Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.Drit. Kap. Von den Rebi der Sinto etc. Um diese Feste aber nun noch genauer zu betrachten, müssen wir mit dem So- Wenn der Morgen auf diese Art zugebracht und hie und da mit einem ausgebrach- Noch ein besonderer abergläubischer Gebrauch wird an diesem, so wie an allen an- dies *) [Spaltenumbruch]
Der Verfasser hat schon oben (S. 158) von dieser Muschel geredt. Scheuchzer's Uebersetzung sezt noch hinzu, daß diese Muschel besonders an die [Spaltenumbruch] Frugalität und Armuth der Vorfahren erinnern solle, die meistens von dieser Muschel lebten. L l 3
Drit. Kap. Von den Rebi der Sinto ꝛc. Um dieſe Feſte aber nun noch genauer zu betrachten, muͤſſen wir mit dem So- Wenn der Morgen auf dieſe Art zugebracht und hie und da mit einem ausgebrach- Noch ein beſonderer aberglaͤubiſcher Gebrauch wird an dieſem, ſo wie an allen an- dies *) [Spaltenumbruch]
Der Verfaſſer hat ſchon oben (S. 158) von dieſer Muſchel geredt. Scheuchzer’s Ueberſetzung ſezt noch hinzu, daß dieſe Muſchel beſonders an die [Spaltenumbruch] Frugalitaͤt und Armuth der Vorfahren erinnern ſolle, die meiſtens von dieſer Muſchel lebten. L l 3
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Drit. Kap. Von den Rebi der Sinto ꝛc.
Um dieſe Feſte aber nun noch genauer zu betrachten, muͤſſen wir mit dem So-
guatz oder Neujahrstage anfangen, der durch ganz Japan mit der groͤſten Feyerlichkeit
und mehr als alle andre Feſttage gefeyert wird. Das Hauptgeſchaͤft an demſelben beſteht
darin, daß ſich alle Menſchen durch einander beſuchen, und wegen gluͤklichen Antrits des
neuen Jahrs gratuliren; ferner daß ſie eſſen, trinken und die Tempel beſuchen, welches
einige aus Religion, die meiſten aber blos des Vergnuͤgens wegen thun. Am fruͤhen Mor-
gen macht ſich jeder, wer nur irgend kan, auf, begiebt ſich, aufs beſte geſchmuͤkt, in die Haͤu-
ſer ſeiner Obern und Freunde, und ſagt ſein Medito oder Gluͤkwunſch mit tiefer Vernei-
gung des Koͤrpers. Dabey praͤſentirt er jedem eine Schachtel mit zwei oder drei Faͤchern
(Wehern,) und auf welche ein plat Stuͤk von getroknetem Fleiſch der Muſchel Awabi, *)
als ein Zeichen des Wohlſtands und Gluͤks, geklebt iſt. Man pflegt dieſes auch mit ſeinem
Namen zu beſchreiben, um in Abweſenheit des Freundes den Abgeber bekant zu machen.
Jn vornehmen Haͤuſern pflegt auch allemal im Vorſal ein Schreiber die Geſchenke und Com-
plimente anzunehmen und zum Bericht an ſeine Herſchaft aufzuzeichnen.
Wenn der Morgen auf dieſe Art zugebracht und hie und da mit einem ausgebrach-
ten Gluͤkwunſch der Grund zu den folgenden Freuden gelegt iſt, ſo wird nun der uͤbrige Theil
des Tags mit einem herlichen Schmauſe bey den Vornehmſten der Familie zugebracht. Und
dann waͤhrt das Schwaͤrmen und Complimentiren noch die drei naͤchſten Tage ununterbro-
chen fort; das Traktiren aber einen ganzen Monat. Jn den erſten Tagen mus alles in
Freude und Ueberflus ſchwimmen, und jeder aufs praͤchtigſte und beſte gekleidet ſeyn. Auch
der aͤrmſte Tageloͤhner unterlaͤſt nicht ein Kamiſjno mit einem Saͤbel zu miethen, um dieſe
Comoͤdie mitzuſpielen. Nur wenige verrichten auch ihre Andacht in den Tempeln, am mei-
ſten aber in dem des Tenſjo Dai Sin.
Noch ein beſonderer aberglaͤubiſcher Gebrauch wird an dieſem, ſo wie an allen an-
dern Feſten der Japaner beobachtet. Man pflegt nemlich in den Haͤuſern und Tempeln
ſelbſt etwas zum Trinken auszugeben, welches Amaſakki d. i. ſuͤße Sakki genant wird.
Sowol Kuge, als andre freygebige Buͤrger, die ſich in dieſer Abſicht in die Tempel ver-
fuͤgen, pflegen es auszuſchenken. Dies Getraͤnk wird des Tags vorher auf folgende Art
gemacht. Man nimt ein Maas erkalteten gekochten Reis, ein Maas oder etwas mehr (doch
zuviel macht zu ſuͤß) Koſi; gieſt Waſſer druͤber und laͤſt die Nacht oder Tag und Nacht an
einem warmen Orte in Gaͤhrung kommen. Dann iſts fertig, und wird nun getrunken. Auch
dies
*)
Der Verfaſſer hat ſchon oben (S. 158) von
dieſer Muſchel geredt. Scheuchzer’s Ueberſetzung
ſezt noch hinzu, daß dieſe Muſchel beſonders an die
Frugalitaͤt und Armuth der Vorfahren erinnern
ſolle, die meiſtens von dieſer Muſchel lebten.
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