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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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Kämpfers Geschichte von Japan. Fünftes Buch.
ein grüner Hinterhof, der sich durch das Haus mit blühenden Bäumen, einem erhabenen
Lustorte, herabrieselnden Bache und dergleichen angenehm darstelt: oder auch nur ein aus-
gestelleter Blumentopf mit blühenden Baumzweigen (denn ordentliche Blumenpflanzen wer-
den zu gut dazu gehalten) aufs beste geschmükt: bald eine und andere wohl aufgepuzte junge
Hausdirne, die den Vorbeigehenden zuruft und ihm ihre warme Kost liebkosend anbietet.
Diese hat denn auch nicht nöthig lange zu warten, sondern kan mit dem Kuchen, gebrate-
nem, oder was er fordert, gleich wieder seines Wegs gehen, weil alles auf einem besonde-
ren Spieße oder Stökchen von Bambus in der offenen Bude oder Kammer vor dem Feuer
stekt, zumalen da die Wirthinnen, Köchinnen oder Hausdirnen, so bald sie Leute von fer-
nen kommen sehen, die Kohlen fleißig in die Glut bringen, als ob sie so eben ihre Eswaren
frisch gekocht oder gebraten hätten, dahingegen andere mit Zubereitung des Theewassers sich
beschäftigen oder ein warmes Süpchen als einen angenehmen schäumenden oder abkühlenden
Trunk in einem Theeköpfchen durchklopfen, und dem Reisenden nach Begehren zureichen,
während dem ihnen nie der Mund geschlossen ist, um ihre Waare anzupreisen, und vor ih-
ren Nachbarn, die auf gleiche Art ihre Nahrung suchen, den Vorzug zu gewinnen.

Außer Thee, den man alzeit und vielmals auch Sacki haben kan, sind die ge-
wöhnlichen Speisen in diesen Garküchen folgende: die Mansje oder eine Portugiesische Art
runder kleiner Kuchen, in der Größe eines Hünereies, die von Weitzen Mehl in einem zu-
gehaltenen Wasserdampfe gekocht und inwendig bisweilen mit einem bezuckerten schwarzen
Bohnenteige gefült sind; ferner: geröstete Kuchen von der Gallerte der Waldwurzel Kaids,
Scheibenweise durchschnitten; ferner: gebratene Stükchen Aale; gebratene, gekochte oder
roh eingemachte Schnecken, Muscheln und kleine Fische; Chinesischer Laxa, oder ein dün-
ner gerolter und sodan in lange schmale Riemen zerschnittener und gekochter Waizenteig;
Rainfaren und andere junge Kräuter und Wurzeln aus der See und den Wäldern, nach-
dem es die Jahrszeit mit sich bringt, die nach vorheriger Reinigung und Zubereitung mit
Wasser und Salz abgekocht werden; noch sehr vieler anderer inländischer schlechter Gerichte
zu geschweigen, die vorzeiten der uncultivirte Boden und der Hunger den Einwohnern an-
gewiesen, und die aus verschiedenem Saamen- und Wurzelmehl in mancherlei Figur und
Farbe gekocht oder gebacken werden. Die gewöhnliche Brühe zu dieser und dergleichen Kost
ist ein wenig Soje mit Sacki gemäßigt, und mit scharfen Sausjo Blättern belegt, auch
mit sein geschnittener Jngberwurzel und Limonenrinde vermischt, oder nur mit trockenem
Jngber, Sausjo oder anderm inländischen Gewürzpulver bestreuet.

Noch findet man in den schlechten Buden und auf den aufgestelleten Tischen man-
cherlei Zuckerwaaren von verschiedener Figur und Farbe, die zwar etwas lüsternes vors
Auge, aber nicht vor den Geschmak haben, indem sie sparsam bezuckert und gemeiniglich so
zähe sind, daß man im Kauen die Zähne nicht von einander bringen kan.

Ein

Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch.
ein gruͤner Hinterhof, der ſich durch das Haus mit bluͤhenden Baͤumen, einem erhabenen
Luſtorte, herabrieſelnden Bache und dergleichen angenehm darſtelt: oder auch nur ein aus-
geſtelleter Blumentopf mit bluͤhenden Baumzweigen (denn ordentliche Blumenpflanzen wer-
den zu gut dazu gehalten) aufs beſte geſchmuͤkt: bald eine und andere wohl aufgepuzte junge
Hausdirne, die den Vorbeigehenden zuruft und ihm ihre warme Koſt liebkoſend anbietet.
Dieſe hat denn auch nicht noͤthig lange zu warten, ſondern kan mit dem Kuchen, gebrate-
nem, oder was er fordert, gleich wieder ſeines Wegs gehen, weil alles auf einem beſonde-
ren Spieße oder Stoͤkchen von Bambus in der offenen Bude oder Kammer vor dem Feuer
ſtekt, zumalen da die Wirthinnen, Koͤchinnen oder Hausdirnen, ſo bald ſie Leute von fer-
nen kommen ſehen, die Kohlen fleißig in die Glut bringen, als ob ſie ſo eben ihre Eswaren
friſch gekocht oder gebraten haͤtten, dahingegen andere mit Zubereitung des Theewaſſers ſich
beſchaͤftigen oder ein warmes Suͤpchen als einen angenehmen ſchaͤumenden oder abkuͤhlenden
Trunk in einem Theekoͤpfchen durchklopfen, und dem Reiſenden nach Begehren zureichen,
waͤhrend dem ihnen nie der Mund geſchloſſen iſt, um ihre Waare anzupreiſen, und vor ih-
ren Nachbarn, die auf gleiche Art ihre Nahrung ſuchen, den Vorzug zu gewinnen.

Außer Thee, den man alzeit und vielmals auch Sacki haben kan, ſind die ge-
woͤhnlichen Speiſen in dieſen Garkuͤchen folgende: die Manſje oder eine Portugieſiſche Art
runder kleiner Kuchen, in der Groͤße eines Huͤnereies, die von Weitzen Mehl in einem zu-
gehaltenen Waſſerdampfe gekocht und inwendig bisweilen mit einem bezuckerten ſchwarzen
Bohnenteige gefuͤlt ſind; ferner: geroͤſtete Kuchen von der Gallerte der Waldwurzel Kaids,
Scheibenweiſe durchſchnitten; ferner: gebratene Stuͤkchen Aale; gebratene, gekochte oder
roh eingemachte Schnecken, Muſcheln und kleine Fiſche; Chineſiſcher Laxa, oder ein duͤn-
ner gerolter und ſodan in lange ſchmale Riemen zerſchnittener und gekochter Waizenteig;
Rainfaren und andere junge Kraͤuter und Wurzeln aus der See und den Waͤldern, nach-
dem es die Jahrszeit mit ſich bringt, die nach vorheriger Reinigung und Zubereitung mit
Waſſer und Salz abgekocht werden; noch ſehr vieler anderer inlaͤndiſcher ſchlechter Gerichte
zu geſchweigen, die vorzeiten der uncultivirte Boden und der Hunger den Einwohnern an-
gewieſen, und die aus verſchiedenem Saamen- und Wurzelmehl in mancherlei Figur und
Farbe gekocht oder gebacken werden. Die gewoͤhnliche Bruͤhe zu dieſer und dergleichen Koſt
iſt ein wenig Soje mit Sacki gemaͤßigt, und mit ſcharfen Sauſjo Blaͤttern belegt, auch
mit ſein geſchnittener Jngberwurzel und Limonenrinde vermiſcht, oder nur mit trockenem
Jngber, Sauſjo oder anderm inlaͤndiſchen Gewuͤrzpulver beſtreuet.

Noch findet man in den ſchlechten Buden und auf den aufgeſtelleten Tiſchen man-
cherlei Zuckerwaaren von verſchiedener Figur und Farbe, die zwar etwas luͤſternes vors
Auge, aber nicht vor den Geſchmak haben, indem ſie ſparſam bezuckert und gemeiniglich ſo
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Ein
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[176/0194] Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch. ein gruͤner Hinterhof, der ſich durch das Haus mit bluͤhenden Baͤumen, einem erhabenen Luſtorte, herabrieſelnden Bache und dergleichen angenehm darſtelt: oder auch nur ein aus- geſtelleter Blumentopf mit bluͤhenden Baumzweigen (denn ordentliche Blumenpflanzen wer- den zu gut dazu gehalten) aufs beſte geſchmuͤkt: bald eine und andere wohl aufgepuzte junge Hausdirne, die den Vorbeigehenden zuruft und ihm ihre warme Koſt liebkoſend anbietet. Dieſe hat denn auch nicht noͤthig lange zu warten, ſondern kan mit dem Kuchen, gebrate- nem, oder was er fordert, gleich wieder ſeines Wegs gehen, weil alles auf einem beſonde- ren Spieße oder Stoͤkchen von Bambus in der offenen Bude oder Kammer vor dem Feuer ſtekt, zumalen da die Wirthinnen, Koͤchinnen oder Hausdirnen, ſo bald ſie Leute von fer- nen kommen ſehen, die Kohlen fleißig in die Glut bringen, als ob ſie ſo eben ihre Eswaren friſch gekocht oder gebraten haͤtten, dahingegen andere mit Zubereitung des Theewaſſers ſich beſchaͤftigen oder ein warmes Suͤpchen als einen angenehmen ſchaͤumenden oder abkuͤhlenden Trunk in einem Theekoͤpfchen durchklopfen, und dem Reiſenden nach Begehren zureichen, waͤhrend dem ihnen nie der Mund geſchloſſen iſt, um ihre Waare anzupreiſen, und vor ih- ren Nachbarn, die auf gleiche Art ihre Nahrung ſuchen, den Vorzug zu gewinnen. Außer Thee, den man alzeit und vielmals auch Sacki haben kan, ſind die ge- woͤhnlichen Speiſen in dieſen Garkuͤchen folgende: die Manſje oder eine Portugieſiſche Art runder kleiner Kuchen, in der Groͤße eines Huͤnereies, die von Weitzen Mehl in einem zu- gehaltenen Waſſerdampfe gekocht und inwendig bisweilen mit einem bezuckerten ſchwarzen Bohnenteige gefuͤlt ſind; ferner: geroͤſtete Kuchen von der Gallerte der Waldwurzel Kaids, Scheibenweiſe durchſchnitten; ferner: gebratene Stuͤkchen Aale; gebratene, gekochte oder roh eingemachte Schnecken, Muſcheln und kleine Fiſche; Chineſiſcher Laxa, oder ein duͤn- ner gerolter und ſodan in lange ſchmale Riemen zerſchnittener und gekochter Waizenteig; Rainfaren und andere junge Kraͤuter und Wurzeln aus der See und den Waͤldern, nach- dem es die Jahrszeit mit ſich bringt, die nach vorheriger Reinigung und Zubereitung mit Waſſer und Salz abgekocht werden; noch ſehr vieler anderer inlaͤndiſcher ſchlechter Gerichte zu geſchweigen, die vorzeiten der uncultivirte Boden und der Hunger den Einwohnern an- gewieſen, und die aus verſchiedenem Saamen- und Wurzelmehl in mancherlei Figur und Farbe gekocht oder gebacken werden. Die gewoͤhnliche Bruͤhe zu dieſer und dergleichen Koſt iſt ein wenig Soje mit Sacki gemaͤßigt, und mit ſcharfen Sauſjo Blaͤttern belegt, auch mit ſein geſchnittener Jngberwurzel und Limonenrinde vermiſcht, oder nur mit trockenem Jngber, Sauſjo oder anderm inlaͤndiſchen Gewuͤrzpulver beſtreuet. Noch findet man in den ſchlechten Buden und auf den aufgeſtelleten Tiſchen man- cherlei Zuckerwaaren von verſchiedener Figur und Farbe, die zwar etwas luͤſternes vors Auge, aber nicht vor den Geſchmak haben, indem ſie ſparſam bezuckert und gemeiniglich ſo zaͤhe ſind, daß man im Kauen die Zaͤhne nicht von einander bringen kan. Ein

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/194>, abgerufen am 24.11.2024.