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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888.

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Zweites Buch.
er gehört habe, der Prinz finde Geschmack daran" 1). Der Mar-
ques fertigte den Befehl an den Conserge des Pardo, Carlos Bal-
duin, jedoch erst drei Wochen später aus (1. Juli). Dieses Bild
gehörte zu den höchstgeschätzten; als Philipp III die Nachricht
vom Brande des Schlosses erhielt, in welchem die besten Bilder,
besonders die Bildnissgalerie Philipp II untergingen, war seine
erste Frage nach diesem Tizian gewesen; er sagte: "das ist ein
Trost, denn das übrige wird man wieder machen" 2).

Nach dem Katalog der Gemäldesammlung Carl I von Bathoe,
hatte er von Spanien noch mitgebracht: das Mädchen mit dem
Pelzmantel, wahrscheinlich das Bild, welches in die Sammlung
Crozat und von da in die Ermitage kam, einen Johannes den
Täufer mit dem Rohrkreuz, vorwärts zeigend, und das Bildniss
Carl V mit dem irischen Hunde. Letzteres hat der spanische
Gesandte später aus seinem Nachlass zurückgekauft. Nach Car-
ducho aber hatte ihm der König auch mehrere der Mythologien
aus dem Tiziangemach hinter dem "Kaisergarten" zum Geschenk
gemacht; der Hofmaler sah die beiden Dianenbäder, die Danae
und die Europa "mit dem übrigen" bereits eingepackt (encajados).
Er ist abgereist ohne sie mitzunehmen, vielleicht weil sein Ent-
schluss, die Verbindung abzubrechen, schon gereift war. Jedoch
scheint noch sechs Jahre später Sir Francis Cottington Versuche
angestellt zu haben, die Bilder loszumachen 3).

Diese Geschenke und Ankäufe waren der Anfang einer
Galerie, die später die erste Tiziansammlung Europas wurde.
Fünf Jahre später wurde die Gonzaga-Galerie in Mantua von ihm
erworben. Wo er die Originale nicht bekommen konnte, liess er
kopiren; durch den zu diesem Zwecke von ihm besoldeten Michel
Cross im Palast zu Madrid und im Escorial, und durch den Minia-
turmaler Peter Oliver. Kopien waren übrigens schon damals in
Madrid leicht zu haben; der Graf Harrach, als er in Begleitung
Carrenno's den Alcazar sieht, findet dort einen Maler, der solche

1) Su Mgd . . . . . me manda que sera bien se entregue luego a Balthasar
Gervier, pintor del Almirante de Inglaterra, la pintura de la Venus que esta en
esta casa, de la cual habia entendido tenia gusto el Principe de Gales etc. Villaa-
mil, handschriftliches Leben des Velazquez.
2) "Basta, que lo demas se volvera a hacer." Carducho a. a. O. 351. Ein
königliches Wort, das etwas an den Consul Mummius erinnert.
3) I wyll inquire for thos pictures of the Conde de Benavente; & indever to
gett allso thos of Titian, wch I left in ye Palace ye Ist time. Cottington an Endy-
mion Porter. 2. Nov. 1629. Sainsbury, Rubens 293.

Zweites Buch.
er gehört habe, der Prinz finde Geschmack daran“ 1). Der Mar-
ques fertigte den Befehl an den Conserge des Pardo, Carlos Bal-
duin, jedoch erst drei Wochen später aus (1. Juli). Dieses Bild
gehörte zu den höchstgeschätzten; als Philipp III die Nachricht
vom Brande des Schlosses erhielt, in welchem die besten Bilder,
besonders die Bildnissgalerie Philipp II untergingen, war seine
erste Frage nach diesem Tizian gewesen; er sagte: „das ist ein
Trost, denn das übrige wird man wieder machen“ 2).

Nach dem Katalog der Gemäldesammlung Carl I von Bathoe,
hatte er von Spanien noch mitgebracht: das Mädchen mit dem
Pelzmantel, wahrscheinlich das Bild, welches in die Sammlung
Crozat und von da in die Ermitage kam, einen Johannes den
Täufer mit dem Rohrkreuz, vorwärts zeigend, und das Bildniss
Carl V mit dem irischen Hunde. Letzteres hat der spanische
Gesandte später aus seinem Nachlass zurückgekauft. Nach Car-
ducho aber hatte ihm der König auch mehrere der Mythologien
aus dem Tiziangemach hinter dem „Kaisergarten“ zum Geschenk
gemacht; der Hofmaler sah die beiden Dianenbäder, die Danae
und die Europa „mit dem übrigen“ bereits eingepackt (encajados).
Er ist abgereist ohne sie mitzunehmen, vielleicht weil sein Ent-
schluss, die Verbindung abzubrechen, schon gereift war. Jedoch
scheint noch sechs Jahre später Sir Francis Cottington Versuche
angestellt zu haben, die Bilder loszumachen 3).

Diese Geschenke und Ankäufe waren der Anfang einer
Galerie, die später die erste Tiziansammlung Europas wurde.
Fünf Jahre später wurde die Gonzaga-Galerie in Mantua von ihm
erworben. Wo er die Originale nicht bekommen konnte, liess er
kopiren; durch den zu diesem Zwecke von ihm besoldeten Michel
Cross im Palast zu Madrid und im Escorial, und durch den Minia-
turmaler Peter Oliver. Kopien waren übrigens schon damals in
Madrid leicht zu haben; der Graf Harrach, als er in Begleitung
Carreño’s den Alcazar sieht, findet dort einen Maler, der solche

1) Su Mgd . . . . . me manda que será bien se entregue luego á Balthasar
Gervier, pintor del Almirante de Inglaterra, la pintura de la Venus que está en
esta casa, de la cual había entendido tenia gusto el Principe de Gales etc. Villaa-
mil, handschriftliches Leben des Velazquez.
2) „Basta, que lo demas se volverá á hacer.“ Carducho a. a. O. 351. Ein
königliches Wort, das etwas an den Consul Mummius erinnert.
3) I wyll inquire for thos pictures of the Conde de Benavente; & indever to
gett allso thos of Titian, wch I left in ye Palace ye Ist time. Cottington an Endy-
mion Porter. 2. Nov. 1629. Sainsbury, Rubens 293.
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[216/0238] Zweites Buch. er gehört habe, der Prinz finde Geschmack daran“ 1). Der Mar- ques fertigte den Befehl an den Conserge des Pardo, Carlos Bal- duin, jedoch erst drei Wochen später aus (1. Juli). Dieses Bild gehörte zu den höchstgeschätzten; als Philipp III die Nachricht vom Brande des Schlosses erhielt, in welchem die besten Bilder, besonders die Bildnissgalerie Philipp II untergingen, war seine erste Frage nach diesem Tizian gewesen; er sagte: „das ist ein Trost, denn das übrige wird man wieder machen“ 2). Nach dem Katalog der Gemäldesammlung Carl I von Bathoe, hatte er von Spanien noch mitgebracht: das Mädchen mit dem Pelzmantel, wahrscheinlich das Bild, welches in die Sammlung Crozat und von da in die Ermitage kam, einen Johannes den Täufer mit dem Rohrkreuz, vorwärts zeigend, und das Bildniss Carl V mit dem irischen Hunde. Letzteres hat der spanische Gesandte später aus seinem Nachlass zurückgekauft. Nach Car- ducho aber hatte ihm der König auch mehrere der Mythologien aus dem Tiziangemach hinter dem „Kaisergarten“ zum Geschenk gemacht; der Hofmaler sah die beiden Dianenbäder, die Danae und die Europa „mit dem übrigen“ bereits eingepackt (encajados). Er ist abgereist ohne sie mitzunehmen, vielleicht weil sein Ent- schluss, die Verbindung abzubrechen, schon gereift war. Jedoch scheint noch sechs Jahre später Sir Francis Cottington Versuche angestellt zu haben, die Bilder loszumachen 3). Diese Geschenke und Ankäufe waren der Anfang einer Galerie, die später die erste Tiziansammlung Europas wurde. Fünf Jahre später wurde die Gonzaga-Galerie in Mantua von ihm erworben. Wo er die Originale nicht bekommen konnte, liess er kopiren; durch den zu diesem Zwecke von ihm besoldeten Michel Cross im Palast zu Madrid und im Escorial, und durch den Minia- turmaler Peter Oliver. Kopien waren übrigens schon damals in Madrid leicht zu haben; der Graf Harrach, als er in Begleitung Carreño’s den Alcazar sieht, findet dort einen Maler, der solche 1) Su Mgd . . . . . me manda que será bien se entregue luego á Balthasar Gervier, pintor del Almirante de Inglaterra, la pintura de la Venus que está en esta casa, de la cual había entendido tenia gusto el Principe de Gales etc. Villaa- mil, handschriftliches Leben des Velazquez. 2) „Basta, que lo demas se volverá á hacer.“ Carducho a. a. O. 351. Ein königliches Wort, das etwas an den Consul Mummius erinnert. 3) I wyll inquire for thos pictures of the Conde de Benavente; & indever to gett allso thos of Titian, wch I left in ye Palace ye Ist time. Cottington an Endy- mion Porter. 2. Nov. 1629. Sainsbury, Rubens 293.

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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez01_1888/238>, abgerufen am 22.11.2024.