Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888.Jagdbilder. von den lebreles gepackten Thier mit der Saufeder den Fang zugeben. Eine Verwegenheit, die ihm Abends die Königin und die Herren "ehrerbietig verweisen"1). In dem Gegenstück (ebenda 1665) zielt er mit der Büchse auf eingekreistes Damwild; im Grund hält das berittene Gefolge2). Auf einem verlorenen sehr grossen Bild von Snayers, einst Velazquez hat dem Könige auch die merkwürdigen Hirsch- 1) Dieses Abenteuer ist wahrscheinlich geschildert in dem Brief des Floren- tiners Serrano vom 20. August 1635: a piede tra i cani, dirupi et macchie con il pugnale et sua propria mano lo fini di uccidere, con molto risico di restar offesa la Ma. S. dall' animale, et asprezza del sito.; che pero col rispetto conveniente ne fu ripresa dai signori etc. 2) Von diesem Stück befindet sich eine gute Wiederholung in der Sammlung des Earl of Clarendon, welche für Velazquez galt, Curtis Nr. 58. Stirling, Annals II, 683: Philipp IV, in a shooting dress and white hat, brings his gun to his shoul- der with his accustomed gravity and deliberation. 3) Dieses Stück (lienzo grande) wurde 1714 aus der Torre in das Pardo- schloss gebracht und damals auf 8 doblones taxirt. Dieselbe Scene in einem Ge- mälde des Madrider Schlosses, Alkoven des Thurms nach dem Park zu: Un pais donde esta el Rey No. Sr. d. Phelipe quarto apeado de su cavallo rendido y caido y le ofrezen los suyos sus hermanos los sennores Infantes don Carlos y don Fernando. Pintura flamenca. 10 doblones. Inventar von 1686. -- Depesche im Mediceischen Archiv vom 5. Februar 1633. 4) Wie in dem Gemälde des Prado von Snayers, wo der Infant mit einer Begleitung von Kavalieren und Damen zur Jagd ausreitet, mit Waldhintergrund (Nr. 1661, 1,95 x 3,02). 5) Auf einer sehr grossen Leinwand (Prado 1662, 1,41 x 5,76) steht der
König neben seinen beiden Brüdern, der Königin und einer Infantin, an einem Winkel der Tücher, dem Schweine, Hasen, Rehe, Füchse zugetrieben und in den Schuss gebracht werden. Jagdbilder. von den lebreles gepackten Thier mit der Saufeder den Fang zugeben. Eine Verwegenheit, die ihm Abends die Königin und die Herren „ehrerbietig verweisen“1). In dem Gegenstück (ebenda 1665) zielt er mit der Büchse auf eingekreistes Damwild; im Grund hält das berittene Gefolge2). Auf einem verlorenen sehr grossen Bild von Snayers, einst Velazquez hat dem Könige auch die merkwürdigen Hirsch- 1) Dieses Abenteuer ist wahrscheinlich geschildert in dem Brief des Floren- tiners Serrano vom 20. August 1635: à piede tra i cani, dirupi et macchie con il pugnale et sua propria mano lo finì di uccidere, con molto risico di restar offesa la Ma. S. dall’ animale, et asprezza del sito.; che pero col rispetto conveniente ne fu ripresa dai signori etc. 2) Von diesem Stück befindet sich eine gute Wiederholung in der Sammlung des Earl of Clarendon, welche für Velazquez galt, Curtis Nr. 58. Stirling, Annals II, 683: Philipp IV, in a shooting dress and white hat, brings his gun to his shoul- der with his accustomed gravity and deliberation. 3) Dieses Stück (lienzo grande) wurde 1714 aus der Torre in das Pardo- schloss gebracht und damals auf 8 doblones taxirt. Dieselbe Scene in einem Ge- mälde des Madrider Schlosses, Alkoven des Thurms nach dem Park zu: Un pais donde esta el Rey No. Sr. d. Phelipe quarto apeado de su cavallo rendido y caido y le ofrezen los suyos sus hermanos los señores Infantes don Carlos y don Fernando. Pintura flamenca. 10 doblones. Inventar von 1686. — Depesche im Mediceischen Archiv vom 5. Februar 1633. 4) Wie in dem Gemälde des Prado von Snayers, wo der Infant mit einer Begleitung von Kavalieren und Damen zur Jagd ausreitet, mit Waldhintergrund (Nr. 1661, 1,95 × 3,02). 5) Auf einer sehr grossen Leinwand (Prado 1662, 1,41 × 5,76) steht der
König neben seinen beiden Brüdern, der Königin und einer Infantin, an einem Winkel der Tücher, dem Schweine, Hasen, Rehe, Füchse zugetrieben und in den Schuss gebracht werden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0405" n="377"/><fw place="top" type="header">Jagdbilder.</fw><lb/> von den <hi rendition="#i">lebreles</hi> gepackten Thier mit der Saufeder den Fang zu<lb/> geben. Eine Verwegenheit, die ihm Abends die Königin und<lb/> die Herren „ehrerbietig verweisen“<note place="foot" n="1)">Dieses Abenteuer ist wahrscheinlich geschildert in dem Brief des Floren-<lb/> tiners Serrano vom 20. August 1635: à piede tra i cani, dirupi et macchie con il<lb/> pugnale et sua propria mano lo finì di uccidere, con molto risico di restar offesa<lb/> la M<hi rendition="#sup">a</hi>. S. dall’ animale, et asprezza del sito.; che pero col rispetto conveniente<lb/> ne fu ripresa dai signori etc.</note>. In dem Gegenstück (ebenda<lb/> 1665) zielt er mit der Büchse auf eingekreistes Damwild; im<lb/> Grund hält das berittene Gefolge<note place="foot" n="2)">Von diesem Stück befindet sich eine gute Wiederholung in der Sammlung<lb/> des Earl of Clarendon, welche für Velazquez galt, Curtis Nr. 58. Stirling, Annals<lb/> II, 683: Philipp IV, in a shooting dress and white hat, brings his gun to his shoul-<lb/> der with his accustomed gravity and deliberation.</note>.</p><lb/> <p>Auf einem verlorenen sehr grossen Bild von Snayers, einst<lb/> in der Torre de la parada, sah man den König neben seinem<lb/> verendenden Pferd stehn, während die Brüder herbeieilten, ihm<lb/> die ihrigen anzubieten<note place="foot" n="3)">Dieses Stück (lienzo grande) wurde 1714 aus der Torre in das Pardo-<lb/> schloss gebracht und damals auf 8 doblones taxirt. Dieselbe Scene in einem Ge-<lb/> mälde des Madrider Schlosses, Alkoven des Thurms nach dem Park zu: Un pais<lb/> donde esta el Rey N<hi rendition="#sup">o</hi>. S<hi rendition="#sup">r</hi>. d. Phelipe quarto apeado de su cavallo rendido y<lb/> caido y le ofrezen los suyos sus hermanos los señores Infantes don Carlos y don<lb/> Fernando. Pintura flamenca. 10 doblones. Inventar von 1686. — Depesche im<lb/> Mediceischen Archiv vom 5. Februar 1633.</note>. Diese Scene ist auch in dem Werk<lb/> des Mateos zu Fol. 12 gestochen; eine ähnliche oder dieselbe<lb/> beschreibt der toscanische Gesandte. Auch der Ausritt zur Jagd<lb/> findet sich dargestellt<note place="foot" n="4)">Wie in dem Gemälde des Prado von Snayers, wo der Infant mit einer<lb/> Begleitung von Kavalieren und Damen zur Jagd ausreitet, mit Waldhintergrund<lb/> (Nr. 1661, 1,95 × 3,02).</note> und ein grosses Jagen mit Tüchern<note place="foot" n="5)">Auf einer sehr grossen Leinwand (Prado 1662, 1,41 × 5,76) steht der<lb/> König neben seinen beiden Brüdern, der Königin und einer Infantin, an einem<lb/> Winkel der Tücher, dem Schweine, Hasen, Rehe, Füchse zugetrieben und in den<lb/> Schuss gebracht werden.</note>.</p><lb/> <p>Velazquez hat dem Könige auch die merkwürdigen Hirsch-<lb/> geweihe malen müssen, welche dieser erbeutet. Die Inventare<lb/> von 1636 und 1686 nennen eine <hi rendition="#i">cuerna de venado</hi> in Oel gemalt,<lb/> das zweitemal schon stark beschädigt, mit einem Zettel: „Die-<lb/> sen tödtete Unser Herr Philipp IV“. Das Gegenstück eines<lb/> Hirschkopfs, den man dem Kaiser aus Deutschland gebracht,<lb/> zeigt, dass selbst diese Kleinigkeit auf einen Präcedenzfall ge-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [377/0405]
Jagdbilder.
von den lebreles gepackten Thier mit der Saufeder den Fang zu
geben. Eine Verwegenheit, die ihm Abends die Königin und
die Herren „ehrerbietig verweisen“ 1). In dem Gegenstück (ebenda
1665) zielt er mit der Büchse auf eingekreistes Damwild; im
Grund hält das berittene Gefolge 2).
Auf einem verlorenen sehr grossen Bild von Snayers, einst
in der Torre de la parada, sah man den König neben seinem
verendenden Pferd stehn, während die Brüder herbeieilten, ihm
die ihrigen anzubieten 3). Diese Scene ist auch in dem Werk
des Mateos zu Fol. 12 gestochen; eine ähnliche oder dieselbe
beschreibt der toscanische Gesandte. Auch der Ausritt zur Jagd
findet sich dargestellt 4) und ein grosses Jagen mit Tüchern 5).
Velazquez hat dem Könige auch die merkwürdigen Hirsch-
geweihe malen müssen, welche dieser erbeutet. Die Inventare
von 1636 und 1686 nennen eine cuerna de venado in Oel gemalt,
das zweitemal schon stark beschädigt, mit einem Zettel: „Die-
sen tödtete Unser Herr Philipp IV“. Das Gegenstück eines
Hirschkopfs, den man dem Kaiser aus Deutschland gebracht,
zeigt, dass selbst diese Kleinigkeit auf einen Präcedenzfall ge-
1) Dieses Abenteuer ist wahrscheinlich geschildert in dem Brief des Floren-
tiners Serrano vom 20. August 1635: à piede tra i cani, dirupi et macchie con il
pugnale et sua propria mano lo finì di uccidere, con molto risico di restar offesa
la Ma. S. dall’ animale, et asprezza del sito.; che pero col rispetto conveniente
ne fu ripresa dai signori etc.
2) Von diesem Stück befindet sich eine gute Wiederholung in der Sammlung
des Earl of Clarendon, welche für Velazquez galt, Curtis Nr. 58. Stirling, Annals
II, 683: Philipp IV, in a shooting dress and white hat, brings his gun to his shoul-
der with his accustomed gravity and deliberation.
3) Dieses Stück (lienzo grande) wurde 1714 aus der Torre in das Pardo-
schloss gebracht und damals auf 8 doblones taxirt. Dieselbe Scene in einem Ge-
mälde des Madrider Schlosses, Alkoven des Thurms nach dem Park zu: Un pais
donde esta el Rey No. Sr. d. Phelipe quarto apeado de su cavallo rendido y
caido y le ofrezen los suyos sus hermanos los señores Infantes don Carlos y don
Fernando. Pintura flamenca. 10 doblones. Inventar von 1686. — Depesche im
Mediceischen Archiv vom 5. Februar 1633.
4) Wie in dem Gemälde des Prado von Snayers, wo der Infant mit einer
Begleitung von Kavalieren und Damen zur Jagd ausreitet, mit Waldhintergrund
(Nr. 1661, 1,95 × 3,02).
5) Auf einer sehr grossen Leinwand (Prado 1662, 1,41 × 5,76) steht der
König neben seinen beiden Brüdern, der Königin und einer Infantin, an einem
Winkel der Tücher, dem Schweine, Hasen, Rehe, Füchse zugetrieben und in den
Schuss gebracht werden.
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