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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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Kämpfers Geschichte von Japan. Viertes Buch.
400 Schuyt Silber bezahlen mus. Um den Handel für uns vortheilhaft einzurichten,
geben wir auch an unsre Mäkler oder Dolmetscher eine jährliche Belohnung von 600, auch
mehr Thails, welche unsre Gönner sich aber auch von der andern Seite eben so gut be-
stechen lassen.

Ferner kaufen wir jährlich 6 bis 12000 Pfund (zuweilen auch noch wol etwas
mehr) Campher, welches in hölzerne Fässer eingepakt wird; etliche hundert Packen von
Stroh mit Porcellain angefült, bisweilen eine oder zwei Kisten mit Golddrath jede von
100 Büschen; eine Menge schön lakirter Kasten, Schachteln und Gefäße, Sonnenschirme,
Schränke und allerlei Manufakturen von Riedbimsen, Holz, Büffelshörner, Roggenfel,
Stein, Kupfer, Gold, Silber und Sowaas. (Das leztre ist eine künstliche Vermi-
schung von Gold, Silber und Kupfer, das an innerm Gehalt dem feinsten Silber gleich
oder noch wohl höher geschäzt wird.) Ferner Rollangs, Papier, das durch Oel und Virnis
durchsichtig gemacht, auch mit falschem Gold und Silber bemahlt ist, das man zu Tapeten
in den Zimmern gebraucht; den allerschönsten Reis von ganz Asien, Sacki (ein starkes
Getränk, das aus Reis gebrauet wird) Soje, (eine Art Brühe zum Braten) eingemachte
Früchte, (alles dieses wird in Fässern verwahrt) gekerbten Tobak, Thee und Marmelade,
Den Ueberschus nimt man in etlichen 1000 Stük goldnen Cobangs mit.

Die Schiffe dürfen nicht eher beladen und aus dem Hafen gebracht werden, bis
der Hof dazu seine besondere Bewilligung gegeben und den Tag der Abfarth bestimt hat.
Beim Beladen der Schiffe wird alles Eingekaufte wieder aufs genaueste durchsucht. We-
nige Tage oder auch wol unmittelbar den Tag vor der Abreise erscheinen bei einem jeden
von uns, (er mag hier bleiben oder abfahren, und nur während der Handelszeit in einem
unsrer sonst wüsten Häuser gewohnt haben,) zwei unsrer Wirthe, zwei Lehrlinge und zwei
Schreiber von unserm Gassenrichter und von der Geldkammer mit einigen Kulis, und un-
tersuchen alle unsre Sachen, Stük vor Stük, zeichnen sie genau auf, binden sie mit Stroh-
seilen zusammen, versehen sie mit ihren Siegeln, und kleben das Register der darin enthalte-
nen Sachen darauf, zur Nachricht für die Thorwächter, welche sonst im Austragen unsre
Pakete wieder öfnen würden. Finden sich bei dieser strengen Visitation irgend einige verbo-
tene Sachen, so werden sie sogleich eingezogen. Hiezu gehört alles, was die Figur eines
einheimischen Götzens oder eines Kugi (eines Hof bedienten vom Dairi) oder dessen Klei-
dung hat; ferner gedrukte Bücher oder Papier, Spiegel oder andres Metal, worin japani-
sche Charaktere gegossen sind, Silbermünze, gewebtes einländisches Zeug, und besonders
alles, was als einheimisches Gewehr angesehn werden kan, Bilder von Soldaten, Sattel,
Schiffen oder kleinen Fahrzeugen, Harnischen, Bogen, Säbeln. Solten die zulezt er-
wähnten Dinge gar in der Wirklichkeit bei einem von uns gefunden werden, so würde der-
selbe sogleich aus dem Lande auf ewig verbant, und die ihm zugegebne Dolmetscher und

Diener

Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Viertes Buch.
400 Schuyt Silber bezahlen mus. Um den Handel fuͤr uns vortheilhaft einzurichten,
geben wir auch an unſre Maͤkler oder Dolmetſcher eine jaͤhrliche Belohnung von 600, auch
mehr Thails, welche unſre Goͤnner ſich aber auch von der andern Seite eben ſo gut be-
ſtechen laſſen.

Ferner kaufen wir jaͤhrlich 6 bis 12000 Pfund (zuweilen auch noch wol etwas
mehr) Campher, welches in hoͤlzerne Faͤſſer eingepakt wird; etliche hundert Packen von
Stroh mit Porcellain angefuͤlt, bisweilen eine oder zwei Kiſten mit Golddrath jede von
100 Buͤſchen; eine Menge ſchoͤn lakirter Kaſten, Schachteln und Gefaͤße, Sonnenſchirme,
Schraͤnke und allerlei Manufakturen von Riedbimſen, Holz, Buͤffelshoͤrner, Roggenfel,
Stein, Kupfer, Gold, Silber und Sowaas. (Das leztre iſt eine kuͤnſtliche Vermi-
ſchung von Gold, Silber und Kupfer, das an innerm Gehalt dem feinſten Silber gleich
oder noch wohl hoͤher geſchaͤzt wird.) Ferner Rollangs, Papier, das durch Oel und Virnis
durchſichtig gemacht, auch mit falſchem Gold und Silber bemahlt iſt, das man zu Tapeten
in den Zimmern gebraucht; den allerſchoͤnſten Reis von ganz Aſien, Sacki (ein ſtarkes
Getraͤnk, das aus Reis gebrauet wird) Soje, (eine Art Bruͤhe zum Braten) eingemachte
Fruͤchte, (alles dieſes wird in Faͤſſern verwahrt) gekerbten Tobak, Thee und Marmelade,
Den Ueberſchus nimt man in etlichen 1000 Stuͤk goldnen Cobangs mit.

Die Schiffe duͤrfen nicht eher beladen und aus dem Hafen gebracht werden, bis
der Hof dazu ſeine beſondere Bewilligung gegeben und den Tag der Abfarth beſtimt hat.
Beim Beladen der Schiffe wird alles Eingekaufte wieder aufs genaueſte durchſucht. We-
nige Tage oder auch wol unmittelbar den Tag vor der Abreiſe erſcheinen bei einem jeden
von uns, (er mag hier bleiben oder abfahren, und nur waͤhrend der Handelszeit in einem
unſrer ſonſt wuͤſten Haͤuſer gewohnt haben,) zwei unſrer Wirthe, zwei Lehrlinge und zwei
Schreiber von unſerm Gaſſenrichter und von der Geldkammer mit einigen Kulis, und un-
terſuchen alle unſre Sachen, Stuͤk vor Stuͤk, zeichnen ſie genau auf, binden ſie mit Stroh-
ſeilen zuſammen, verſehen ſie mit ihren Siegeln, und kleben das Regiſter der darin enthalte-
nen Sachen darauf, zur Nachricht fuͤr die Thorwaͤchter, welche ſonſt im Austragen unſre
Pakete wieder oͤfnen wuͤrden. Finden ſich bei dieſer ſtrengen Viſitation irgend einige verbo-
tene Sachen, ſo werden ſie ſogleich eingezogen. Hiezu gehoͤrt alles, was die Figur eines
einheimiſchen Goͤtzens oder eines Kugi (eines Hof bedienten vom Dairi) oder deſſen Klei-
dung hat; ferner gedrukte Buͤcher oder Papier, Spiegel oder andres Metal, worin japani-
ſche Charaktere gegoſſen ſind, Silbermuͤnze, gewebtes einlaͤndiſches Zeug, und beſonders
alles, was als einheimiſches Gewehr angeſehn werden kan, Bilder von Soldaten, Sattel,
Schiffen oder kleinen Fahrzeugen, Harniſchen, Bogen, Saͤbeln. Solten die zulezt er-
waͤhnten Dinge gar in der Wirklichkeit bei einem von uns gefunden werden, ſo wuͤrde der-
ſelbe ſogleich aus dem Lande auf ewig verbant, und die ihm zugegebne Dolmetſcher und

Diener
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[118/0132] Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Viertes Buch. 400 Schuyt Silber bezahlen mus. Um den Handel fuͤr uns vortheilhaft einzurichten, geben wir auch an unſre Maͤkler oder Dolmetſcher eine jaͤhrliche Belohnung von 600, auch mehr Thails, welche unſre Goͤnner ſich aber auch von der andern Seite eben ſo gut be- ſtechen laſſen. Ferner kaufen wir jaͤhrlich 6 bis 12000 Pfund (zuweilen auch noch wol etwas mehr) Campher, welches in hoͤlzerne Faͤſſer eingepakt wird; etliche hundert Packen von Stroh mit Porcellain angefuͤlt, bisweilen eine oder zwei Kiſten mit Golddrath jede von 100 Buͤſchen; eine Menge ſchoͤn lakirter Kaſten, Schachteln und Gefaͤße, Sonnenſchirme, Schraͤnke und allerlei Manufakturen von Riedbimſen, Holz, Buͤffelshoͤrner, Roggenfel, Stein, Kupfer, Gold, Silber und Sowaas. (Das leztre iſt eine kuͤnſtliche Vermi- ſchung von Gold, Silber und Kupfer, das an innerm Gehalt dem feinſten Silber gleich oder noch wohl hoͤher geſchaͤzt wird.) Ferner Rollangs, Papier, das durch Oel und Virnis durchſichtig gemacht, auch mit falſchem Gold und Silber bemahlt iſt, das man zu Tapeten in den Zimmern gebraucht; den allerſchoͤnſten Reis von ganz Aſien, Sacki (ein ſtarkes Getraͤnk, das aus Reis gebrauet wird) Soje, (eine Art Bruͤhe zum Braten) eingemachte Fruͤchte, (alles dieſes wird in Faͤſſern verwahrt) gekerbten Tobak, Thee und Marmelade, Den Ueberſchus nimt man in etlichen 1000 Stuͤk goldnen Cobangs mit. Die Schiffe duͤrfen nicht eher beladen und aus dem Hafen gebracht werden, bis der Hof dazu ſeine beſondere Bewilligung gegeben und den Tag der Abfarth beſtimt hat. Beim Beladen der Schiffe wird alles Eingekaufte wieder aufs genaueſte durchſucht. We- nige Tage oder auch wol unmittelbar den Tag vor der Abreiſe erſcheinen bei einem jeden von uns, (er mag hier bleiben oder abfahren, und nur waͤhrend der Handelszeit in einem unſrer ſonſt wuͤſten Haͤuſer gewohnt haben,) zwei unſrer Wirthe, zwei Lehrlinge und zwei Schreiber von unſerm Gaſſenrichter und von der Geldkammer mit einigen Kulis, und un- terſuchen alle unſre Sachen, Stuͤk vor Stuͤk, zeichnen ſie genau auf, binden ſie mit Stroh- ſeilen zuſammen, verſehen ſie mit ihren Siegeln, und kleben das Regiſter der darin enthalte- nen Sachen darauf, zur Nachricht fuͤr die Thorwaͤchter, welche ſonſt im Austragen unſre Pakete wieder oͤfnen wuͤrden. Finden ſich bei dieſer ſtrengen Viſitation irgend einige verbo- tene Sachen, ſo werden ſie ſogleich eingezogen. Hiezu gehoͤrt alles, was die Figur eines einheimiſchen Goͤtzens oder eines Kugi (eines Hof bedienten vom Dairi) oder deſſen Klei- dung hat; ferner gedrukte Buͤcher oder Papier, Spiegel oder andres Metal, worin japani- ſche Charaktere gegoſſen ſind, Silbermuͤnze, gewebtes einlaͤndiſches Zeug, und beſonders alles, was als einheimiſches Gewehr angeſehn werden kan, Bilder von Soldaten, Sattel, Schiffen oder kleinen Fahrzeugen, Harniſchen, Bogen, Saͤbeln. Solten die zulezt er- waͤhnten Dinge gar in der Wirklichkeit bei einem von uns gefunden werden, ſo wuͤrde der- ſelbe ſogleich aus dem Lande auf ewig verbant, und die ihm zugegebne Dolmetſcher und Diener

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/132>, abgerufen am 24.11.2024.