Alamicos del Prado, fuentes del Duque, despertad a mi ninna, porque me escuche (Tirso, Don Gil. I).
Quevedo fand ihn in seinem spätern Verfall lieblicher als in seinem Glanze1).
Der gegenwärtige Günstling hatte, treu dem neuen System der Oekonomie, die Gepflogenheit des freigebigen Vorgängers, den König in seinen eigenen Villen und Palästen zu unterhalten, nicht fortgesetzt, zum Verdruss des verwöhnten Hofes. Jetzt, nach zehn Jahren, sah er aber doch, dass er zu der alten Me- thode zurückkehren müsse. Philipp sollte aus dem finstern alten Alcazar, der Brutstätte melancholischer Grillen, herausge- bracht werden. Die Familie seiner Frau besass in der Nähe des Prado einen Garten, er selbst hatte sich hier einen kleinen Park mit Vogelhaus angelegt, an der huerta de S. Geronimo, wo er in harmloser Unterhaltung mit Fasanen, Schwänen und seltenen Hühnern von den verdrussreichen Geschäften aufathmete. Diese Gärten gewährten einen schönen Blick über die Stadt. Er kam auf den Einfall, seinen Gallinero zu vergrössern und zu einem ländlichen Lustort für den König, am Thor der Residenz, umzu- schaffen. Er kaufte die umliegenden Grundstücke an, nahm den Mönchen einen Theil ihres Oelbergs, liess sich von der Stadt be- schenken, bis er den Umkreis einer Meile zusammen hatte. Es war die Anhöhe in der ganzen Länge des Prado, von der Heer- strasse von Alcala bis zur Atochakirche, nach Osten bis zum Bach von Valnegral. Seine Pläne hüllte er in tiefes Geheimniss, Niemand wusste wie er hinkam, was er mit der Schaar von Bau- leuten, Gärtnern, Erdarbeitern beabsichtigte. "Als ich zum ersten- male dort war, schreibt der Venezianer Corner am 7. Decem- ber 1633, war noch keine Idee von diesem Bau, in weniger als zwei Jahren ist alles fertig geworden2)". Man hatte geglaubt, es handle sich um einen Garten3), es stellte sich heraus, dass er ein
1) Oh amable, si desierta arquitectura, mas hoy al que te ve desengannado, que cuando frecuentada en tu ventura. (Quevedo, obras III, 6.)
2) Fue sin distincion obra y conceto, en cuya idea a fuerza del cuidado fue a penas dicho, quando fue formado. Lope, Versos a la primera fiesta del palacio nuevo (5. Oktober u. flg. 1632). Obras sueltas IX, 236. Viage del Parnasso.
3) Dove presto sara un delizioso luogo di fontane, piante, colombaie, e pollai, Serrano 11. Sept. 1632.
Viertes Buch.
Alamicos del Prado, fuentes del Duque, despertad á mi niña, porque me escuche (Tirso, Don Gil. I).
Quevedo fand ihn in seinem spätern Verfall lieblicher als in seinem Glanze1).
Der gegenwärtige Günstling hatte, treu dem neuen System der Oekonomie, die Gepflogenheit des freigebigen Vorgängers, den König in seinen eigenen Villen und Palästen zu unterhalten, nicht fortgesetzt, zum Verdruss des verwöhnten Hofes. Jetzt, nach zehn Jahren, sah er aber doch, dass er zu der alten Me- thode zurückkehren müsse. Philipp sollte aus dem finstern alten Alcazar, der Brutstätte melancholischer Grillen, herausge- bracht werden. Die Familie seiner Frau besass in der Nähe des Prado einen Garten, er selbst hatte sich hier einen kleinen Park mit Vogelhaus angelegt, an der huerta de S. Gerónimo, wo er in harmloser Unterhaltung mit Fasanen, Schwänen und seltenen Hühnern von den verdrussreichen Geschäften aufathmete. Diese Gärten gewährten einen schönen Blick über die Stadt. Er kam auf den Einfall, seinen Gallinero zu vergrössern und zu einem ländlichen Lustort für den König, am Thor der Residenz, umzu- schaffen. Er kaufte die umliegenden Grundstücke an, nahm den Mönchen einen Theil ihres Oelbergs, liess sich von der Stadt be- schenken, bis er den Umkreis einer Meile zusammen hatte. Es war die Anhöhe in der ganzen Länge des Prado, von der Heer- strasse von Alcalá bis zur Atochakirche, nach Osten bis zum Bach von Valnegral. Seine Pläne hüllte er in tiefes Geheimniss, Niemand wusste wie er hinkam, was er mit der Schaar von Bau- leuten, Gärtnern, Erdarbeitern beabsichtigte. „Als ich zum ersten- male dort war, schreibt der Venezianer Corner am 7. Decem- ber 1633, war noch keine Idee von diesem Bau, in weniger als zwei Jahren ist alles fertig geworden2)“. Man hatte geglaubt, es handle sich um einen Garten3), es stellte sich heraus, dass er ein
1) Oh amable, si desierta arquitectura, mas hoy al que te ve desengañado, que cuando frecuentada en tu ventura. (Quevedo, obras III, 6.)
2) Fué sin distincion obra y conceto, en cuya idea á fuerza del cuidado fué á penas dicho, quando fué formado. Lope, Versos á la primera fiesta del palacio nuevo (5. Oktober u. flg. 1632). Obras sueltas IX, 236. Viage del Parnasso.
3) Dove presto sarà un delizioso luogo di fontane, piante, colombaie, e pollai, Serrano 11. Sept. 1632.
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Viertes Buch.
Alamicos del Prado, fuentes del Duque,
despertad á mi niña, porque me escuche (Tirso, Don Gil. I).
Quevedo fand ihn in seinem spätern Verfall lieblicher als in
seinem Glanze 1).
Der gegenwärtige Günstling hatte, treu dem neuen System
der Oekonomie, die Gepflogenheit des freigebigen Vorgängers,
den König in seinen eigenen Villen und Palästen zu unterhalten,
nicht fortgesetzt, zum Verdruss des verwöhnten Hofes. Jetzt,
nach zehn Jahren, sah er aber doch, dass er zu der alten Me-
thode zurückkehren müsse. Philipp sollte aus dem finstern
alten Alcazar, der Brutstätte melancholischer Grillen, herausge-
bracht werden. Die Familie seiner Frau besass in der Nähe des
Prado einen Garten, er selbst hatte sich hier einen kleinen Park
mit Vogelhaus angelegt, an der huerta de S. Gerónimo, wo er
in harmloser Unterhaltung mit Fasanen, Schwänen und seltenen
Hühnern von den verdrussreichen Geschäften aufathmete. Diese
Gärten gewährten einen schönen Blick über die Stadt. Er kam
auf den Einfall, seinen Gallinero zu vergrössern und zu einem
ländlichen Lustort für den König, am Thor der Residenz, umzu-
schaffen. Er kaufte die umliegenden Grundstücke an, nahm den
Mönchen einen Theil ihres Oelbergs, liess sich von der Stadt be-
schenken, bis er den Umkreis einer Meile zusammen hatte. Es
war die Anhöhe in der ganzen Länge des Prado, von der Heer-
strasse von Alcalá bis zur Atochakirche, nach Osten bis zum
Bach von Valnegral. Seine Pläne hüllte er in tiefes Geheimniss,
Niemand wusste wie er hinkam, was er mit der Schaar von Bau-
leuten, Gärtnern, Erdarbeitern beabsichtigte. „Als ich zum ersten-
male dort war, schreibt der Venezianer Corner am 7. Decem-
ber 1633, war noch keine Idee von diesem Bau, in weniger als
zwei Jahren ist alles fertig geworden 2)“. Man hatte geglaubt, es
handle sich um einen Garten 3), es stellte sich heraus, dass er ein
1) Oh amable, si desierta arquitectura,
mas hoy al que te ve desengañado,
que cuando frecuentada en tu ventura. (Quevedo, obras III, 6.)
2) Fué sin distincion obra y conceto,
en cuya idea á fuerza del cuidado
fué á penas dicho, quando fué formado. Lope, Versos á la primera fiesta
del palacio nuevo (5. Oktober u. flg. 1632). Obras sueltas IX, 236. Viage del
Parnasso.
3) Dove presto sarà un delizioso luogo di fontane, piante, colombaie, e pollai,
Serrano 11. Sept. 1632.
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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez01_1888/362>, abgerufen am 16.07.2024.
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