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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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Siebent. Kap. Unsere Reise zu Lande von Nagasacki bis Kokura.
Dsiso im Ausgange der Stadt Nagasacki an dem Felsen des Weges neun mal nach einan-
der ausgehauen ist. Auch ohnweit des Dorfs Urakami stehet er auf einem steinernen einer
Klafter hohen Pfeiler, in einer halben Mansgröße, mit kleinen Büschen von Blumen
und Fanna Skibbu geziert, und vor demselben zwei steinerne ausgehöhlte kurze Säulen zu
Niedersetzung der Lampen, die man zu Ehren des Abgottes anzündet, dabei noch ein Was-
serkessel, worinnen, wer ihn solchergestalt verehrt oder ihm etwas zum Opfer bringen
wil, seine Hände abwaschen kan. Vor dem Dorfe Urakami selbst zeigt sich ein ansehnli-
ches Toori oder Ehrenpforte, mit einer in der Mitte angehefteten Ueberschrift, die den Zu-
gang zu einem inländischen Götzentempel andeutet und verherrlicht.

Jn vorbesagtem Dorfe Tokitz trafen wir den Haushofmeister des Prinzen von
Omura an, der uns im Namen seines Herrn zu Fortsetzung unserer Reise alle Hülfe un-
entgeldlich und aus Respekt gegen den Kaiser, auch zwei mitgebrachte Feifenees oder Lust-
barken anbot, um damit auf die andere Seite des Hafens nach dem Dorfe Sinongi über-
zufahren, welches 71/2 Japanische Wassermeilen von hier lag. Wir bestiegen dieselben des
Nachmittags halb drei Uhr, und langten Abends vor sieben Uhr an, nachdem wir heute
in allem 10 Japanische Meilen zurükgelegt, das sonst wol 15 Meilen ausmacht, wenn
man zu Lande und den Hafen zur rechten Hand umreiset. Jede der Lustbarken, welche
nach inländischer Art von festem Tannenholze erbaut sind, war mit 14 in blaue Röcke mit
weißen Querstrichen gekleideten Ruderknechten besezt; hinten stekte eine kleine Fahne, wie
eine Standarte, mit einer weißen Rose von fünf Blättern im blauen Felde, und vorn der
gewöhnliche Commandirbusch von papiernen Riemen, dabei unser Bugjo seine Pike pflan-
zen lies; der Omurasche Schifschreiber nahm seinen Plaz auf der einen und der Steuerman
auf der andern Seite, der Bugjo und unser Resident aber in den Lustkammern von je-
dem Schiffe.

Der Hafen selbst ist nicht tief, und mit keinen großen Schiffen zu befahren; er läuft gegen
W. S. W. nach der See zu, wo es sehr enge ist, daher er Ebbe und Flut hat. (Die an-
dere Seite wird von der Arimaschen Bucht durch eine Erdenge, etwa von einer Meile, ge-
schieden *). Die Residenz Omura sahe man auf etwa zwei Meilen zur rechten Hand am
Ufer liegen, und darüber hinweg einen Berg rauchen, welcher vielleicht der Feuerspeiende
Berg Usen oder Unsen war. Jn dem Seebusen giebt es Muscheln, welche Perlen halten,
auch hat man vormals an dessen eingesunkenen Ufern einen reichen Goldsand gefunden.

Uebrigens gehört Omura mit in die Provinz Fisen, so wie Nagasacki, Firando,
Gotho, Urisjino, Fuckofori
**) und mehrere kleinere Bezirke, welche in alten Zeiten

unter
*) [Spaltenumbruch] Fehlt in der Engl. Uebers.
**) [Spaltenumbruch] Scheuchzer sezt: Fieassari.
Zweiter Band. C c

Siebent. Kap. Unſere Reiſe zu Lande von Nagaſacki bis Kokura.
Dſiſo im Ausgange der Stadt Nagaſacki an dem Felſen des Weges neun mal nach einan-
der ausgehauen iſt. Auch ohnweit des Dorfs Urakami ſtehet er auf einem ſteinernen einer
Klafter hohen Pfeiler, in einer halben Mansgroͤße, mit kleinen Buͤſchen von Blumen
und Fanna Skibbu geziert, und vor demſelben zwei ſteinerne ausgehoͤhlte kurze Saͤulen zu
Niederſetzung der Lampen, die man zu Ehren des Abgottes anzuͤndet, dabei noch ein Waſ-
ſerkeſſel, worinnen, wer ihn ſolchergeſtalt verehrt oder ihm etwas zum Opfer bringen
wil, ſeine Haͤnde abwaſchen kan. Vor dem Dorfe Urakami ſelbſt zeigt ſich ein anſehnli-
ches Toori oder Ehrenpforte, mit einer in der Mitte angehefteten Ueberſchrift, die den Zu-
gang zu einem inlaͤndiſchen Goͤtzentempel andeutet und verherrlicht.

Jn vorbeſagtem Dorfe Tokitz trafen wir den Haushofmeiſter des Prinzen von
Omura an, der uns im Namen ſeines Herrn zu Fortſetzung unſerer Reiſe alle Huͤlfe un-
entgeldlich und aus Reſpekt gegen den Kaiſer, auch zwei mitgebrachte Feifenees oder Luſt-
barken anbot, um damit auf die andere Seite des Hafens nach dem Dorfe Sinongi uͤber-
zufahren, welches 7½ Japaniſche Waſſermeilen von hier lag. Wir beſtiegen dieſelben des
Nachmittags halb drei Uhr, und langten Abends vor ſieben Uhr an, nachdem wir heute
in allem 10 Japaniſche Meilen zuruͤkgelegt, das ſonſt wol 15 Meilen ausmacht, wenn
man zu Lande und den Hafen zur rechten Hand umreiſet. Jede der Luſtbarken, welche
nach inlaͤndiſcher Art von feſtem Tannenholze erbaut ſind, war mit 14 in blaue Roͤcke mit
weißen Querſtrichen gekleideten Ruderknechten beſezt; hinten ſtekte eine kleine Fahne, wie
eine Standarte, mit einer weißen Roſe von fuͤnf Blaͤttern im blauen Felde, und vorn der
gewoͤhnliche Commandirbuſch von papiernen Riemen, dabei unſer Bugjo ſeine Pike pflan-
zen lies; der Omuraſche Schifſchreiber nahm ſeinen Plaz auf der einen und der Steuerman
auf der andern Seite, der Bugjo und unſer Reſident aber in den Luſtkammern von je-
dem Schiffe.

Der Hafen ſelbſt iſt nicht tief, und mit keinen großen Schiffen zu befahren; er laͤuft gegen
W. S. W. nach der See zu, wo es ſehr enge iſt, daher er Ebbe und Flut hat. (Die an-
dere Seite wird von der Arimaſchen Bucht durch eine Erdenge, etwa von einer Meile, ge-
ſchieden *). Die Reſidenz Omura ſahe man auf etwa zwei Meilen zur rechten Hand am
Ufer liegen, und daruͤber hinweg einen Berg rauchen, welcher vielleicht der Feuerſpeiende
Berg Uſen oder Unſen war. Jn dem Seebuſen giebt es Muſcheln, welche Perlen halten,
auch hat man vormals an deſſen eingeſunkenen Ufern einen reichen Goldſand gefunden.

Uebrigens gehoͤrt Omura mit in die Provinz Fiſen, ſo wie Nagaſacki, Firando,
Gotho, Uriſjino, Fuckofori
**) und mehrere kleinere Bezirke, welche in alten Zeiten

unter
*) [Spaltenumbruch] Fehlt in der Engl. Ueberſ.
**) [Spaltenumbruch] Scheuchzer ſezt: Fieaſſari.
Zweiter Band. C c
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[201/0221] Siebent. Kap. Unſere Reiſe zu Lande von Nagaſacki bis Kokura. Dſiſo im Ausgange der Stadt Nagaſacki an dem Felſen des Weges neun mal nach einan- der ausgehauen iſt. Auch ohnweit des Dorfs Urakami ſtehet er auf einem ſteinernen einer Klafter hohen Pfeiler, in einer halben Mansgroͤße, mit kleinen Buͤſchen von Blumen und Fanna Skibbu geziert, und vor demſelben zwei ſteinerne ausgehoͤhlte kurze Saͤulen zu Niederſetzung der Lampen, die man zu Ehren des Abgottes anzuͤndet, dabei noch ein Waſ- ſerkeſſel, worinnen, wer ihn ſolchergeſtalt verehrt oder ihm etwas zum Opfer bringen wil, ſeine Haͤnde abwaſchen kan. Vor dem Dorfe Urakami ſelbſt zeigt ſich ein anſehnli- ches Toori oder Ehrenpforte, mit einer in der Mitte angehefteten Ueberſchrift, die den Zu- gang zu einem inlaͤndiſchen Goͤtzentempel andeutet und verherrlicht. Jn vorbeſagtem Dorfe Tokitz trafen wir den Haushofmeiſter des Prinzen von Omura an, der uns im Namen ſeines Herrn zu Fortſetzung unſerer Reiſe alle Huͤlfe un- entgeldlich und aus Reſpekt gegen den Kaiſer, auch zwei mitgebrachte Feifenees oder Luſt- barken anbot, um damit auf die andere Seite des Hafens nach dem Dorfe Sinongi uͤber- zufahren, welches 7½ Japaniſche Waſſermeilen von hier lag. Wir beſtiegen dieſelben des Nachmittags halb drei Uhr, und langten Abends vor ſieben Uhr an, nachdem wir heute in allem 10 Japaniſche Meilen zuruͤkgelegt, das ſonſt wol 15 Meilen ausmacht, wenn man zu Lande und den Hafen zur rechten Hand umreiſet. Jede der Luſtbarken, welche nach inlaͤndiſcher Art von feſtem Tannenholze erbaut ſind, war mit 14 in blaue Roͤcke mit weißen Querſtrichen gekleideten Ruderknechten beſezt; hinten ſtekte eine kleine Fahne, wie eine Standarte, mit einer weißen Roſe von fuͤnf Blaͤttern im blauen Felde, und vorn der gewoͤhnliche Commandirbuſch von papiernen Riemen, dabei unſer Bugjo ſeine Pike pflan- zen lies; der Omuraſche Schifſchreiber nahm ſeinen Plaz auf der einen und der Steuerman auf der andern Seite, der Bugjo und unſer Reſident aber in den Luſtkammern von je- dem Schiffe. Der Hafen ſelbſt iſt nicht tief, und mit keinen großen Schiffen zu befahren; er laͤuft gegen W. S. W. nach der See zu, wo es ſehr enge iſt, daher er Ebbe und Flut hat. (Die an- dere Seite wird von der Arimaſchen Bucht durch eine Erdenge, etwa von einer Meile, ge- ſchieden *). Die Reſidenz Omura ſahe man auf etwa zwei Meilen zur rechten Hand am Ufer liegen, und daruͤber hinweg einen Berg rauchen, welcher vielleicht der Feuerſpeiende Berg Uſen oder Unſen war. Jn dem Seebuſen giebt es Muſcheln, welche Perlen halten, auch hat man vormals an deſſen eingeſunkenen Ufern einen reichen Goldſand gefunden. Uebrigens gehoͤrt Omura mit in die Provinz Fiſen, ſo wie Nagaſacki, Firando, Gotho, Uriſjino, Fuckofori **) und mehrere kleinere Bezirke, welche in alten Zeiten unter *) Fehlt in der Engl. Ueberſ. **) Scheuchzer ſezt: Fieaſſari. Zweiter Band. C c

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/221>, abgerufen am 24.11.2024.