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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888.

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Der Cardinal Borja.
pfende Art seines Vorgehens bestimmte den Herzog von Uceda,
ihm alsbald einen Nachfolger zu geben. Nur sechs Monate hat
er regiert; zur Verschönerung der Stadt trug er bei durch den
Bau des Quai's von Santa Lucia.

Noch mehr genannt wurde Borja's Name in Folge der be-
rühmten Erklärung gegen die antispanische und antikaiserliche
Politik Urban VIII im Jahre 1632, ein Akt, in welchem der Con-
flikt zwischen diesem patriotisch gesinnten Kirchenfürsten und
Ferdinand II seine dramatische Spitze fand. Als der Pabst
es verweigerte, dem Kaiser Subsidien zu zahlen und die katho-
lischen Mächte zu dem an-
geblichen, von ihm aber
geleugneten Kampf für
die Religion zu ermahnen,
wurde in einer Versamm-
lung von Cardinälen der
spanischen Partei und des
kaiserlichen Botschafters
jene Protestation ausge-
arbeitet, die Borja als Pro-
tektor der Krone Spa-
niens und Haupt der Par-
tei im Consistorio vorle-
sen sollte. Sie schloss
mit den Worten, er pro-
testire im Auftrag Seiner
Majestät in schuldiger De-
muth und Ehrerbietung,
dass an jeder Schädigung,
die aus des Pabsts zau-

[Abbildung]

Der Cardinal Borja.

dernder Politik der katholischen Religion erwachsen sollte, nicht
ein frömmster und gehorsamster König die Schuld zu tragen habe,
sondern "Ew. Heiligkeit ist es, der selbige zugemessen werden
muss". Bei der Vorlesung dieses Aktenstückes am 8. März war
es, wo Urban VIII dem Cardinal bei dem Worte Cunctatur,
Tace!
zurief, ja ihn hinauswies, während die Nepoten Miene
machten, sich thätlich an ihm zu vergreifen.

Der Pabst hegte seitdem einen unversöhnlichen Groll gegen
Borja, dem er schnöden Undank vorwarf; nur der Charakter
als königlicher Botschafter schützte ihn vor seiner Rache. Das
Drängen des Nuntius in Madrid auf Abberufung war erfolglos:

Der Cardinal Borja.
pfende Art seines Vorgehens bestimmte den Herzog von Uceda,
ihm alsbald einen Nachfolger zu geben. Nur sechs Monate hat
er regiert; zur Verschönerung der Stadt trug er bei durch den
Bau des Quai’s von Santa Lucia.

Noch mehr genannt wurde Borja’s Name in Folge der be-
rühmten Erklärung gegen die antispanische und antikaiserliche
Politik Urban VIII im Jahre 1632, ein Akt, in welchem der Con-
flikt zwischen diesem patriotisch gesinnten Kirchenfürsten und
Ferdinand II seine dramatische Spitze fand. Als der Pabst
es verweigerte, dem Kaiser Subsidien zu zahlen und die katho-
lischen Mächte zu dem an-
geblichen, von ihm aber
geleugneten Kampf für
die Religion zu ermahnen,
wurde in einer Versamm-
lung von Cardinälen der
spanischen Partei und des
kaiserlichen Botschafters
jene Protestation ausge-
arbeitet, die Borja als Pro-
tektor der Krone Spa-
niens und Haupt der Par-
tei im Consistorio vorle-
sen sollte. Sie schloss
mit den Worten, er pro-
testire im Auftrag Seiner
Majestät in schuldiger De-
muth und Ehrerbietung,
dass an jeder Schädigung,
die aus des Pabsts zau-

[Abbildung]

Der Cardinal Borja.

dernder Politik der katholischen Religion erwachsen sollte, nicht
ein frömmster und gehorsamster König die Schuld zu tragen habe,
sondern „Ew. Heiligkeit ist es, der selbige zugemessen werden
muss“. Bei der Vorlesung dieses Aktenstückes am 8. März war
es, wo Urban VIII dem Cardinal bei dem Worte Cunctatur,
Tace!
zurief, ja ihn hinauswies, während die Nepoten Miene
machten, sich thätlich an ihm zu vergreifen.

Der Pabst hegte seitdem einen unversöhnlichen Groll gegen
Borja, dem er schnöden Undank vorwarf; nur der Charakter
als königlicher Botschafter schützte ihn vor seiner Rache. Das
Drängen des Nuntius in Madrid auf Abberufung war erfolglos:

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[57/0077] Der Cardinal Borja. pfende Art seines Vorgehens bestimmte den Herzog von Uceda, ihm alsbald einen Nachfolger zu geben. Nur sechs Monate hat er regiert; zur Verschönerung der Stadt trug er bei durch den Bau des Quai’s von Santa Lucia. Noch mehr genannt wurde Borja’s Name in Folge der be- rühmten Erklärung gegen die antispanische und antikaiserliche Politik Urban VIII im Jahre 1632, ein Akt, in welchem der Con- flikt zwischen diesem patriotisch gesinnten Kirchenfürsten und Ferdinand II seine dramatische Spitze fand. Als der Pabst es verweigerte, dem Kaiser Subsidien zu zahlen und die katho- lischen Mächte zu dem an- geblichen, von ihm aber geleugneten Kampf für die Religion zu ermahnen, wurde in einer Versamm- lung von Cardinälen der spanischen Partei und des kaiserlichen Botschafters jene Protestation ausge- arbeitet, die Borja als Pro- tektor der Krone Spa- niens und Haupt der Par- tei im Consistorio vorle- sen sollte. Sie schloss mit den Worten, er pro- testire im Auftrag Seiner Majestät in schuldiger De- muth und Ehrerbietung, dass an jeder Schädigung, die aus des Pabsts zau- [Abbildung Der Cardinal Borja.] dernder Politik der katholischen Religion erwachsen sollte, nicht ein frömmster und gehorsamster König die Schuld zu tragen habe, sondern „Ew. Heiligkeit ist es, der selbige zugemessen werden muss“. Bei der Vorlesung dieses Aktenstückes am 8. März war es, wo Urban VIII dem Cardinal bei dem Worte Cunctatur, Tace! zurief, ja ihn hinauswies, während die Nepoten Miene machten, sich thätlich an ihm zu vergreifen. Der Pabst hegte seitdem einen unversöhnlichen Groll gegen Borja, dem er schnöden Undank vorwarf; nur der Charakter als königlicher Botschafter schützte ihn vor seiner Rache. Das Drängen des Nuntius in Madrid auf Abberufung war erfolglos:

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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez02_1888/77>, abgerufen am 27.11.2024.