Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.Viert. Kap. Beschreibung der Posthäuser, Herbergen, etc. 1) Der Grund ist zum Theil mit rundigten Bach- oder Seesteinchen nach ihrer verschiedenen Größe und Farbe, und nachdem sie zuvor wohl gewaschen und gesäubert wor- den, an besondern Oertern Betweise belegt oder überschüttet, zum Theil auch mit grobem Sande, der mit Besen stets gleich gehalten wird, dicke bestreuet, dazwischen liegende un- förmige Feldsteine sollen zu einem Fuspfade dienen. Man möchte sagen, alles ist in einer angenehmen kunstmäßigen Anordnung, in welcher man auch 2) gar wenige blumentragende Pflanzen antrift, worunter sich oft ein Saguer oder andere ausländische Bäume, oder auch Klip- oder Zwergbäume befinden. 3) Jn der Ecke des Gartens ist ein Berg oder Fels nach Proportion, und so weit die Kunst etwas ausrichten kan, kostbar angelegt, daß er den Prospekt eines großen wü- sten Gebürges giebt. Von Erz gegossene Vögel sind als Zierrathen zwischen den Steinen, nicht selten auch ein Tempel, so wie sie sonst auf hangenden Klippen wegen lustiger Aussicht gebauet stehen, angebracht, dabei fließet öfters ein kleiner Bach durch die Felsen herunter, dem denn 4) ein dichtes Gebüsche oder Wäldchen angränzt, bei dessen Anlage der fleißige und kundige Gärtner solche Bäume erwählt, die gut bei einander fortkommen, und die er nach der Größe und Farbe ihrer Blätter so zu versetzen weis, daß sie das Ansehen eines großen Waldes haben. Hiezu komt endlich 5) der vorhin erwähnte Wasserkump, mit schiklichen Pflanzen, nemlich solchen, die durch oftmaliges Bewässern ein schöneres Laub, Blume oder Frucht tragen, umgeben. Die Einrichtung dieser Tsubo und die Kunst des Klippen- oder Bergbaues*), da- Jch endige hiemit die Beschreibung von unsern Herbergen, und behalte mir vor, Jezt verfolge ich die unzählbaren schlechtern Herbergen, Garküchen, Tacki oder ein *) Der Verfasser verfehlt hier die Anlage der Felsen in den Gärten, die Cultur der Zwergbäume etc.
Viert. Kap. Beſchreibung der Poſthaͤuſer, Herbergen, ꝛc. 1) Der Grund iſt zum Theil mit rundigten Bach- oder Seeſteinchen nach ihrer verſchiedenen Groͤße und Farbe, und nachdem ſie zuvor wohl gewaſchen und geſaͤubert wor- den, an beſondern Oertern Betweiſe belegt oder uͤberſchuͤttet, zum Theil auch mit grobem Sande, der mit Beſen ſtets gleich gehalten wird, dicke beſtreuet, dazwiſchen liegende un- foͤrmige Feldſteine ſollen zu einem Fuspfade dienen. Man moͤchte ſagen, alles iſt in einer angenehmen kunſtmaͤßigen Anordnung, in welcher man auch 2) gar wenige blumentragende Pflanzen antrift, worunter ſich oft ein Saguer oder andere auslaͤndiſche Baͤume, oder auch Klip- oder Zwergbaͤume befinden. 3) Jn der Ecke des Gartens iſt ein Berg oder Fels nach Proportion, und ſo weit die Kunſt etwas ausrichten kan, koſtbar angelegt, daß er den Proſpekt eines großen wuͤ- ſten Gebuͤrges giebt. Von Erz gegoſſene Voͤgel ſind als Zierrathen zwiſchen den Steinen, nicht ſelten auch ein Tempel, ſo wie ſie ſonſt auf hangenden Klippen wegen luſtiger Ausſicht gebauet ſtehen, angebracht, dabei fließet oͤfters ein kleiner Bach durch die Felſen herunter, dem denn 4) ein dichtes Gebuͤſche oder Waͤldchen angraͤnzt, bei deſſen Anlage der fleißige und kundige Gaͤrtner ſolche Baͤume erwaͤhlt, die gut bei einander fortkommen, und die er nach der Groͤße und Farbe ihrer Blaͤtter ſo zu verſetzen weis, daß ſie das Anſehen eines großen Waldes haben. Hiezu komt endlich 5) der vorhin erwaͤhnte Waſſerkump, mit ſchiklichen Pflanzen, nemlich ſolchen, die durch oftmaliges Bewaͤſſern ein ſchoͤneres Laub, Blume oder Frucht tragen, umgeben. Die Einrichtung dieſer Tſubo und die Kunſt des Klippen- oder Bergbaues*), da- Jch endige hiemit die Beſchreibung von unſern Herbergen, und behalte mir vor, Jezt verfolge ich die unzaͤhlbaren ſchlechtern Herbergen, Garkuͤchen, Tacki oder ein *) Der Verfaſſer verfehlt hier die Anlage der Felſen in den Gaͤrten, die Cultur der Zwergbaͤume ꝛc.
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Viert. Kap. Beſchreibung der Poſthaͤuſer, Herbergen, ꝛc.
1) Der Grund iſt zum Theil mit rundigten Bach- oder Seeſteinchen nach ihrer
verſchiedenen Groͤße und Farbe, und nachdem ſie zuvor wohl gewaſchen und geſaͤubert wor-
den, an beſondern Oertern Betweiſe belegt oder uͤberſchuͤttet, zum Theil auch mit grobem
Sande, der mit Beſen ſtets gleich gehalten wird, dicke beſtreuet, dazwiſchen liegende un-
foͤrmige Feldſteine ſollen zu einem Fuspfade dienen. Man moͤchte ſagen, alles iſt in einer
angenehmen kunſtmaͤßigen Anordnung, in welcher man auch
2) gar wenige blumentragende Pflanzen antrift, worunter ſich oft ein Saguer
oder andere auslaͤndiſche Baͤume, oder auch Klip- oder Zwergbaͤume befinden.
3) Jn der Ecke des Gartens iſt ein Berg oder Fels nach Proportion, und ſo weit
die Kunſt etwas ausrichten kan, koſtbar angelegt, daß er den Proſpekt eines großen wuͤ-
ſten Gebuͤrges giebt. Von Erz gegoſſene Voͤgel ſind als Zierrathen zwiſchen den Steinen,
nicht ſelten auch ein Tempel, ſo wie ſie ſonſt auf hangenden Klippen wegen luſtiger Ausſicht
gebauet ſtehen, angebracht, dabei fließet oͤfters ein kleiner Bach durch die Felſen herunter,
dem denn
4) ein dichtes Gebuͤſche oder Waͤldchen angraͤnzt, bei deſſen Anlage der fleißige
und kundige Gaͤrtner ſolche Baͤume erwaͤhlt, die gut bei einander fortkommen, und die er
nach der Groͤße und Farbe ihrer Blaͤtter ſo zu verſetzen weis, daß ſie das Anſehen eines
großen Waldes haben. Hiezu komt endlich
5) der vorhin erwaͤhnte Waſſerkump, mit ſchiklichen Pflanzen, nemlich ſolchen,
die durch oftmaliges Bewaͤſſern ein ſchoͤneres Laub, Blume oder Frucht tragen,
umgeben.
Die Einrichtung dieſer Tſubo und die Kunſt des Klippen- oder Bergbaues *), da-
von an ſeinem Orte ein mehreres vorkomt, iſt von einander verſchieden, und ſind zu jedem
beſondere Arbeiter vorhanden.
Jch endige hiemit die Beſchreibung von unſern Herbergen, und behalte mir vor,
noch von der Bewirthung, welche ein Reiſender in denſelben zu gewarten hat, in einem der
naͤchſten Kapitel beſonders zu handeln.
Jezt verfolge ich die unzaͤhlbaren ſchlechtern Herbergen, Garkuͤchen, Tacki oder
Bierſchenken, Kuͤchen- und Zuckerbuden, die an unſerem Wege, ſelbſt in Waͤldern und
Thaͤlern, aufgerichtet ſind, woſelbſt ein ermuͤdeter Fusgaͤnger und geringer Menſch gegen
Erlegung weniger Heller einen warmen, wiewol ſchlechten Anbis, Theewaſſer oder Sacki
haben kan. Da in dieſen Buden oder Garkuͤchen geringe Leute, die ihre Nahrung kuͤm-
merlich ſuchen muͤſſen, Wirthe ſind, ſo fallen ſie etwas armſelig und ſchlecht aus; inzwi-
ſchen iſt es immer etwas, womit ſie die Vorbeireiſenden an ſich zu locken wiſſen: bald iſt es
ein
*) Der Verfaſſer verfehlt hier die Anlage der Felſen in den Gaͤrten, die Cultur der Zwergbaͤume ꝛc.
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