Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.Kämpfers Geschichte von Japan. Drittes Buch. er von ganz ungemeinem Verstande und der vortreflichste Philosoph war, der diese östlichenLänder noch bis auf den heutigen Tag erleuchtet. Seine Bücher und Lehren werden in denselben noch jezt*) so werth gehalten, als Es war nicht zu bewundern, daß die natürlichen und vernunftmäßigen Lehren und Während daß die Philosophie und gefällige Lehre des Confuzius nun in China und *) Der englische Uebersetzer fügt hinzu: "nun "schon seit 200 Jahren" ein Zusaz, der sehr unge- reimt seyn würde, wenn er nicht ein Schreibfeh- ler wäre. Der französische Uebersetzer hat ihn da- für angenommen, und mit Recht in 2000 verwan- delt. Jn meinen Handschriften findet sich gar keine Erwähnung der Zeit. **) Eine Kleinigkeit, die bemerkt zu wer-
den verdient, ists, daß Kämpfer oben (S. 189) und Andre den Confuzius im 74sten Jahre sterben lassen. Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Drittes Buch. er von ganz ungemeinem Verſtande und der vortreflichſte Philoſoph war, der dieſe oͤſtlichenLaͤnder noch bis auf den heutigen Tag erleuchtet. Seine Buͤcher und Lehren werden in denſelben noch jezt*) ſo werth gehalten, als Es war nicht zu bewundern, daß die natuͤrlichen und vernunftmaͤßigen Lehren und Waͤhrend daß die Philoſophie und gefaͤllige Lehre des Confuzius nun in China und *) Der engliſche Ueberſetzer fuͤgt hinzu: „nun „ſchon ſeit 200 Jahren‟ ein Zuſaz, der ſehr unge- reimt ſeyn wuͤrde, wenn er nicht ein Schreibfeh- ler waͤre. Der franzoͤſiſche Ueberſetzer hat ihn da- fuͤr angenommen, und mit Recht in 2000 verwan- delt. Jn meinen Handſchriften findet ſich gar keine Erwaͤhnung der Zeit. **) Eine Kleinigkeit, die bemerkt zu wer-
den verdient, iſts, daß Kaͤmpfer oben (S. 189) und Andre den Confuzius im 74ſten Jahre ſterben laſſen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0410" n="302"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Drittes Buch.</hi></fw><lb/> er von ganz ungemeinem Verſtande und der vortreflichſte Philoſoph war, der dieſe oͤſtlichen<lb/> Laͤnder noch bis auf den heutigen Tag erleuchtet.</p><lb/> <p>Seine Buͤcher und Lehren werden in denſelben noch jezt<note place="foot" n="*)">Der engliſche Ueberſetzer fuͤgt hinzu: „nun<lb/> „ſchon ſeit 200 Jahren‟ ein Zuſaz, der ſehr unge-<lb/> reimt ſeyn wuͤrde, wenn er nicht ein Schreibfeh-<lb/> ler waͤre. Der franzoͤſiſche Ueberſetzer hat ihn da-<lb/> fuͤr angenommen, und mit Recht in 2000 verwan-<lb/> delt. Jn meinen Handſchriften findet ſich gar keine<lb/> Erwaͤhnung der Zeit.</note> ſo werth gehalten, als<lb/> wenn ſie <hi rendition="#fr">Confuzius</hi> (wie ehemals Sokrates ſeine Weisheit) vom Himmel geholt haͤtte.<lb/> Die Landesregenten in Japan bauen und unterhalten ſeinem Gedaͤchtnis Ehrentempel. Der<lb/> jetzige Kaiſer hat zu meiner Zeit noch zwei in <hi rendition="#fr">Jedo</hi> erbauet. Als er die lezte in eigener<lb/> Perſon beſuchte, hielt er an ſeine Reichsraͤthe und Hofbedienten eine Rede, worin er die<lb/> großen Eigenſchaften dieſes Philoſophen erhob und ſeine Regierungsgrundſaͤtze anpries. Sein<lb/> Bild nimt allemal den ehrenvolſten Plaz in den Haͤuſern der Philoſophen ein, und ſein Name<lb/> wird von den Gelehrten nie ohne die groͤſte Ehrfurcht ausgeſprochen.</p><lb/> <p>Es war nicht zu bewundern, daß die natuͤrlichen und vernunftmaͤßigen Lehren und<lb/> Vorſchriften des weiſen <hi rendition="#fr">Confuzius,</hi> die uͤbernatuͤrlichen und ungereimten Chimaͤren und<lb/> gezwungne Leibesſtellungen des <hi rendition="#fr">Roos</hi> und ſeiner Nachfolger bald niederriſſen und einen<lb/> gewaltigen Zulauf von Anhaͤngern aus allen Theilen des Reichs erhielten. Er ſtarb im<lb/> 73ſten<note place="foot" n="**)">Eine Kleinigkeit, die bemerkt zu wer-<lb/> den verdient, iſts, daß Kaͤmpfer oben (S. 189)<lb/> und Andre den Confuzius im 74ſten Jahre ſterben<lb/> laſſen.</note> Jahre ſeines Alters, und hinterlies viele erleuchtete Schuͤler und neue Lehrer,<lb/> welche die Wiſſenſchaft und Weisheit, die ſie aus ſeinem Munde erhalten hatten, in Schrif-<lb/> ten verfaſten, und zugleich muͤndlich ausbreiteten. Dieſe Lehre wird dann auch noch bis<lb/> auf den heutigen Tag unverfaͤlſcht beibehalten, und als eine Hauptregel des Lebens unter<lb/> dem Namen <hi rendition="#fr">Sju</hi> oder <hi rendition="#fr">Sjudo</hi> d. i. <hi rendition="#fr">philoſophiſcher Weg</hi> oder die <hi rendition="#fr">Vorſchrift des Le-<lb/> bens</hi> befolgt. Auch andre, die ſich zur <hi rendition="#fr">Budsdo</hi> Lehre und andern fremden Religionen be-<lb/> kennen, leſen und benutzen doch dieſe Schriften in der Policey, Sittenlehre und Natur-<lb/> kunde, und verehren ſie ohngefehr auf die Art, wie die Chriſten die Lehrſchriften der Grie-<lb/> chen und Roͤmer.</p><lb/> <p>Waͤhrend daß die Philoſophie und gefaͤllige Lehre des <hi rendition="#fr">Confuzius</hi> nun in <hi rendition="#fr">China</hi><lb/> bluͤhte, und durch nachbarliche Kommunikation auch zu den Japanern uͤbergieng, wurden<lb/> die Lande Laos und Siam nebſt allem andern umliegenden ſowol feſten Lande als den Jnſeln<lb/> ganz mit der Lehre des <hi rendition="#fr">Sjaka</hi> angefuͤlt. Jm Jahr nach Chriſto 63 kamen die erſten Lehrer<lb/> <fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [302/0410]
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Drittes Buch.
er von ganz ungemeinem Verſtande und der vortreflichſte Philoſoph war, der dieſe oͤſtlichen
Laͤnder noch bis auf den heutigen Tag erleuchtet.
Seine Buͤcher und Lehren werden in denſelben noch jezt *) ſo werth gehalten, als
wenn ſie Confuzius (wie ehemals Sokrates ſeine Weisheit) vom Himmel geholt haͤtte.
Die Landesregenten in Japan bauen und unterhalten ſeinem Gedaͤchtnis Ehrentempel. Der
jetzige Kaiſer hat zu meiner Zeit noch zwei in Jedo erbauet. Als er die lezte in eigener
Perſon beſuchte, hielt er an ſeine Reichsraͤthe und Hofbedienten eine Rede, worin er die
großen Eigenſchaften dieſes Philoſophen erhob und ſeine Regierungsgrundſaͤtze anpries. Sein
Bild nimt allemal den ehrenvolſten Plaz in den Haͤuſern der Philoſophen ein, und ſein Name
wird von den Gelehrten nie ohne die groͤſte Ehrfurcht ausgeſprochen.
Es war nicht zu bewundern, daß die natuͤrlichen und vernunftmaͤßigen Lehren und
Vorſchriften des weiſen Confuzius, die uͤbernatuͤrlichen und ungereimten Chimaͤren und
gezwungne Leibesſtellungen des Roos und ſeiner Nachfolger bald niederriſſen und einen
gewaltigen Zulauf von Anhaͤngern aus allen Theilen des Reichs erhielten. Er ſtarb im
73ſten **) Jahre ſeines Alters, und hinterlies viele erleuchtete Schuͤler und neue Lehrer,
welche die Wiſſenſchaft und Weisheit, die ſie aus ſeinem Munde erhalten hatten, in Schrif-
ten verfaſten, und zugleich muͤndlich ausbreiteten. Dieſe Lehre wird dann auch noch bis
auf den heutigen Tag unverfaͤlſcht beibehalten, und als eine Hauptregel des Lebens unter
dem Namen Sju oder Sjudo d. i. philoſophiſcher Weg oder die Vorſchrift des Le-
bens befolgt. Auch andre, die ſich zur Budsdo Lehre und andern fremden Religionen be-
kennen, leſen und benutzen doch dieſe Schriften in der Policey, Sittenlehre und Natur-
kunde, und verehren ſie ohngefehr auf die Art, wie die Chriſten die Lehrſchriften der Grie-
chen und Roͤmer.
Waͤhrend daß die Philoſophie und gefaͤllige Lehre des Confuzius nun in China
bluͤhte, und durch nachbarliche Kommunikation auch zu den Japanern uͤbergieng, wurden
die Lande Laos und Siam nebſt allem andern umliegenden ſowol feſten Lande als den Jnſeln
ganz mit der Lehre des Sjaka angefuͤlt. Jm Jahr nach Chriſto 63 kamen die erſten Lehrer
und
*) Der engliſche Ueberſetzer fuͤgt hinzu: „nun
„ſchon ſeit 200 Jahren‟ ein Zuſaz, der ſehr unge-
reimt ſeyn wuͤrde, wenn er nicht ein Schreibfeh-
ler waͤre. Der franzoͤſiſche Ueberſetzer hat ihn da-
fuͤr angenommen, und mit Recht in 2000 verwan-
delt. Jn meinen Handſchriften findet ſich gar keine
Erwaͤhnung der Zeit.
**) Eine Kleinigkeit, die bemerkt zu wer-
den verdient, iſts, daß Kaͤmpfer oben (S. 189)
und Andre den Confuzius im 74ſten Jahre ſterben
laſſen.
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