sich vor einen jeden hin und legt seine Bewilkommung mit demüthiger Verbeugung ab, ja diese geschiehet vor dem Norimon des Bugjo und unsers Residenten so tief, daß er mit den Händen und beinahe auch mit dem Haupte die Erde berührt; er eilet hierauf ge- schwinde wieder zurük, und empfängt uns eben so zum andernmale vor seinem Hause.
So bald wir da ankommen, werden wir ohne die geringste Verweilung (dazu wir auch wegen des muthwilligen Zuschreiens der Gassenbuben eben keine Lust haben) von un- sern Häschern durch das Haus in unser Gemach eingeführt, wo uns denn nichts, als der kleine Hinterhof, zum Austritte vergönt ist, indem sie alles übrige, was sie nach dem Felde oder nach einer hinteren Gasse zu, an Fenstern, Thüren oder sonst finden, zuschlie- ßen und vernageln lassen, um uns, wie sie sagen, vor Dieben zu hüten, eigentlich aber wie Diebe und Ausreißer zu bewahren. Auf der Rükreise indes, da wir uns erst Zu- trauen erworben haben, finden wir diese ihre Vorsicht um ein merkliches vermindert.
Der Bugjo beziehet die beste Kammer nach der unsrigen, in welchem Theile des Hauses sie auch ist. Die Häscher, Dolmetscher und Dosen nehmen die uns zunächst ge- legenen Vorkammern ein, um ein Auge auf uns zu haben und zu verhindern, daß kein Bedienter oder Fremder, ohne ihr Wissen und Erlaubnis, bei uns eintrete; wenn sie nicht da sind, so tragen sie diese Sorge und Aufsicht einem ihrer oder unserer Bedienten beson- ders auf, (ob sie gleich überhaupt allen obliegt;) derjenige, welcher sich hierinnen vor an- dern wachsam und arglistig erweiset, wird auch wol folgendes Jahr wiederum zur Aufreise zugelassen, die übrigen müssen zwei Jahre davon abstehen.
Wenn wir unsere angewiesene Kammer in Besiz genommen, so erscheint alsbald der Wirth mit seinen nächsten mänlichen Hausgenossen, jeder mit einer Schale gemahlnen Thee, welche er nach dem Range mit der tiefesten Verneigung des Leibes und unter dem weit aus der Brust geholten und in einem ehrerbietigen Tone ausgesprochenen Worte: ah, ah, ah! herumreichet. Diese Leute legen ihre Ehrenkleider, womit sie angethan, und die kurzen Säbel, womit sie gegürtet sind, in ihrem Hause so lange nicht ab, als Gäste vorhanden sind.
Hiernächst wird das Tobakgeräthe herbei geschaft, nämlich ein messingen oder höl- zern Gefäße, oder eine solche Platte von mancherlei und nicht immer gleicher Form, ver- sehen mit einem kleinen Becken glühender Kohlen, mit einem Speitopfe, einem Schächtel- chen vol feinen geschnittenen Tobaks, und mit einigen langen Tobakspfeifen, die messingene kleine Köpfe haben. Zu gleicher Zeit bringet man eine Spänholzerne oder gefirnissete Platte mit Socano, d. i. Anbissen von Kuchen und Früchten, als inländischen Feigen und Nüssen, warmen Mansje und Reiskuchen, in Salzwasser abgekochte Wurzeln von ver- schiedner Art, Zuckerwerk und dergleichen Dinge mehr, die zuerst in des Bugjo, und darauf in unsere Kammer kommen. Die übrige Aufwartung für die inländischen Gäste
geschie-
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch.
ſich vor einen jeden hin und legt ſeine Bewilkommung mit demuͤthiger Verbeugung ab, ja dieſe geſchiehet vor dem Norimon des Bugjo und unſers Reſidenten ſo tief, daß er mit den Haͤnden und beinahe auch mit dem Haupte die Erde beruͤhrt; er eilet hierauf ge- ſchwinde wieder zuruͤk, und empfaͤngt uns eben ſo zum andernmale vor ſeinem Hauſe.
So bald wir da ankommen, werden wir ohne die geringſte Verweilung (dazu wir auch wegen des muthwilligen Zuſchreiens der Gaſſenbuben eben keine Luſt haben) von un- ſern Haͤſchern durch das Haus in unſer Gemach eingefuͤhrt, wo uns denn nichts, als der kleine Hinterhof, zum Austritte vergoͤnt iſt, indem ſie alles uͤbrige, was ſie nach dem Felde oder nach einer hinteren Gaſſe zu, an Fenſtern, Thuͤren oder ſonſt finden, zuſchlie- ßen und vernageln laſſen, um uns, wie ſie ſagen, vor Dieben zu huͤten, eigentlich aber wie Diebe und Ausreißer zu bewahren. Auf der Ruͤkreiſe indes, da wir uns erſt Zu- trauen erworben haben, finden wir dieſe ihre Vorſicht um ein merkliches vermindert.
Der Bugjo beziehet die beſte Kammer nach der unſrigen, in welchem Theile des Hauſes ſie auch iſt. Die Haͤſcher, Dolmetſcher und Doſen nehmen die uns zunaͤchſt ge- legenen Vorkammern ein, um ein Auge auf uns zu haben und zu verhindern, daß kein Bedienter oder Fremder, ohne ihr Wiſſen und Erlaubnis, bei uns eintrete; wenn ſie nicht da ſind, ſo tragen ſie dieſe Sorge und Aufſicht einem ihrer oder unſerer Bedienten beſon- ders auf, (ob ſie gleich uͤberhaupt allen obliegt;) derjenige, welcher ſich hierinnen vor an- dern wachſam und argliſtig erweiſet, wird auch wol folgendes Jahr wiederum zur Aufreiſe zugelaſſen, die uͤbrigen muͤſſen zwei Jahre davon abſtehen.
Wenn wir unſere angewieſene Kammer in Beſiz genommen, ſo erſcheint alsbald der Wirth mit ſeinen naͤchſten maͤnlichen Hausgenoſſen, jeder mit einer Schale gemahlnen Thee, welche er nach dem Range mit der tiefeſten Verneigung des Leibes und unter dem weit aus der Bruſt geholten und in einem ehrerbietigen Tone ausgeſprochenen Worte: ah, ah, ah! herumreichet. Dieſe Leute legen ihre Ehrenkleider, womit ſie angethan, und die kurzen Saͤbel, womit ſie geguͤrtet ſind, in ihrem Hauſe ſo lange nicht ab, als Gaͤſte vorhanden ſind.
Hiernaͤchſt wird das Tobakgeraͤthe herbei geſchaft, naͤmlich ein meſſingen oder hoͤl- zern Gefaͤße, oder eine ſolche Platte von mancherlei und nicht immer gleicher Form, ver- ſehen mit einem kleinen Becken gluͤhender Kohlen, mit einem Speitopfe, einem Schaͤchtel- chen vol feinen geſchnittenen Tobaks, und mit einigen langen Tobakspfeifen, die meſſingene kleine Koͤpfe haben. Zu gleicher Zeit bringet man eine Spaͤnholzerne oder gefirniſſete Platte mit Socano, d. i. Anbiſſen von Kuchen und Fruͤchten, als inlaͤndiſchen Feigen und Nuͤſſen, warmen Manſje und Reiskuchen, in Salzwaſſer abgekochte Wurzeln von ver- ſchiedner Art, Zuckerwerk und dergleichen Dinge mehr, die zuerſt in des Bugjo, und darauf in unſere Kammer kommen. Die uͤbrige Aufwartung fuͤr die inlaͤndiſchen Gaͤſte
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[192/0210]
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch.
ſich vor einen jeden hin und legt ſeine Bewilkommung mit demuͤthiger Verbeugung ab, ja
dieſe geſchiehet vor dem Norimon des Bugjo und unſers Reſidenten ſo tief, daß er
mit den Haͤnden und beinahe auch mit dem Haupte die Erde beruͤhrt; er eilet hierauf ge-
ſchwinde wieder zuruͤk, und empfaͤngt uns eben ſo zum andernmale vor ſeinem Hauſe.
So bald wir da ankommen, werden wir ohne die geringſte Verweilung (dazu wir
auch wegen des muthwilligen Zuſchreiens der Gaſſenbuben eben keine Luſt haben) von un-
ſern Haͤſchern durch das Haus in unſer Gemach eingefuͤhrt, wo uns denn nichts, als der
kleine Hinterhof, zum Austritte vergoͤnt iſt, indem ſie alles uͤbrige, was ſie nach dem
Felde oder nach einer hinteren Gaſſe zu, an Fenſtern, Thuͤren oder ſonſt finden, zuſchlie-
ßen und vernageln laſſen, um uns, wie ſie ſagen, vor Dieben zu huͤten, eigentlich aber
wie Diebe und Ausreißer zu bewahren. Auf der Ruͤkreiſe indes, da wir uns erſt Zu-
trauen erworben haben, finden wir dieſe ihre Vorſicht um ein merkliches vermindert.
Der Bugjo beziehet die beſte Kammer nach der unſrigen, in welchem Theile des
Hauſes ſie auch iſt. Die Haͤſcher, Dolmetſcher und Doſen nehmen die uns zunaͤchſt ge-
legenen Vorkammern ein, um ein Auge auf uns zu haben und zu verhindern, daß kein
Bedienter oder Fremder, ohne ihr Wiſſen und Erlaubnis, bei uns eintrete; wenn ſie nicht
da ſind, ſo tragen ſie dieſe Sorge und Aufſicht einem ihrer oder unſerer Bedienten beſon-
ders auf, (ob ſie gleich uͤberhaupt allen obliegt;) derjenige, welcher ſich hierinnen vor an-
dern wachſam und argliſtig erweiſet, wird auch wol folgendes Jahr wiederum zur Aufreiſe
zugelaſſen, die uͤbrigen muͤſſen zwei Jahre davon abſtehen.
Wenn wir unſere angewieſene Kammer in Beſiz genommen, ſo erſcheint alsbald
der Wirth mit ſeinen naͤchſten maͤnlichen Hausgenoſſen, jeder mit einer Schale gemahlnen
Thee, welche er nach dem Range mit der tiefeſten Verneigung des Leibes und unter dem
weit aus der Bruſt geholten und in einem ehrerbietigen Tone ausgeſprochenen Worte: ah,
ah, ah! herumreichet. Dieſe Leute legen ihre Ehrenkleider, womit ſie angethan, und
die kurzen Saͤbel, womit ſie geguͤrtet ſind, in ihrem Hauſe ſo lange nicht ab, als Gaͤſte
vorhanden ſind.
Hiernaͤchſt wird das Tobakgeraͤthe herbei geſchaft, naͤmlich ein meſſingen oder hoͤl-
zern Gefaͤße, oder eine ſolche Platte von mancherlei und nicht immer gleicher Form, ver-
ſehen mit einem kleinen Becken gluͤhender Kohlen, mit einem Speitopfe, einem Schaͤchtel-
chen vol feinen geſchnittenen Tobaks, und mit einigen langen Tobakspfeifen, die meſſingene
kleine Koͤpfe haben. Zu gleicher Zeit bringet man eine Spaͤnholzerne oder gefirniſſete
Platte mit Socano, d. i. Anbiſſen von Kuchen und Fruͤchten, als inlaͤndiſchen Feigen
und Nuͤſſen, warmen Manſje und Reiskuchen, in Salzwaſſer abgekochte Wurzeln von ver-
ſchiedner Art, Zuckerwerk und dergleichen Dinge mehr, die zuerſt in des Bugjo, und
darauf in unſere Kammer kommen. Die uͤbrige Aufwartung fuͤr die inlaͤndiſchen Gaͤſte
geſchie-
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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/210>, abgerufen am 22.07.2024.
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