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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888.

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Die Vollendung des Escorial.
fangreichste, die je am Molo zu Neapel eingeschifft worden ist,
über zweitausend Ballen. Im Jahre 1633 sah der florentinische
Gesandte zwölf Wagenladungen mit Gemälden in Madrid einfahren.
Die Silbersachen, Tapisserien, Gemälde, Juwelen und die Millionen
erlaubten ihm sein Haus auf einem Fuss zu führen, der das
königliche in Schatten stellte. Er war es, der die ferraresischen
Jugendwerke Tizian's Philipp IV mitbrachte.

Von ihm kamen in den Escorial: Sebastian del Piombo's
kreuztragender Heiland (Prado 395); die Himmelfahrt Mariae
von Annibal Carracci (90) und ein Tizian zugeschriebenes Ecce
Homo (48). Das Meiste liess er in sein Kloster zu Salamanca
bringen, aus dem er selbst eine Art Escorial machen wollte.

Sein Nachfolger, D. Ramiro Felipe de Guzman, war ein
armer Ritter als Olivares ans Ruder kam. Der Vetterschaft
verdankte er die Verbindung mit dessen einziger Tochter und
den Herzogtitel von Medina de las Torres. Man rühmte seine
Redegewandtheit; sonst war er ein eitler, charakterloser, bequemer
Lebemann. In zweiter Ehe verband er sich mit der reichsten
Erbin von Neapel, Anna Colonna. In Erpressungskünsten blieb
er hinter Don Emanuel kaum zurück. Die dem Escorial bestimm-
ten Stücke sollen nur wenige von den zahlreichen sein, die er
S. Majestät verehrte.

Der köstlichste Raphael, den Spanien je besessen hat und
der noch jetzt die wahre Perle der Madrider Sammlung ist,
die Madonna mit Tobias, die letzte die er eigenhändig ausge-
führt, hatte Medina mit Hülfe des gefälligen Dominikanergenerals
Ridolfi aus der Capelle der h. Rosa in S. Domenico zu Neapel
weggenommen, worüber sich dieser in Rom zu verantworten
hatte; den Prior, der sich widersetzt, hatte er aus der Stadt
wegschleppen lassen.

Von ihm stammen Correggio's Noli me tangere (Prado 132);
die Pordenone genannte Madonna mit den hh. Antonius und
Rochus (ein Giorgione 341); die Ruhe auf der Flucht mit der
h. Catharina, jetzt das lieblichste Bild des Meisters in der National-
galerie zu London, und die (verschollene) Reinigung der Maria
von Paul Veronese. -- Unter den Stücken die der König für
sich behielt, waren P. Brueghels fünf Sinne, die D. Ramiro von
dem Herzog von Neuburg bekommen hatte, ein Geschenk des
Cardinalinfanten an diesen letztern.

D. Juan Alfonso Enriquez de Cabrera, Admiral von Ca-
stilien (1644--46) gab die beiden Paolos: Christus in der Vorhölle

II. 16

Die Vollendung des Escorial.
fangreichste, die je am Molo zu Neapel eingeschifft worden ist,
über zweitausend Ballen. Im Jahre 1633 sah der florentinische
Gesandte zwölf Wagenladungen mit Gemälden in Madrid einfahren.
Die Silbersachen, Tapisserien, Gemälde, Juwelen und die Millionen
erlaubten ihm sein Haus auf einem Fuss zu führen, der das
königliche in Schatten stellte. Er war es, der die ferraresischen
Jugendwerke Tizian’s Philipp IV mitbrachte.

Von ihm kamen in den Escorial: Sebastian del Piombo’s
kreuztragender Heiland (Prado 395); die Himmelfahrt Mariae
von Annibal Carracci (90) und ein Tizian zugeschriebenes Ecce
Homo (48). Das Meiste liess er in sein Kloster zu Salamanca
bringen, aus dem er selbst eine Art Escorial machen wollte.

Sein Nachfolger, D. Ramiro Felipe de Guzman, war ein
armer Ritter als Olivares ans Ruder kam. Der Vetterschaft
verdankte er die Verbindung mit dessen einziger Tochter und
den Herzogtitel von Medina de las Torres. Man rühmte seine
Redegewandtheit; sonst war er ein eitler, charakterloser, bequemer
Lebemann. In zweiter Ehe verband er sich mit der reichsten
Erbin von Neapel, Anna Colonna. In Erpressungskünsten blieb
er hinter Don Emanuel kaum zurück. Die dem Escorial bestimm-
ten Stücke sollen nur wenige von den zahlreichen sein, die er
S. Majestät verehrte.

Der köstlichste Raphael, den Spanien je besessen hat und
der noch jetzt die wahre Perle der Madrider Sammlung ist,
die Madonna mit Tobias, die letzte die er eigenhändig ausge-
führt, hatte Medina mit Hülfe des gefälligen Dominikanergenerals
Ridolfi aus der Capelle der h. Rosa in S. Domenico zu Neapel
weggenommen, worüber sich dieser in Rom zu verantworten
hatte; den Prior, der sich widersetzt, hatte er aus der Stadt
wegschleppen lassen.

Von ihm stammen Correggio’s Noli me tangere (Prado 132);
die Pordenone genannte Madonna mit den hh. Antonius und
Rochus (ein Giorgione 341); die Ruhe auf der Flucht mit der
h. Catharina, jetzt das lieblichste Bild des Meisters in der National-
galerie zu London, und die (verschollene) Reinigung der Maria
von Paul Veronese. — Unter den Stücken die der König für
sich behielt, waren P. Brueghels fünf Sinne, die D. Ramiro von
dem Herzog von Neuburg bekommen hatte, ein Geschenk des
Cardinalinfanten an diesen letztern.

D. Juan Alfonso Enriquez de Cabrera, Admiral von Ca-
stilien (1644—46) gab die beiden Paolos: Christus in der Vorhölle

II. 16
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[241/0261] Die Vollendung des Escorial. fangreichste, die je am Molo zu Neapel eingeschifft worden ist, über zweitausend Ballen. Im Jahre 1633 sah der florentinische Gesandte zwölf Wagenladungen mit Gemälden in Madrid einfahren. Die Silbersachen, Tapisserien, Gemälde, Juwelen und die Millionen erlaubten ihm sein Haus auf einem Fuss zu führen, der das königliche in Schatten stellte. Er war es, der die ferraresischen Jugendwerke Tizian’s Philipp IV mitbrachte. Von ihm kamen in den Escorial: Sebastian del Piombo’s kreuztragender Heiland (Prado 395); die Himmelfahrt Mariae von Annibal Carracci (90) und ein Tizian zugeschriebenes Ecce Homo (48). Das Meiste liess er in sein Kloster zu Salamanca bringen, aus dem er selbst eine Art Escorial machen wollte. Sein Nachfolger, D. Ramiro Felipe de Guzman, war ein armer Ritter als Olivares ans Ruder kam. Der Vetterschaft verdankte er die Verbindung mit dessen einziger Tochter und den Herzogtitel von Medina de las Torres. Man rühmte seine Redegewandtheit; sonst war er ein eitler, charakterloser, bequemer Lebemann. In zweiter Ehe verband er sich mit der reichsten Erbin von Neapel, Anna Colonna. In Erpressungskünsten blieb er hinter Don Emanuel kaum zurück. Die dem Escorial bestimm- ten Stücke sollen nur wenige von den zahlreichen sein, die er S. Majestät verehrte. Der köstlichste Raphael, den Spanien je besessen hat und der noch jetzt die wahre Perle der Madrider Sammlung ist, die Madonna mit Tobias, die letzte die er eigenhändig ausge- führt, hatte Medina mit Hülfe des gefälligen Dominikanergenerals Ridolfi aus der Capelle der h. Rosa in S. Domenico zu Neapel weggenommen, worüber sich dieser in Rom zu verantworten hatte; den Prior, der sich widersetzt, hatte er aus der Stadt wegschleppen lassen. Von ihm stammen Correggio’s Noli me tangere (Prado 132); die Pordenone genannte Madonna mit den hh. Antonius und Rochus (ein Giorgione 341); die Ruhe auf der Flucht mit der h. Catharina, jetzt das lieblichste Bild des Meisters in der National- galerie zu London, und die (verschollene) Reinigung der Maria von Paul Veronese. — Unter den Stücken die der König für sich behielt, waren P. Brueghels fünf Sinne, die D. Ramiro von dem Herzog von Neuburg bekommen hatte, ein Geschenk des Cardinalinfanten an diesen letztern. D. Juan Alfonso Enriquez de Cabrera, Admiral von Ca- stilien (1644—46) gab die beiden Paolos: Christus in der Vorhölle II. 16

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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez02_1888/261>, abgerufen am 24.11.2024.