boden den kurzen Wellen nachgeben und bequem ſind; damit aufs niedrige
Ufer zu ſetzen. Das Gebirge, das wir bisher zur Linken theils in der Naͤhe theils in der
Entfernung geſehen, endigte ſich alhier, und das Land gewan eine unabſehliche Ebene, die
bis Jedo fortgieng.
Jenſeit des Fluſſes nun kamen wir anderthalb Stunden gleichſam durch eine Wuͤſte
(wiewol die Doͤrfer Matzija, Nango und Kowanda da ſtanden, deren Einwohner an
den Straßen ihre Nahrung ſuchten) bis zu dem großen Dorfe Jootſuja. Eine Meile vor
Jootſuja, dem Dorfe Kowanda gegen uͤber, ohnweit dem Ufer zur rechten Seite ſtieg ein
merkwuͤrdiger ſpiz zulaufender und von weitem wie eine Pyramide ausſehender Felſen aus
dem Waſſer in die Hoͤhe; eine Meile vom Ufer recht gegen Suͤden, von Jootſuja aus,
aber hatte man die beruͤchtigte Banditeninſel Kamakura, das ſo viel ſagen wil, als ein
Kiſſen *). Sie iſt dem Anſehn nach klein, nicht uͤber eine Meile im Umkreiſe in der
Rundung gelegen, dabei mit Baͤumen bewachſen, plat, aber ziemlich hoch, ſo, daß wir
ſie lange vorher gewahr wurden. Sie dient zu einem Verweiſungsort fuͤr die in Ungnade
gefallene große Herren, und wer erſt einmal auf dieſes Kiſſen zu ſitzen komt, mus ſeine
ganze Lebenszeit darauf zubringen. Sie hat ein felſigtes jaͤhes Ufer, wie Fatſji, ſo daß
unmoͤglich auf-oder abzuſteigen iſt. Alle dahin anzubringende Perſonen ſowol als andere
Nothwendigkeiten werden in einem kleinen Schiffe vermittelſt eines Krahns aufgewunden,
und die ausgeleerten Gefaͤße eben ſo wieder herunter gelaſſen. Eine Meile hinter Jootſuja
war es, wo wir, zu Fuſi ſawa naͤmlich, in unſere Mittagsherberge, und zwar in eine
fremde, weil unſere gewoͤhnliche fuͤr dasmal beſezt war, einkehrten.
Dieſes in einer langen Gaſſe von einer halben Meile beſtehende Staͤdtchen wird
von einem Fluſſe durchſtroͤmt, der nach einer viertel Meile von hier in die offene See laͤuft,
die wir bis hieher den ganzen Tag zur Seite gehabt. Das ſich hier endigende Ufer ziehet
ſich von dem Wege ab, und mit einem bergigten Abſatze auf etwa ſechs Meilen S. S. O.
waͤrts hinauf ins Meer; daher man auch nachmals weiter hin vier Meilen von beiden bis
Fodogai nichts als Land hat, alda ſich ſodann die See wieder einfindet, und mit unglei-
chem Ufer die ganze Route bis Jedo begleitet. Bevor ich Fuſi ſawa verlaſſe, mus ich noch
eines
*) Scheuchzer hat geleſen: Kuͤſte.
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