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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888.

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Siebentes Buch.
Madrid gebracht wurde. -- Der Transport geschah auf acht-
zehn Maulthieren 1).

Wir verstehen also jene Stimmung, die Philipp IV antrieb,
von den englischen Gemälden die welche sich dazu eigneten
aus seinem Hause zu entfernen; sie die in so erschütternder
Weise an die Wechsel des Schicksals erinnerten, an jenen ernsten,
zur Einprägung des desenganno bestimmten Ort zu versetzen.

In der unmittelbar nach der Aufstellung verfassten Beschrei-
bung des P. de los Santos wird in der That Carl Stuarts und
seines Schicksals gedacht, seine Liebe zu den Künsten gepriesen,
und wie "bei seinem tragischen Tod die Sorge und Arbeit vieler
Tage an einem in den Staub sank". Auch die spanischen Geber
werden überall namhaft gemacht.

Von D. Luis de Haro erhielt der König ausserdem noch
(abgesehn von jenen 28 Stücken von Paul Bril und Bassano für
sein Lesezimmer nach dem Garten der Priora zu): ein Ecce Homo
von Paul Veronese, und eine Gefangennehmung Christi von
Luca Cambiaso. Dem Minister schlossen sich an vier Granden,
sämmtlich Vicekönige von Neapel. Die Reihe beginnt mit
Monterey (seit 1635) und schliesst mit dem Grafen von Castrillo
(seit 1653). Grade um die Mitte der dreissiger hatte ja die
Sammellust Philipp IV begonnen. Auch lesen wir in den In-
ventaren des Palasts wenig von Geschenken aus früherer Zeit;
von Alba wird nur eine Ansicht Neapels mit dem Posilipp er-
wähnt; ein heiliger Sebastian Tizians, der dem Vicekönig Grafen
von Benavente gehört hatte, stammte wol aus dessen Nachlass. --

D. Emanuel de Guzman, Fonseca y Zunniga, Graf von Mon-
terey, Präsident des Raths von Italien, war durch Länge der
Geschäftspraxis die massgebende Person in italienischen Fragen,
obwol er, wenn man Camillo Guidi glauben darf, ein Erzfeind
dieser Nation war. Er war eine Null als Staatsmann, Regent
und Feldherr; aber sein winziger Körper umschloss die Habgier,
Prunk- und Genusssucht eines Riesen. Die hervorragendsten
Eigenschaften damaliger spanischer Gewalthaber waren in ihm
am vollständigsten beisammen. Hochfahrend, "ein Verächter
Aller", falsch, rachsüchtig, interessirt, nörgelnd, vermochte er
selbst im Felde keinen Tag ohne seinen Stab von Comödianten
und Courtisanen zu existiren. Die Beute, welche dieser uner-
sättliche moderne Verres aus Italien mitbrachte, war die um-

1) Clarendon, History of the rebellion. VI, 457. Oxford 1826.

Siebentes Buch.
Madrid gebracht wurde. — Der Transport geschah auf acht-
zehn Maulthieren 1).

Wir verstehen also jene Stimmung, die Philipp IV antrieb,
von den englischen Gemälden die welche sich dazu eigneten
aus seinem Hause zu entfernen; sie die in so erschütternder
Weise an die Wechsel des Schicksals erinnerten, an jenen ernsten,
zur Einprägung des desengaño bestimmten Ort zu versetzen.

In der unmittelbar nach der Aufstellung verfassten Beschrei-
bung des P. de los Santos wird in der That Carl Stuarts und
seines Schicksals gedacht, seine Liebe zu den Künsten gepriesen,
und wie „bei seinem tragischen Tod die Sorge und Arbeit vieler
Tage an einem in den Staub sank“. Auch die spanischen Geber
werden überall namhaft gemacht.

Von D. Luis de Haro erhielt der König ausserdem noch
(abgesehn von jenen 28 Stücken von Paul Bril und Bassano für
sein Lesezimmer nach dem Garten der Priora zu): ein Ecce Homo
von Paul Veronese, und eine Gefangennehmung Christi von
Luca Cambiaso. Dem Minister schlossen sich an vier Granden,
sämmtlich Vicekönige von Neapel. Die Reihe beginnt mit
Monterey (seit 1635) und schliesst mit dem Grafen von Castrillo
(seit 1653). Grade um die Mitte der dreissiger hatte ja die
Sammellust Philipp IV begonnen. Auch lesen wir in den In-
ventaren des Palasts wenig von Geschenken aus früherer Zeit;
von Alba wird nur eine Ansicht Neapels mit dem Posilipp er-
wähnt; ein heiliger Sebastian Tizians, der dem Vicekönig Grafen
von Benavente gehört hatte, stammte wol aus dessen Nachlass. —

D. Emanuel de Guzman, Fonseca y Zúñiga, Graf von Mon-
terey, Präsident des Raths von Italien, war durch Länge der
Geschäftspraxis die massgebende Person in italienischen Fragen,
obwol er, wenn man Camillo Guidi glauben darf, ein Erzfeind
dieser Nation war. Er war eine Null als Staatsmann, Regent
und Feldherr; aber sein winziger Körper umschloss die Habgier,
Prunk- und Genusssucht eines Riesen. Die hervorragendsten
Eigenschaften damaliger spanischer Gewalthaber waren in ihm
am vollständigsten beisammen. Hochfahrend, „ein Verächter
Aller“, falsch, rachsüchtig, interessirt, nörgelnd, vermochte er
selbst im Felde keinen Tag ohne seinen Stab von Comödianten
und Courtisanen zu existiren. Die Beute, welche dieser uner-
sättliche moderne Verres aus Italien mitbrachte, war die um-

1) Clarendon, History of the rebellion. VI, 457. Oxford 1826.
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[240/0260] Siebentes Buch. Madrid gebracht wurde. — Der Transport geschah auf acht- zehn Maulthieren 1). Wir verstehen also jene Stimmung, die Philipp IV antrieb, von den englischen Gemälden die welche sich dazu eigneten aus seinem Hause zu entfernen; sie die in so erschütternder Weise an die Wechsel des Schicksals erinnerten, an jenen ernsten, zur Einprägung des desengaño bestimmten Ort zu versetzen. In der unmittelbar nach der Aufstellung verfassten Beschrei- bung des P. de los Santos wird in der That Carl Stuarts und seines Schicksals gedacht, seine Liebe zu den Künsten gepriesen, und wie „bei seinem tragischen Tod die Sorge und Arbeit vieler Tage an einem in den Staub sank“. Auch die spanischen Geber werden überall namhaft gemacht. Von D. Luis de Haro erhielt der König ausserdem noch (abgesehn von jenen 28 Stücken von Paul Bril und Bassano für sein Lesezimmer nach dem Garten der Priora zu): ein Ecce Homo von Paul Veronese, und eine Gefangennehmung Christi von Luca Cambiaso. Dem Minister schlossen sich an vier Granden, sämmtlich Vicekönige von Neapel. Die Reihe beginnt mit Monterey (seit 1635) und schliesst mit dem Grafen von Castrillo (seit 1653). Grade um die Mitte der dreissiger hatte ja die Sammellust Philipp IV begonnen. Auch lesen wir in den In- ventaren des Palasts wenig von Geschenken aus früherer Zeit; von Alba wird nur eine Ansicht Neapels mit dem Posilipp er- wähnt; ein heiliger Sebastian Tizians, der dem Vicekönig Grafen von Benavente gehört hatte, stammte wol aus dessen Nachlass. — D. Emanuel de Guzman, Fonseca y Zúñiga, Graf von Mon- terey, Präsident des Raths von Italien, war durch Länge der Geschäftspraxis die massgebende Person in italienischen Fragen, obwol er, wenn man Camillo Guidi glauben darf, ein Erzfeind dieser Nation war. Er war eine Null als Staatsmann, Regent und Feldherr; aber sein winziger Körper umschloss die Habgier, Prunk- und Genusssucht eines Riesen. Die hervorragendsten Eigenschaften damaliger spanischer Gewalthaber waren in ihm am vollständigsten beisammen. Hochfahrend, „ein Verächter Aller“, falsch, rachsüchtig, interessirt, nörgelnd, vermochte er selbst im Felde keinen Tag ohne seinen Stab von Comödianten und Courtisanen zu existiren. Die Beute, welche dieser uner- sättliche moderne Verres aus Italien mitbrachte, war die um- 1) Clarendon, History of the rebellion. VI, 457. Oxford 1826.

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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez02_1888/260>, abgerufen am 23.11.2024.