Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.Acht. Kap. Nachrichten von dem holländischen Handel in Japan. halten würden. Daher wurde der Groß-Richter von Miaco, der zugleich erster Directoraller ausländischen Angelegenheiten ist, durch Carons Hochmuth so sehr beleidigt, daß man ihm zu Miaco durchaus keine Audienz geben, noch die Geschenke der edlen Compagnie von ihm annehmen wolte. Er stelte daher bei dem Magazinbau die böse Absicht der Holländer dem Kaiser vor, und bewirkte dadurch diese schleunige Veränderung. Dieser Caron hat die kurze, und in deutscher Sprache*) die erste Beschreibung von Japan herausgegeben. Dieser merkwürdige Mann kam zuerst als Küchenjunge nach Japan, sein munte- Jch wil bei dieser Gelegenheit auch noch einer bösen Nachrede erwähnen, die man aber, *) [Spaltenumbruch]
Kämpfer wil vermuthlich sagen, daß Carons Beschreibung von Japan die erste sey, welche jemals in der deutschen Sprache bekant gemacht worden. Denn ursprünglich hatte sie Caron nicht deutsch, sondern holländisch geschrieben. Die deutsche Ueber- setzung ist von Joh. Jacob Merklein verfertigt, und 1663 zu Nürnberg nebst verschiednen andern Japan betreffenden Schriften von C. Arnold her- ausgegeben. Weil ein gewisser Hagenaer Anmer- kungen zu Carons Buch herausgegeben hatte, die dieser misbilligte, so gab er eine ächte Handschrift an Melchisedek Thevenot, der sie in seinen Rela- tions de divers Voyagers curieux, qui n'ont point ete publies T. I. bekant machte. **) So sagen meine Handschriften. Die englische Uebersetzung aber hat, "der Portugiesen "und Franzosen." Jch finde sonst nirgends, daß Carou zuerst in Diensten der Portugiesen und dann erst der Franzosen getreten wäre; und daß er zugleich bei den Nationen zu Festsetzung und[Spaltenumbruch] Gründung ihres ostindischen Handels habe dienen wollen, läßt sich nicht wohl vermuthen, weil Ca- rons Rükkunft nach Europa gerade in den Zeit- punkt fält (1665) da die neue Regierung (des Hau- ses Braganza) von Portugal mit Frankreich nicht in dem besten Vernehmen stand, weil es von dem- selben in seinem Krieg gegen Spanien durch den pyrenäischen Frieden verlassen war. Aus diesem Grunde vermuthe ich, daß hier ein Jrthum, viel- leicht nur ein Schreibfehler in K. Handschriften sey, und halte die Angabe andrer Schriftsteller für richtiger, daß Caron gleich anfangs, da er im hol- ländischen Dienst beleidigt zu seyn glaubte, Col- bert seine Dienste zu Unterstützung des eben jezt unternommenen ostindischen Handels der Franzo- sen angeboten habe. Sein unglüklicher Tod er- folgte im Anfang des J. 1674 S. auch meine Gesch. der Engländer nnd Franzosen im östlichen Jndien, Th. 1. S. 132 etc. etc. Zweiter Band. O
Acht. Kap. Nachrichten von dem hollaͤndiſchen Handel in Japan. halten wuͤrden. Daher wurde der Groß-Richter von Miaco, der zugleich erſter Directoraller auslaͤndiſchen Angelegenheiten iſt, durch Carons Hochmuth ſo ſehr beleidigt, daß man ihm zu Miaco durchaus keine Audienz geben, noch die Geſchenke der edlen Compagnie von ihm annehmen wolte. Er ſtelte daher bei dem Magazinbau die boͤſe Abſicht der Hollaͤnder dem Kaiſer vor, und bewirkte dadurch dieſe ſchleunige Veraͤnderung. Dieſer Caron hat die kurze, und in deutſcher Sprache*) die erſte Beſchreibung von Japan herausgegeben. Dieſer merkwuͤrdige Mann kam zuerſt als Kuͤchenjunge nach Japan, ſein munte- Jch wil bei dieſer Gelegenheit auch noch einer boͤſen Nachrede erwaͤhnen, die man aber, *) [Spaltenumbruch]
Kaͤmpfer wil vermuthlich ſagen, daß Carons Beſchreibung von Japan die erſte ſey, welche jemals in der deutſchen Sprache bekant gemacht worden. Denn urſpruͤnglich hatte ſie Caron nicht deutſch, ſondern hollaͤndiſch geſchrieben. Die deutſche Ueber- ſetzung iſt von Joh. Jacob Merklein verfertigt, und 1663 zu Nuͤrnberg nebſt verſchiednen andern Japan betreffenden Schriften von C. Arnold her- ausgegeben. Weil ein gewiſſer Hagenaer Anmer- kungen zu Carons Buch herausgegeben hatte, die dieſer misbilligte, ſo gab er eine aͤchte Handſchrift an Melchiſedek Thevenot, der ſie in ſeinen Rela- tions de divers Voyagers curieux, qui n’ont point êté publiés T. I. bekant machte. **) So ſagen meine Handſchriften. Die engliſche Ueberſetzung aber hat, „der Portugieſen „und Franzoſen.‟ Jch finde ſonſt nirgends, daß Carou zuerſt in Dienſten der Portugieſen und dann erſt der Franzoſen getreten waͤre; und daß er zugleich bei den Nationen zu Feſtſetzung und[Spaltenumbruch] Gruͤndung ihres oſtindiſchen Handels habe dienen wollen, laͤßt ſich nicht wohl vermuthen, weil Ca- rons Ruͤkkunft nach Europa gerade in den Zeit- punkt faͤlt (1665) da die neue Regierung (des Hau- ſes Braganza) von Portugal mit Frankreich nicht in dem beſten Vernehmen ſtand, weil es von dem- ſelben in ſeinem Krieg gegen Spanien durch den pyrenaͤiſchen Frieden verlaſſen war. Aus dieſem Grunde vermuthe ich, daß hier ein Jrthum, viel- leicht nur ein Schreibfehler in K. Handſchriften ſey, und halte die Angabe andrer Schriftſteller fuͤr richtiger, daß Caron gleich anfangs, da er im hol- laͤndiſchen Dienſt beleidigt zu ſeyn glaubte, Col- bert ſeine Dienſte zu Unterſtuͤtzung des eben jezt unternommenen oſtindiſchen Handels der Franzo- ſen angeboten habe. Sein ungluͤklicher Tod er- folgte im Anfang des J. 1674 S. auch meine Geſch. der Englaͤnder nnd Franzoſen im oͤſtlichen Jndien, Th. 1. S. 132 ꝛc. ꝛc. Zweiter Band. O
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Acht. Kap. Nachrichten von dem hollaͤndiſchen Handel in Japan.
halten wuͤrden. Daher wurde der Groß-Richter von Miaco, der zugleich erſter Director
aller auslaͤndiſchen Angelegenheiten iſt, durch Carons Hochmuth ſo ſehr beleidigt, daß man
ihm zu Miaco durchaus keine Audienz geben, noch die Geſchenke der edlen Compagnie von
ihm annehmen wolte. Er ſtelte daher bei dem Magazinbau die boͤſe Abſicht der Hollaͤnder
dem Kaiſer vor, und bewirkte dadurch dieſe ſchleunige Veraͤnderung. Dieſer Caron hat
die kurze, und in deutſcher Sprache *) die erſte Beſchreibung von Japan herausgegeben.
Dieſer merkwuͤrdige Mann kam zuerſt als Kuͤchenjunge nach Japan, ſein munte-
rer Geiſt verhalf ihn aber bald zur Feder und zu der Handlung, und verſchafte ihm endlich
die Direction der hieſigen Handlung auf verſchiedne Jahre. Da ihm nachher eine ſehr an-
ſehnliche Stelle zu Batavia, die er verlangte, abgeſchlagen wurde, trat er in Dienſte der
Portugieſen, **) ſtrandete aber, und ertrank an den Mauern der Feſtung Liſſadon.
Jch wil bei dieſer Gelegenheit auch noch einer boͤſen Nachrede erwaͤhnen, die man
in verſchiednen Schriften von den Hollaͤndern findet. Sie pflegten nemlich, giebt man vor,
wenn ſie von der Japaniſchen Obrigkeit gefragt wuͤrden, ob ſie Chriſten waͤren? es zu
leugnen, und nur zu ſagen, ſie ſeyen Hollaͤnder. Aus den Tagebuͤchern und Schriften
aber,
*)
Kaͤmpfer wil vermuthlich ſagen, daß Carons
Beſchreibung von Japan die erſte ſey, welche jemals
in der deutſchen Sprache bekant gemacht worden.
Denn urſpruͤnglich hatte ſie Caron nicht deutſch,
ſondern hollaͤndiſch geſchrieben. Die deutſche Ueber-
ſetzung iſt von Joh. Jacob Merklein verfertigt,
und 1663 zu Nuͤrnberg nebſt verſchiednen andern
Japan betreffenden Schriften von C. Arnold her-
ausgegeben. Weil ein gewiſſer Hagenaer Anmer-
kungen zu Carons Buch herausgegeben hatte, die
dieſer misbilligte, ſo gab er eine aͤchte Handſchrift
an Melchiſedek Thevenot, der ſie in ſeinen Rela-
tions de divers Voyagers curieux, qui n’ont point
êté publiés T. I. bekant machte.
**) So ſagen meine Handſchriften. Die
engliſche Ueberſetzung aber hat, „der Portugieſen
„und Franzoſen.‟ Jch finde ſonſt nirgends, daß
Carou zuerſt in Dienſten der Portugieſen und
dann erſt der Franzoſen getreten waͤre; und daß er
zugleich bei den Nationen zu Feſtſetzung und
Gruͤndung ihres oſtindiſchen Handels habe dienen
wollen, laͤßt ſich nicht wohl vermuthen, weil Ca-
rons Ruͤkkunft nach Europa gerade in den Zeit-
punkt faͤlt (1665) da die neue Regierung (des Hau-
ſes Braganza) von Portugal mit Frankreich nicht
in dem beſten Vernehmen ſtand, weil es von dem-
ſelben in ſeinem Krieg gegen Spanien durch den
pyrenaͤiſchen Frieden verlaſſen war. Aus dieſem
Grunde vermuthe ich, daß hier ein Jrthum, viel-
leicht nur ein Schreibfehler in K. Handſchriften
ſey, und halte die Angabe andrer Schriftſteller fuͤr
richtiger, daß Caron gleich anfangs, da er im hol-
laͤndiſchen Dienſt beleidigt zu ſeyn glaubte, Col-
bert ſeine Dienſte zu Unterſtuͤtzung des eben jezt
unternommenen oſtindiſchen Handels der Franzo-
ſen angeboten habe. Sein ungluͤklicher Tod er-
folgte im Anfang des J. 1674 S. auch meine
Geſch. der Englaͤnder nnd Franzoſen im oͤſtlichen
Jndien, Th. 1. S. 132 ꝛc. ꝛc.
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