Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.Neunt. Kap. Vom Handel der Sinesen auf Japan. Satzuma von den japanischen Kapern (die zur Verhütung des Schleichhandels an denUfern umher kreuzen) wirklich betroffen würden, geben sie vor, als hätten sie ungern und unwissend des rechten Weges verfehlt, und lenken sich sodan wieder auf den Nagasackischen Hafen, mithin auf die erlaubte Straße. Die Einschränkung der Sinesen, die sich zweitens auf ihre eigene Personen be- Der Verkauf ihrer Waaren geschiehet zu drei verschiedenen Jahrszeiten; der erste und Q 3
Neunt. Kap. Vom Handel der Sineſen auf Japan. Satzuma von den japaniſchen Kapern (die zur Verhuͤtung des Schleichhandels an denUfern umher kreuzen) wirklich betroffen wuͤrden, geben ſie vor, als haͤtten ſie ungern und unwiſſend des rechten Weges verfehlt, und lenken ſich ſodan wieder auf den Nagaſackiſchen Hafen, mithin auf die erlaubte Straße. Die Einſchraͤnkung der Sineſen, die ſich zweitens auf ihre eigene Perſonen be- Der Verkauf ihrer Waaren geſchiehet zu drei verſchiedenen Jahrszeiten; der erſte und Q 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0139" n="125"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Neunt. Kap. Vom Handel der Sineſen auf Japan.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Satzuma</hi> von den japaniſchen Kapern (die zur Verhuͤtung des Schleichhandels an den<lb/> Ufern umher kreuzen) wirklich betroffen wuͤrden, geben ſie vor, als haͤtten ſie ungern und<lb/> unwiſſend des rechten Weges verfehlt, und lenken ſich ſodan wieder auf den Nagaſackiſchen<lb/> Hafen, mithin auf die erlaubte Straße.</p><lb/> <p>Die Einſchraͤnkung der Sineſen, die ſich <hi rendition="#fr">zweitens</hi> auf ihre eigene Perſonen be-<lb/> ziehet, da man ihnen naͤmlich, gleich den Hollaͤndern, einen beſondern Ort ihres Aufent-<lb/> halts angewieſen, verzoͤgerte ſich noch drei Jahre bis 1688. Der neulich in Ungnade ge-<lb/> fallene Einnehmer der kaiſerlichen Einkuͤnfte, <hi rendition="#fr">Sije Sjugu Feſo</hi> hatte auf einem platten<lb/> Huͤgel am Ufer und Winkel des Nagaſackiſchen Hafens von einem dem Kaifer gehoͤrigen<lb/> Platze (der halb ſo gros als die Jnſel Deſima iſt) einen koſtbaren Luſtgarten angelegt, den<lb/> er bisher mit in- und auslaͤndiſchen Pflanzen zur ſonderbaren Zierde unterhalten; dieſen Plaz<lb/> bauete man ſo geſchwind als moͤglich inwendig mit verſchiedenen Reihen kleiner Haͤuſer<lb/> von Holz, und zwar jede Reihe unter ein algemeines Dach, aus, und befeſtigte ihn aus-<lb/> wendig mit Graͤben, hoͤlzernen Gittern, gedoppelten Thoren und einer ſtarken Wache, ſo,<lb/> daß das ganze Revier, das noch im Anfange des Februars die Augen mit den angenehm-<lb/> ſten Luft- und Blumengarten ergoͤzte, ſchon im Maimonat die abſcheuliche Geſtalt eines<lb/> Kerkers hatte, der nun fuͤr die ſineſiſche Nation zur Verwahrung und Wohnung dienen<lb/> muſte, und wofuͤr ihr jaͤhrlich ein Miethgeld von 1600 Thails zu bezahlen auferlegt wurde.<lb/> So gut alſo als die Hollaͤnder auf <hi rendition="#fr">Deſima,</hi> ſitzen die Sineſen die Zeit ihrer Anweſenheit<lb/> uͤber an dieſem Orte eingeſpert, und laſſen ſich aus Liebe zum Gewin eine ſo verdriesliche<lb/> Behandlung gefallen; jedoch mit dem Unterſchied: 1) Daß die Sineſen nicht, wie die<lb/> Hollaͤnder, die Gnade haben, jaͤhrlich vor den kaiſerlichen Thron zur Audienz gelaſſen zu<lb/> werden; wiewohl ſie dagegen freilich die Koſten einer drei monatlichen Hofreiſe und fuͤr die<lb/> vielen Geſchenke an den Kaiſer und ſeine Raͤthe im Beutel behalten. 2) Daß ihnen aller-<lb/> hand Lebensmittel taͤglich an den Eingang ihrer Thorpforten feil gebracht und ausgeſezt wer-<lb/> den, an ſtat die Hollaͤnder zu deren Einkauf an eine beſondere Geſelſchaft Japaniſcher Lie-<lb/> feranten gebunden ſind: 3) Daß ihnen von ihren Japaniſchen Aufſehern und Dolmet-<lb/> ſchern weit ſchlechter, ja wohl gar, wenn etwas verſehen iſt, mit Schlaͤgen begegnet wird,<lb/> weil man ſie nicht als eine Compagnie, ſondern als bloße Privatkaufleute betrachtet, unter<lb/> denen ſich zuweilen wegen eines jeden eigennuͤtziger Denkungsart mehrere Mishelligkeiten her-<lb/> vorthun: 4) Daß ſie keine beſtaͤndige Reſidenten und Sachwalter in Japan haben koͤnnen,<lb/> ſondern ſaͤmtlich mit ihren Jonken abreiſen, die Wintermonate muͤßig verſtreichen, und<lb/> ihre Wohnungen leer ſtehen laſſen muͤſſen.</p><lb/> <p>Der Verkauf ihrer Waaren geſchiehet zu drei verſchiedenen Jahrszeiten; der erſte<lb/> im Fruͤhjahr von den zuerſt ankommenden zwanzig Jonken: der zweite im Sommer von 30,<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Q 3</fw><fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [125/0139]
Neunt. Kap. Vom Handel der Sineſen auf Japan.
Satzuma von den japaniſchen Kapern (die zur Verhuͤtung des Schleichhandels an den
Ufern umher kreuzen) wirklich betroffen wuͤrden, geben ſie vor, als haͤtten ſie ungern und
unwiſſend des rechten Weges verfehlt, und lenken ſich ſodan wieder auf den Nagaſackiſchen
Hafen, mithin auf die erlaubte Straße.
Die Einſchraͤnkung der Sineſen, die ſich zweitens auf ihre eigene Perſonen be-
ziehet, da man ihnen naͤmlich, gleich den Hollaͤndern, einen beſondern Ort ihres Aufent-
halts angewieſen, verzoͤgerte ſich noch drei Jahre bis 1688. Der neulich in Ungnade ge-
fallene Einnehmer der kaiſerlichen Einkuͤnfte, Sije Sjugu Feſo hatte auf einem platten
Huͤgel am Ufer und Winkel des Nagaſackiſchen Hafens von einem dem Kaifer gehoͤrigen
Platze (der halb ſo gros als die Jnſel Deſima iſt) einen koſtbaren Luſtgarten angelegt, den
er bisher mit in- und auslaͤndiſchen Pflanzen zur ſonderbaren Zierde unterhalten; dieſen Plaz
bauete man ſo geſchwind als moͤglich inwendig mit verſchiedenen Reihen kleiner Haͤuſer
von Holz, und zwar jede Reihe unter ein algemeines Dach, aus, und befeſtigte ihn aus-
wendig mit Graͤben, hoͤlzernen Gittern, gedoppelten Thoren und einer ſtarken Wache, ſo,
daß das ganze Revier, das noch im Anfange des Februars die Augen mit den angenehm-
ſten Luft- und Blumengarten ergoͤzte, ſchon im Maimonat die abſcheuliche Geſtalt eines
Kerkers hatte, der nun fuͤr die ſineſiſche Nation zur Verwahrung und Wohnung dienen
muſte, und wofuͤr ihr jaͤhrlich ein Miethgeld von 1600 Thails zu bezahlen auferlegt wurde.
So gut alſo als die Hollaͤnder auf Deſima, ſitzen die Sineſen die Zeit ihrer Anweſenheit
uͤber an dieſem Orte eingeſpert, und laſſen ſich aus Liebe zum Gewin eine ſo verdriesliche
Behandlung gefallen; jedoch mit dem Unterſchied: 1) Daß die Sineſen nicht, wie die
Hollaͤnder, die Gnade haben, jaͤhrlich vor den kaiſerlichen Thron zur Audienz gelaſſen zu
werden; wiewohl ſie dagegen freilich die Koſten einer drei monatlichen Hofreiſe und fuͤr die
vielen Geſchenke an den Kaiſer und ſeine Raͤthe im Beutel behalten. 2) Daß ihnen aller-
hand Lebensmittel taͤglich an den Eingang ihrer Thorpforten feil gebracht und ausgeſezt wer-
den, an ſtat die Hollaͤnder zu deren Einkauf an eine beſondere Geſelſchaft Japaniſcher Lie-
feranten gebunden ſind: 3) Daß ihnen von ihren Japaniſchen Aufſehern und Dolmet-
ſchern weit ſchlechter, ja wohl gar, wenn etwas verſehen iſt, mit Schlaͤgen begegnet wird,
weil man ſie nicht als eine Compagnie, ſondern als bloße Privatkaufleute betrachtet, unter
denen ſich zuweilen wegen eines jeden eigennuͤtziger Denkungsart mehrere Mishelligkeiten her-
vorthun: 4) Daß ſie keine beſtaͤndige Reſidenten und Sachwalter in Japan haben koͤnnen,
ſondern ſaͤmtlich mit ihren Jonken abreiſen, die Wintermonate muͤßig verſtreichen, und
ihre Wohnungen leer ſtehen laſſen muͤſſen.
Der Verkauf ihrer Waaren geſchiehet zu drei verſchiedenen Jahrszeiten; der erſte
im Fruͤhjahr von den zuerſt ankommenden zwanzig Jonken: der zweite im Sommer von 30,
und
Q 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |