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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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Acht. Kap. Nachrichten von dem holländischen Handel in Japan.
in Rechnung bringen darf. Ob ich nun gleich den hiesigen Oberaufsehern dergleichen Ne-
benvortheile mit Grunde nicht beimessen kan, so darf ich doch den Leser versichern, daß die-
ses Amt für 30,000 Gulden jährlich vom Besitzer nicht abgestanden würde. Doch ist dies
nicht der Fal, wenn ein Direktor des hiesigen Comptoirs nicht eignes Vermögen genug hat,
um sich selbst vor der Abreise nach Japan mit den nöthigen Waaren zu versorgen. Denn
so mus er sie auf Credit nehmen, und nachher den Vortheil mit seinem Gläubiger theilen.
Auch darf er freilich zu Batavia sowohl beim Abschiede als bei der Wiederkunft seinen Be-
förderern nicht eine leere Hand bieten, wenn er nicht aufs künftige mit solchen Versendungen
übergangen seyn wil.

Die Waaren, welche ein Direktor von hier zurükbringt, bestehn vorzüglich in
seidnen Kleidern, welche er von den kaiserlichen Ministern zu Präsenten erhält, und sie wie-
der wegschenkt; allerlei kostbaren Lebensmitteln, Porcellain, laquirten und allerlei andren japa-
nischen Manufakturen, die zu Batavia mit funfzig Procent wieder verkauft werden können.
Auch goldne Cobangs gehörten ehemals hieher, da man sie noch in Japan für 54 Thails
einwechseln, und auf der Küste Coromandel mit 28 Procent Vortheil wieder ausgeben
konte. Jezt aber, da wir sie weit höher annehmen müssen, geben sie nur sehr geringen,
oder auch oft gar keinen Vortheil. Es ist jezt für einen Direktor das Vortheilhafteste,
wenn er noch Geld übrig hat, es zum Ankauf von Ambra und raffinirtem Kupfer anzule-
gen, und lezteres auf Compagnieschiffen nach Malacca zu schicken, wenn er es nemlich
heimlich auf diese Art fortzubringen vermögend ist, da die edle Compagnie es strenge un-
tersagt hat.

Doch es ist Zeit, wieder zu unsrer abzufertigenden Flotte uns zu wenden. Von den
gewonnenen 101/2 Tonnen Goldes wird ein guter Theil zum Einkauf von 12 bis 20,000 Pi-
ckel Kupfers (jedes zu 125 Pf. holl.) angelegt. Es ist in Stäben etwa eine Spanne lang
und eines Fingers dik gegossen, und jedes Pickel in einen kleinen Kasten von rauhen tanne-
nen Bretterchens eingepakt, in denen es bequem getragen und fortgebracht werden kan.
Es wird in unsre drei oder vier Schiffe vertheilt, von denen eins nach Batavia geht, die
übrigen aber sich unterwegs bei Puli Timon von jenem trennen und nach Malacca gehn,
wo sie von dem dortigen Gouverneur nach Bengalen, Coromandel, Surate und wo sie
sonst ihre Ladung gut anzubringen hoffen können, verschikt werden.

Außer diesem wird auch noch eine kleine Quantität von noch ungereinigtem Kupfer
eingekauft, welches in Form runder Kuchen gegossen ist. Bisweilen nimt man auch einige
hundert Pickel oder Kisten vol kupferner Casjes oder Heller mit, wenn sie vor Tunkin
oder andre Orte verlangt werden. Alles Kupfer wird von einer Geselschaft geliefert, welche
die Erlaubnis hat, es zu läutern, und an Fremde zu verkaufen; wofür sie an den Großrich-
ter von Miaco, der die Oberaufsicht über alle Fremden und ihren Handel hat, jährlich

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Acht. Kap. Nachrichten von dem hollaͤndiſchen Handel in Japan.
in Rechnung bringen darf. Ob ich nun gleich den hieſigen Oberaufſehern dergleichen Ne-
benvortheile mit Grunde nicht beimeſſen kan, ſo darf ich doch den Leſer verſichern, daß die-
ſes Amt fuͤr 30,000 Gulden jaͤhrlich vom Beſitzer nicht abgeſtanden wuͤrde. Doch iſt dies
nicht der Fal, wenn ein Direktor des hieſigen Comptoirs nicht eignes Vermoͤgen genug hat,
um ſich ſelbſt vor der Abreiſe nach Japan mit den noͤthigen Waaren zu verſorgen. Denn
ſo mus er ſie auf Credit nehmen, und nachher den Vortheil mit ſeinem Glaͤubiger theilen.
Auch darf er freilich zu Batavia ſowohl beim Abſchiede als bei der Wiederkunft ſeinen Be-
foͤrderern nicht eine leere Hand bieten, wenn er nicht aufs kuͤnftige mit ſolchen Verſendungen
uͤbergangen ſeyn wil.

Die Waaren, welche ein Direktor von hier zuruͤkbringt, beſtehn vorzuͤglich in
ſeidnen Kleidern, welche er von den kaiſerlichen Miniſtern zu Praͤſenten erhaͤlt, und ſie wie-
der wegſchenkt; allerlei koſtbaren Lebensmitteln, Porcellain, laquirten und allerlei andren japa-
niſchen Manufakturen, die zu Batavia mit funfzig Procent wieder verkauft werden koͤnnen.
Auch goldne Cobangs gehoͤrten ehemals hieher, da man ſie noch in Japan fuͤr 54 Thails
einwechſeln, und auf der Kuͤſte Coromandel mit 28 Procent Vortheil wieder ausgeben
konte. Jezt aber, da wir ſie weit hoͤher annehmen muͤſſen, geben ſie nur ſehr geringen,
oder auch oft gar keinen Vortheil. Es iſt jezt fuͤr einen Direktor das Vortheilhafteſte,
wenn er noch Geld uͤbrig hat, es zum Ankauf von Ambra und raffinirtem Kupfer anzule-
gen, und lezteres auf Compagnieſchiffen nach Malacca zu ſchicken, wenn er es nemlich
heimlich auf dieſe Art fortzubringen vermoͤgend iſt, da die edle Compagnie es ſtrenge un-
terſagt hat.

Doch es iſt Zeit, wieder zu unſrer abzufertigenden Flotte uns zu wenden. Von den
gewonnenen 10½ Tonnen Goldes wird ein guter Theil zum Einkauf von 12 bis 20,000 Pi-
ckel Kupfers (jedes zu 125 Pf. holl.) angelegt. Es iſt in Staͤben etwa eine Spanne lang
und eines Fingers dik gegoſſen, und jedes Pickel in einen kleinen Kaſten von rauhen tanne-
nen Bretterchens eingepakt, in denen es bequem getragen und fortgebracht werden kan.
Es wird in unſre drei oder vier Schiffe vertheilt, von denen eins nach Batavia geht, die
uͤbrigen aber ſich unterwegs bei Puli Timon von jenem trennen und nach Malacca gehn,
wo ſie von dem dortigen Gouverneur nach Bengalen, Coromandel, Surate und wo ſie
ſonſt ihre Ladung gut anzubringen hoffen koͤnnen, verſchikt werden.

Außer dieſem wird auch noch eine kleine Quantitaͤt von noch ungereinigtem Kupfer
eingekauft, welches in Form runder Kuchen gegoſſen iſt. Bisweilen nimt man auch einige
hundert Pickel oder Kiſten vol kupferner Casjes oder Heller mit, wenn ſie vor Tunkin
oder andre Orte verlangt werden. Alles Kupfer wird von einer Geſelſchaft geliefert, welche
die Erlaubnis hat, es zu laͤutern, und an Fremde zu verkaufen; wofuͤr ſie an den Großrich-
ter von Miaco, der die Oberaufſicht uͤber alle Fremden und ihren Handel hat, jaͤhrlich

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[117/0131] Acht. Kap. Nachrichten von dem hollaͤndiſchen Handel in Japan. in Rechnung bringen darf. Ob ich nun gleich den hieſigen Oberaufſehern dergleichen Ne- benvortheile mit Grunde nicht beimeſſen kan, ſo darf ich doch den Leſer verſichern, daß die- ſes Amt fuͤr 30,000 Gulden jaͤhrlich vom Beſitzer nicht abgeſtanden wuͤrde. Doch iſt dies nicht der Fal, wenn ein Direktor des hieſigen Comptoirs nicht eignes Vermoͤgen genug hat, um ſich ſelbſt vor der Abreiſe nach Japan mit den noͤthigen Waaren zu verſorgen. Denn ſo mus er ſie auf Credit nehmen, und nachher den Vortheil mit ſeinem Glaͤubiger theilen. Auch darf er freilich zu Batavia ſowohl beim Abſchiede als bei der Wiederkunft ſeinen Be- foͤrderern nicht eine leere Hand bieten, wenn er nicht aufs kuͤnftige mit ſolchen Verſendungen uͤbergangen ſeyn wil. Die Waaren, welche ein Direktor von hier zuruͤkbringt, beſtehn vorzuͤglich in ſeidnen Kleidern, welche er von den kaiſerlichen Miniſtern zu Praͤſenten erhaͤlt, und ſie wie- der wegſchenkt; allerlei koſtbaren Lebensmitteln, Porcellain, laquirten und allerlei andren japa- niſchen Manufakturen, die zu Batavia mit funfzig Procent wieder verkauft werden koͤnnen. Auch goldne Cobangs gehoͤrten ehemals hieher, da man ſie noch in Japan fuͤr 54 Thails einwechſeln, und auf der Kuͤſte Coromandel mit 28 Procent Vortheil wieder ausgeben konte. Jezt aber, da wir ſie weit hoͤher annehmen muͤſſen, geben ſie nur ſehr geringen, oder auch oft gar keinen Vortheil. Es iſt jezt fuͤr einen Direktor das Vortheilhafteſte, wenn er noch Geld uͤbrig hat, es zum Ankauf von Ambra und raffinirtem Kupfer anzule- gen, und lezteres auf Compagnieſchiffen nach Malacca zu ſchicken, wenn er es nemlich heimlich auf dieſe Art fortzubringen vermoͤgend iſt, da die edle Compagnie es ſtrenge un- terſagt hat. Doch es iſt Zeit, wieder zu unſrer abzufertigenden Flotte uns zu wenden. Von den gewonnenen 10½ Tonnen Goldes wird ein guter Theil zum Einkauf von 12 bis 20,000 Pi- ckel Kupfers (jedes zu 125 Pf. holl.) angelegt. Es iſt in Staͤben etwa eine Spanne lang und eines Fingers dik gegoſſen, und jedes Pickel in einen kleinen Kaſten von rauhen tanne- nen Bretterchens eingepakt, in denen es bequem getragen und fortgebracht werden kan. Es wird in unſre drei oder vier Schiffe vertheilt, von denen eins nach Batavia geht, die uͤbrigen aber ſich unterwegs bei Puli Timon von jenem trennen und nach Malacca gehn, wo ſie von dem dortigen Gouverneur nach Bengalen, Coromandel, Surate und wo ſie ſonſt ihre Ladung gut anzubringen hoffen koͤnnen, verſchikt werden. Außer dieſem wird auch noch eine kleine Quantitaͤt von noch ungereinigtem Kupfer eingekauft, welches in Form runder Kuchen gegoſſen iſt. Bisweilen nimt man auch einige hundert Pickel oder Kiſten vol kupferner Casjes oder Heller mit, wenn ſie vor Tunkin oder andre Orte verlangt werden. Alles Kupfer wird von einer Geſelſchaft geliefert, welche die Erlaubnis hat, es zu laͤutern, und an Fremde zu verkaufen; wofuͤr ſie an den Großrich- ter von Miaco, der die Oberaufſicht uͤber alle Fremden und ihren Handel hat, jaͤhrlich 400 P 3

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/131>, abgerufen am 24.11.2024.