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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.

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Einleitung des Herausgebers.
bung von Japan angehängt. Aber theils hat diese Arbeit schon das erhebliche Vorur-
theil wider sich, daß sie nur die Uebersetzung einer Uebersetzung eines deutschen Originals
ist, und also bei weitem uns nicht die Stelle des lezteren ersetzen kan, theils habe ich bei
Vergleichung dieser und der englischen Uebersetzung gefunden, daß jene sehr übereilt gearbei-
tet ist, und sehr oft den Sin des Scheuchzerschen Kämpfers verfehle. Die Ursachen, warum
diese Arbeit so schlecht geraten muste, waren ohne Zweifel Buchhändlerische. Der Verle-
ger wolte Kämpfers Werk dem Du Halde anhängen, aber er wolte ihm nicht viel Plaz
geben. Er lies es daher, wie der Uebersetzer selbst in der Vorrede sagt, mit äußerster
Sparsamkeit enge zusammendrucken. Und vermuthlich gab er auch dem Uebersetzer einen
Wink mit dem Gedanken, nach eben der Oekonomie zu verfahren, die er bey den Lettern beob-
achtete. So wurden nun die Jdeen enge zusammengerükt, viele ganz verdrängt, oder
doch sehr unkentlich, schief und falsch ausgedrükt; so wurden oft Epitheta, Zwischensätze
u. s. w. ausgelassen, und so entstand eine Uebersetzung, die -- gegen das wahre Original
gehalten -- schwerlich diesen Namen verdient.

Jmmer blieb also noch der Wunsch, das Kämpferische Werk in der deutschen Ur-
schrift zu erhalten, die man nirgend anders als im Museo Britannico vermuthen konte.
Sie ist auch wirklich noch daselbst vorhanden, aber nach der Verfassung des Jnstituts nirgend
anders, als im Gebäude desselben zu gebrauchen. Scheuchzer hatte ausdrüklich versichert,
daß Sloane alle Kämpferische Handschriften gekauft habe, also konte man freilich nicht
leicht den Gedanken haben, daß vielleicht noch in Lemgo das Original der Beschreibung
von Japan sich finden möchte. Es war aber wirklich noch in zwei Handschriften vorhanden,
die ein halbes Jahrhundert bei der einzigen lezten Erbin unsers Kämpfers, einer Bruders-
tochter, verborgen lagen. Diese starb im Jahr 1773; die Meiersche Buchhandlung kaufte
beide Handschriften an sich, und schikte sie mir nach Berlin, da ich die mir angetragene
Herausgabe augenommen hatte. Hr. Oberconsistorialrath Büsching untersuchte mit mir
beide Handschriften, und kündigte diese wichtige Entdeckung in seinen vortreflichen: Wö-
chentlichen Nachrichten,
(1773, S. 249) zuerst dem Publikum mit aller der Wärme an,
die ihm sein Eifer für die historischen Wissenschaften eingeben muste, und bewies, wie nüz-
lich die Bekantmachung des Kämpferischen Werks nach diesen Original-Handschrif-
ten sey.

Diesen Namen darf ich ihnen kühn und mit Wahrheit beilegen. Den Titel der
einen habe ich schon oben volständig angegeben. Diese Handschrift ist eine Abschrift des
Kämpferischen Neffen, Johann Herman, "nach des Oheims, wie er selbst sagt, überal
eignen wahren Handschrift." Die andre Handschrift (die ich um sie zu unterscheiden, die
Handschrift des Oheims, so wie die erste Handschrift des Neffen, nenne) hat kein Ti-

telblat,

Einleitung des Herausgebers.
bung von Japan angehaͤngt. Aber theils hat dieſe Arbeit ſchon das erhebliche Vorur-
theil wider ſich, daß ſie nur die Ueberſetzung einer Ueberſetzung eines deutſchen Originals
iſt, und alſo bei weitem uns nicht die Stelle des lezteren erſetzen kan, theils habe ich bei
Vergleichung dieſer und der engliſchen Ueberſetzung gefunden, daß jene ſehr uͤbereilt gearbei-
tet iſt, und ſehr oft den Sin des Scheuchzerſchen Kaͤmpfers verfehle. Die Urſachen, warum
dieſe Arbeit ſo ſchlecht geraten muſte, waren ohne Zweifel Buchhaͤndleriſche. Der Verle-
ger wolte Kaͤmpfers Werk dem Du Halde anhaͤngen, aber er wolte ihm nicht viel Plaz
geben. Er lies es daher, wie der Ueberſetzer ſelbſt in der Vorrede ſagt, mit aͤußerſter
Sparſamkeit enge zuſammendrucken. Und vermuthlich gab er auch dem Ueberſetzer einen
Wink mit dem Gedanken, nach eben der Oekonomie zu verfahren, die er bey den Lettern beob-
achtete. So wurden nun die Jdeen enge zuſammengeruͤkt, viele ganz verdraͤngt, oder
doch ſehr unkentlich, ſchief und falſch ausgedruͤkt; ſo wurden oft Epitheta, Zwiſchenſaͤtze
u. ſ. w. ausgelaſſen, und ſo entſtand eine Ueberſetzung, die — gegen das wahre Original
gehalten — ſchwerlich dieſen Namen verdient.

Jmmer blieb alſo noch der Wunſch, das Kaͤmpferiſche Werk in der deutſchen Ur-
ſchrift zu erhalten, die man nirgend anders als im Muſeo Britannico vermuthen konte.
Sie iſt auch wirklich noch daſelbſt vorhanden, aber nach der Verfaſſung des Jnſtituts nirgend
anders, als im Gebaͤude deſſelben zu gebrauchen. Scheuchzer hatte ausdruͤklich verſichert,
daß Sloane alle Kaͤmpferiſche Handſchriften gekauft habe, alſo konte man freilich nicht
leicht den Gedanken haben, daß vielleicht noch in Lemgo das Original der Beſchreibung
von Japan ſich finden moͤchte. Es war aber wirklich noch in zwei Handſchriften vorhanden,
die ein halbes Jahrhundert bei der einzigen lezten Erbin unſers Kaͤmpfers, einer Bruders-
tochter, verborgen lagen. Dieſe ſtarb im Jahr 1773; die Meierſche Buchhandlung kaufte
beide Handſchriften an ſich, und ſchikte ſie mir nach Berlin, da ich die mir angetragene
Herausgabe augenommen hatte. Hr. Oberconſiſtorialrath Buͤſching unterſuchte mit mir
beide Handſchriften, und kuͤndigte dieſe wichtige Entdeckung in ſeinen vortreflichen: Woͤ-
chentlichen Nachrichten,
(1773, S. 249) zuerſt dem Publikum mit aller der Waͤrme an,
die ihm ſein Eifer fuͤr die hiſtoriſchen Wiſſenſchaften eingeben muſte, und bewies, wie nuͤz-
lich die Bekantmachung des Kaͤmpferiſchen Werks nach dieſen Original-Handſchrif-
ten ſey.

Dieſen Namen darf ich ihnen kuͤhn und mit Wahrheit beilegen. Den Titel der
einen habe ich ſchon oben volſtaͤndig angegeben. Dieſe Handſchrift iſt eine Abſchrift des
Kaͤmpferiſchen Neffen, Johann Herman, „nach des Oheims, wie er ſelbſt ſagt, uͤberal
eignen wahren Handſchrift.‟ Die andre Handſchrift (die ich um ſie zu unterſcheiden, die
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telblat,
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[XL/0044] Einleitung des Herausgebers. bung von Japan angehaͤngt. Aber theils hat dieſe Arbeit ſchon das erhebliche Vorur- theil wider ſich, daß ſie nur die Ueberſetzung einer Ueberſetzung eines deutſchen Originals iſt, und alſo bei weitem uns nicht die Stelle des lezteren erſetzen kan, theils habe ich bei Vergleichung dieſer und der engliſchen Ueberſetzung gefunden, daß jene ſehr uͤbereilt gearbei- tet iſt, und ſehr oft den Sin des Scheuchzerſchen Kaͤmpfers verfehle. Die Urſachen, warum dieſe Arbeit ſo ſchlecht geraten muſte, waren ohne Zweifel Buchhaͤndleriſche. Der Verle- ger wolte Kaͤmpfers Werk dem Du Halde anhaͤngen, aber er wolte ihm nicht viel Plaz geben. Er lies es daher, wie der Ueberſetzer ſelbſt in der Vorrede ſagt, mit aͤußerſter Sparſamkeit enge zuſammendrucken. Und vermuthlich gab er auch dem Ueberſetzer einen Wink mit dem Gedanken, nach eben der Oekonomie zu verfahren, die er bey den Lettern beob- achtete. So wurden nun die Jdeen enge zuſammengeruͤkt, viele ganz verdraͤngt, oder doch ſehr unkentlich, ſchief und falſch ausgedruͤkt; ſo wurden oft Epitheta, Zwiſchenſaͤtze u. ſ. w. ausgelaſſen, und ſo entſtand eine Ueberſetzung, die — gegen das wahre Original gehalten — ſchwerlich dieſen Namen verdient. Jmmer blieb alſo noch der Wunſch, das Kaͤmpferiſche Werk in der deutſchen Ur- ſchrift zu erhalten, die man nirgend anders als im Muſeo Britannico vermuthen konte. Sie iſt auch wirklich noch daſelbſt vorhanden, aber nach der Verfaſſung des Jnſtituts nirgend anders, als im Gebaͤude deſſelben zu gebrauchen. Scheuchzer hatte ausdruͤklich verſichert, daß Sloane alle Kaͤmpferiſche Handſchriften gekauft habe, alſo konte man freilich nicht leicht den Gedanken haben, daß vielleicht noch in Lemgo das Original der Beſchreibung von Japan ſich finden moͤchte. Es war aber wirklich noch in zwei Handſchriften vorhanden, die ein halbes Jahrhundert bei der einzigen lezten Erbin unſers Kaͤmpfers, einer Bruders- tochter, verborgen lagen. Dieſe ſtarb im Jahr 1773; die Meierſche Buchhandlung kaufte beide Handſchriften an ſich, und ſchikte ſie mir nach Berlin, da ich die mir angetragene Herausgabe augenommen hatte. Hr. Oberconſiſtorialrath Buͤſching unterſuchte mit mir beide Handſchriften, und kuͤndigte dieſe wichtige Entdeckung in ſeinen vortreflichen: Woͤ- chentlichen Nachrichten, (1773, S. 249) zuerſt dem Publikum mit aller der Waͤrme an, die ihm ſein Eifer fuͤr die hiſtoriſchen Wiſſenſchaften eingeben muſte, und bewies, wie nuͤz- lich die Bekantmachung des Kaͤmpferiſchen Werks nach dieſen Original-Handſchrif- ten ſey. Dieſen Namen darf ich ihnen kuͤhn und mit Wahrheit beilegen. Den Titel der einen habe ich ſchon oben volſtaͤndig angegeben. Dieſe Handſchrift iſt eine Abſchrift des Kaͤmpferiſchen Neffen, Johann Herman, „nach des Oheims, wie er ſelbſt ſagt, uͤberal eignen wahren Handſchrift.‟ Die andre Handſchrift (die ich um ſie zu unterſcheiden, die Handſchrift des Oheims, ſo wie die erſte Handſchrift des Neffen, nenne) hat kein Ti- telblat,

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777, S. XL. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan01_1777/44>, abgerufen am 18.12.2024.