sollten Mythologien sein. Dazwischen über Fenstern und Thüren Thierbilder von Paul de Vos.
Der König hatte wie immer Eile. Er liess eine beschrei- bende Liste (memorias) der Sujets aufstellen, so dass der Maler kaum seine Vorräthe verwerthen konnte; und dieser Zusammen- stellung lag ein gewisser Plan zu Grunde. Wegen Abweichun- gen im Einzelnen musste angefragt werden. Die Sachen sollten rasch fertig gestellt werden, wie Decorationen zu einem Einzug. Rubens war das im Stande, obwol sein Arm damals schon durch die Gicht angegriffen war: er hat nicht viel länger als ein Jahr zu vierzig Bildern gebraucht. Am 20. November 1636 schreibt Ferdinand aus Douai, er sei schon damit beauftragt, und einige Stücke habe er selbst in Angriff genommen; "er und alle übrigen arbeiten ohne eine Stunde Zeit zu verlieren"; er selbst treibe an; am 7. December 1637 sind sie abgegangen.
In einem Zug hatte er die Skizzen zu allen gemacht, sie sind noch grösstentheils in Madrid, einige auch in der Galerie. Dann wurden diese Skizzen unter etwa zehn junge Antwerpener Maler, seine Schüler, jedoch bereits seit kurzem Meister, vertheilt. Ru- bens hat ihnen die Ausführung ganz überlassen; deshalb hat er weit die meisten auch nicht, wie er sonst pflegte, unter seinem, sondern unter ihrem Namen ausgehn lassen, eine mitgeschickte Liste nannte sie alle. Vielleicht diente ihnen das als Sporn. Einige gehören zu seinen bekanntesten Schülern: Jordaens, van Tulden, Quellinus (von ihm nennen die Inventare nicht weniger als zehn), Cornelis de Vos. Ausserdem Jan Cossiers, Thomas Willeboirts Bossaert, Jan van Eyck, Jan van Bockhorst, genannt Langejan ("Borkens"), Jakob Peter Gouwi (auch Joui geschrieben), Simon Peter Tilmans ("Pedro Simon") 1).
Seine eigene Firma bestimmte er für sechs 2). Sie unter- scheiden sich erheblich von den übrigen, deren einige wie den Orpheus des van Tulden, Hippomenes und Atalante von Gouwi man gleichwol früher Rubens zugeschrieben hat. Dieser Unter- schied aber liegt nur in der Arbeit, nicht in der Erfindung, deren
1) Gouwi ist zuerst nachgewiesen in: Van den Branden, Geschiedenis der antwerpsche Schilderschool. Antwerpen 1883. 922. Ueber Jan van Eyck s. Max Rooses, Antw. Schilderschool. Ebenda 1879. 514. Tilmans erwähnt Houbracken, De groote Schouburgh II. 88.
2) Es sind der Kampf der Lapithen und Centauren (1579); das Gastmahl des Tereus (1581); der Raub der Proserpina (1580); Jupiter und Juno (verloren); Orpheus und Eurydice (1588); Mercur und Argos (1594).
Viertes Buch.
sollten Mythologien sein. Dazwischen über Fenstern und Thüren Thierbilder von Paul de Vos.
Der König hatte wie immer Eile. Er liess eine beschrei- bende Liste (memorias) der Sujets aufstellen, so dass der Maler kaum seine Vorräthe verwerthen konnte; und dieser Zusammen- stellung lag ein gewisser Plan zu Grunde. Wegen Abweichun- gen im Einzelnen musste angefragt werden. Die Sachen sollten rasch fertig gestellt werden, wie Decorationen zu einem Einzug. Rubens war das im Stande, obwol sein Arm damals schon durch die Gicht angegriffen war: er hat nicht viel länger als ein Jahr zu vierzig Bildern gebraucht. Am 20. November 1636 schreibt Ferdinand aus Douai, er sei schon damit beauftragt, und einige Stücke habe er selbst in Angriff genommen; „er und alle übrigen arbeiten ohne eine Stunde Zeit zu verlieren“; er selbst treibe an; am 7. December 1637 sind sie abgegangen.
In einem Zug hatte er die Skizzen zu allen gemacht, sie sind noch grösstentheils in Madrid, einige auch in der Galerie. Dann wurden diese Skizzen unter etwa zehn junge Antwerpener Maler, seine Schüler, jedoch bereits seit kurzem Meister, vertheilt. Ru- bens hat ihnen die Ausführung ganz überlassen; deshalb hat er weit die meisten auch nicht, wie er sonst pflegte, unter seinem, sondern unter ihrem Namen ausgehn lassen, eine mitgeschickte Liste nannte sie alle. Vielleicht diente ihnen das als Sporn. Einige gehören zu seinen bekanntesten Schülern: Jordaens, van Tulden, Quellinus (von ihm nennen die Inventare nicht weniger als zehn), Cornelis de Vos. Ausserdem Jan Cossiers, Thomas Willeboirts Bossaert, Jan van Eyck, Jan van Bockhorst, genannt Langejan („Borkens“), Jakob Peter Gouwi (auch Joui geschrieben), Simon Peter Tilmans („Pedro Simon“) 1).
Seine eigene Firma bestimmte er für sechs 2). Sie unter- scheiden sich erheblich von den übrigen, deren einige wie den Orpheus des van Tulden, Hippomenes und Atalante von Gouwi man gleichwol früher Rubens zugeschrieben hat. Dieser Unter- schied aber liegt nur in der Arbeit, nicht in der Erfindung, deren
1) Gouwi ist zuerst nachgewiesen in: Van den Branden, Geschiedenis der antwerpsche Schilderschool. Antwerpen 1883. 922. Ueber Jan van Eyck s. Max Rooses, Antw. Schilderschool. Ebenda 1879. 514. Tilmans erwähnt Houbracken, De groote Schouburgh II. 88.
2) Es sind der Kampf der Lapithen und Centauren (1579); das Gastmahl des Tereus (1581); der Raub der Proserpina (1580); Jupiter und Juno (verloren); Orpheus und Eurydice (1588); Mercur und Argos (1594).
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Viertes Buch.
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Thierbilder von Paul de Vos.
Der König hatte wie immer Eile. Er liess eine beschrei-
bende Liste (memorias) der Sujets aufstellen, so dass der Maler
kaum seine Vorräthe verwerthen konnte; und dieser Zusammen-
stellung lag ein gewisser Plan zu Grunde. Wegen Abweichun-
gen im Einzelnen musste angefragt werden. Die Sachen sollten
rasch fertig gestellt werden, wie Decorationen zu einem Einzug.
Rubens war das im Stande, obwol sein Arm damals schon durch
die Gicht angegriffen war: er hat nicht viel länger als ein Jahr
zu vierzig Bildern gebraucht. Am 20. November 1636 schreibt
Ferdinand aus Douai, er sei schon damit beauftragt, und einige
Stücke habe er selbst in Angriff genommen; „er und alle übrigen
arbeiten ohne eine Stunde Zeit zu verlieren“; er selbst treibe an;
am 7. December 1637 sind sie abgegangen.
In einem Zug hatte er die Skizzen zu allen gemacht, sie sind
noch grösstentheils in Madrid, einige auch in der Galerie. Dann
wurden diese Skizzen unter etwa zehn junge Antwerpener Maler,
seine Schüler, jedoch bereits seit kurzem Meister, vertheilt. Ru-
bens hat ihnen die Ausführung ganz überlassen; deshalb hat er
weit die meisten auch nicht, wie er sonst pflegte, unter seinem,
sondern unter ihrem Namen ausgehn lassen, eine mitgeschickte
Liste nannte sie alle. Vielleicht diente ihnen das als Sporn. Einige
gehören zu seinen bekanntesten Schülern: Jordaens, van Tulden,
Quellinus (von ihm nennen die Inventare nicht weniger als zehn),
Cornelis de Vos. Ausserdem Jan Cossiers, Thomas Willeboirts
Bossaert, Jan van Eyck, Jan van Bockhorst, genannt Langejan
(„Borkens“), Jakob Peter Gouwi (auch Joui geschrieben), Simon
Peter Tilmans („Pedro Simon“) 1).
Seine eigene Firma bestimmte er für sechs 2). Sie unter-
scheiden sich erheblich von den übrigen, deren einige wie den
Orpheus des van Tulden, Hippomenes und Atalante von Gouwi
man gleichwol früher Rubens zugeschrieben hat. Dieser Unter-
schied aber liegt nur in der Arbeit, nicht in der Erfindung, deren
1) Gouwi ist zuerst nachgewiesen in: Van den Branden, Geschiedenis der
antwerpsche Schilderschool. Antwerpen 1883. 922. Ueber Jan van Eyck s. Max
Rooses, Antw. Schilderschool. Ebenda 1879. 514. Tilmans erwähnt Houbracken,
De groote Schouburgh II. 88.
2) Es sind der Kampf der Lapithen und Centauren (1579); das Gastmahl
des Tereus (1581); der Raub der Proserpina (1580); Jupiter und Juno (verloren);
Orpheus und Eurydice (1588); Mercur und Argos (1594).
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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez01_1888/426>, abgerufen am 16.07.2024.
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