Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.Kämpfers Geschichte von Japan. Fünftes Buch. Achtes Kap. etc. wir dessen schifbaren Arm, Vormittags 11 Uhr, O. S. O. wärts ein. Unser OsackischerHauswirth empfieng uns mit zwo Lustbarken, und führte uns durch viele neue Dörfer und Vorstädte, womit seit wenigen Jahren her die Ufer beider Seiten bebauet worden, und durch mehr als tausend Fahrzeuge den Strohm bis zur Stadt hinauf, welche durch zwei zu beiden Seiten des Flusses befindliche ansehnliche und starke Wachthäuser von den Vorstädten abgeschieden war. Noch ehe wir austreten durften, kamen wir unter sechs hölzernen schö- nen Brücken durch; und nun stiegen wir ein hohes mit steinernen Treppen aufgemauertes Ufer hinauf zur Stadt in eine Queergasse, und gelangten durch dieselbe, es konte um ein oder zwei Uhr Nachmittags seyn, in die für uns gewöhnliche an der ersten langen Gasse ge- legene Herberge, alwo uns oben im Hause einige mit Schirmwänden abgetheilte Kammern angewiesen wurden, die uns zu unserer Ruhe bequem genug hätten seyn mögen, wenn uns nur der Rauch (dem man hier zu Lande durch keine Schornsteine den Weg weiset) nicht so gar öfters beschwerlich gefallen wäre. Gleich nach unserer Ankunft schikten wir unsern Dol- metscher zu den beiden Gouverneurs, um uns die Freiheit zu erbitten, mit einigen kleinen Geschenken bei ihnen erscheinen zu dürfen. Einer, Namens Odagiri Tassano Cami, war zwar anwesend, aber eben nicht zu Hause; der andere, Nossi Jfemono Cami, war zu der gewöhnlich abzulegenden Rechenschaft über sein geführtes Amt nach Hofe abge- reiset. Der erste also lies uns am Abend spät wissen, daß ihm unsere Gegenwart Mor- gen früh um acht Uhr angenehm seyn würde. Neun-
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch. Achtes Kap. ꝛc. wir deſſen ſchifbaren Arm, Vormittags 11 Uhr, O. S. O. waͤrts ein. Unſer OſackiſcherHauswirth empfieng uns mit zwo Luſtbarken, und fuͤhrte uns durch viele neue Doͤrfer und Vorſtaͤdte, womit ſeit wenigen Jahren her die Ufer beider Seiten bebauet worden, und durch mehr als tauſend Fahrzeuge den Strohm bis zur Stadt hinauf, welche durch zwei zu beiden Seiten des Fluſſes befindliche anſehnliche und ſtarke Wachthaͤuſer von den Vorſtaͤdten abgeſchieden war. Noch ehe wir austreten durften, kamen wir unter ſechs hoͤlzernen ſchoͤ- nen Bruͤcken durch; und nun ſtiegen wir ein hohes mit ſteinernen Treppen aufgemauertes Ufer hinauf zur Stadt in eine Queergaſſe, und gelangten durch dieſelbe, es konte um ein oder zwei Uhr Nachmittags ſeyn, in die fuͤr uns gewoͤhnliche an der erſten langen Gaſſe ge- legene Herberge, alwo uns oben im Hauſe einige mit Schirmwaͤnden abgetheilte Kammern angewieſen wurden, die uns zu unſerer Ruhe bequem genug haͤtten ſeyn moͤgen, wenn uns nur der Rauch (dem man hier zu Lande durch keine Schornſteine den Weg weiſet) nicht ſo gar oͤfters beſchwerlich gefallen waͤre. Gleich nach unſerer Ankunft ſchikten wir unſern Dol- metſcher zu den beiden Gouverneurs, um uns die Freiheit zu erbitten, mit einigen kleinen Geſchenken bei ihnen erſcheinen zu duͤrfen. Einer, Namens Odagiri Taſſano Cami, war zwar anweſend, aber eben nicht zu Hauſe; der andere, Noſſi Jfemono Cami, war zu der gewoͤhnlich abzulegenden Rechenſchaft uͤber ſein gefuͤhrtes Amt nach Hofe abge- reiſet. Der erſte alſo lies uns am Abend ſpaͤt wiſſen, daß ihm unſere Gegenwart Mor- gen fruͤh um acht Uhr angenehm ſeyn wuͤrde. Neun-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0250" n="222"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch. Achtes Kap. ꝛc.</hi></fw><lb/> wir deſſen ſchifbaren Arm, Vormittags 11 Uhr, O. S. O. waͤrts ein. Unſer Oſackiſcher<lb/> Hauswirth empfieng uns mit zwo Luſtbarken, und fuͤhrte uns durch viele neue Doͤrfer und<lb/> Vorſtaͤdte, womit ſeit wenigen Jahren her die Ufer beider Seiten bebauet worden, und<lb/> durch mehr als tauſend Fahrzeuge den Strohm bis zur Stadt hinauf, welche durch zwei zu<lb/> beiden Seiten des Fluſſes befindliche anſehnliche und ſtarke Wachthaͤuſer von den Vorſtaͤdten<lb/> abgeſchieden war. Noch ehe wir austreten durften, kamen wir unter ſechs hoͤlzernen ſchoͤ-<lb/> nen Bruͤcken durch; und nun ſtiegen wir ein hohes mit ſteinernen Treppen aufgemauertes<lb/> Ufer hinauf zur Stadt in eine Queergaſſe, und gelangten durch dieſelbe, es konte um ein<lb/> oder zwei Uhr Nachmittags ſeyn, in die fuͤr uns gewoͤhnliche an der erſten langen Gaſſe ge-<lb/> legene Herberge, alwo uns oben im Hauſe einige mit Schirmwaͤnden abgetheilte Kammern<lb/> angewieſen wurden, die uns zu unſerer Ruhe bequem genug haͤtten ſeyn moͤgen, wenn uns<lb/> nur der Rauch (dem man hier zu Lande durch keine Schornſteine den Weg weiſet) nicht ſo<lb/> gar oͤfters beſchwerlich gefallen waͤre. Gleich nach unſerer Ankunft ſchikten wir unſern Dol-<lb/> metſcher zu den beiden Gouverneurs, um uns die Freiheit zu erbitten, mit einigen kleinen<lb/> Geſchenken bei ihnen erſcheinen zu duͤrfen. Einer, Namens <hi rendition="#fr">Odagiri Taſſano Cami,</hi><lb/> war zwar anweſend, aber eben nicht zu Hauſe; der andere, <hi rendition="#fr">Noſſi Jfemono Cami,</hi><lb/> war zu der gewoͤhnlich abzulegenden Rechenſchaft uͤber ſein gefuͤhrtes Amt nach Hofe abge-<lb/> reiſet. Der erſte alſo lies uns am Abend ſpaͤt wiſſen, daß ihm unſere Gegenwart Mor-<lb/> gen fruͤh um acht Uhr angenehm ſeyn wuͤrde.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Neun-</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [222/0250]
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch. Achtes Kap. ꝛc.
wir deſſen ſchifbaren Arm, Vormittags 11 Uhr, O. S. O. waͤrts ein. Unſer Oſackiſcher
Hauswirth empfieng uns mit zwo Luſtbarken, und fuͤhrte uns durch viele neue Doͤrfer und
Vorſtaͤdte, womit ſeit wenigen Jahren her die Ufer beider Seiten bebauet worden, und
durch mehr als tauſend Fahrzeuge den Strohm bis zur Stadt hinauf, welche durch zwei zu
beiden Seiten des Fluſſes befindliche anſehnliche und ſtarke Wachthaͤuſer von den Vorſtaͤdten
abgeſchieden war. Noch ehe wir austreten durften, kamen wir unter ſechs hoͤlzernen ſchoͤ-
nen Bruͤcken durch; und nun ſtiegen wir ein hohes mit ſteinernen Treppen aufgemauertes
Ufer hinauf zur Stadt in eine Queergaſſe, und gelangten durch dieſelbe, es konte um ein
oder zwei Uhr Nachmittags ſeyn, in die fuͤr uns gewoͤhnliche an der erſten langen Gaſſe ge-
legene Herberge, alwo uns oben im Hauſe einige mit Schirmwaͤnden abgetheilte Kammern
angewieſen wurden, die uns zu unſerer Ruhe bequem genug haͤtten ſeyn moͤgen, wenn uns
nur der Rauch (dem man hier zu Lande durch keine Schornſteine den Weg weiſet) nicht ſo
gar oͤfters beſchwerlich gefallen waͤre. Gleich nach unſerer Ankunft ſchikten wir unſern Dol-
metſcher zu den beiden Gouverneurs, um uns die Freiheit zu erbitten, mit einigen kleinen
Geſchenken bei ihnen erſcheinen zu duͤrfen. Einer, Namens Odagiri Taſſano Cami,
war zwar anweſend, aber eben nicht zu Hauſe; der andere, Noſſi Jfemono Cami,
war zu der gewoͤhnlich abzulegenden Rechenſchaft uͤber ſein gefuͤhrtes Amt nach Hofe abge-
reiſet. Der erſte alſo lies uns am Abend ſpaͤt wiſſen, daß ihm unſere Gegenwart Mor-
gen fruͤh um acht Uhr angenehm ſeyn wuͤrde.
Neun-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/250 |
Zitationshilfe: | Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/250>, abgerufen am 16.02.2025. |