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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888.

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Der Prinz von Wales.
hatte ihm im Jahre 1623 seine Alcantara-Kommende, die 12000
Dukaten werth war, abtreten müssen, und war durch eine Kom-
mende des Christusordens mit Zuschuss entschädigt worden. Der
König selbst sagte es einst dem Dichter-Diplomaten Fulvio
Testi, Ritter von S. Maurizio e Lazzaro, als er ihm das Habit
von Santiago geben wollte 1).

Olivares hatte krumme Schultern, und wenn man dem
Stich von Pedro Perret in einer ihm gewidmeten Beschreibung
von Konstantinopel Vertrauen schenken darf, so entsprach seine
Figur keineswegs Voiture's Schilderung 2). Die Toilettenkünste
des Malers haben diess verschleiert. --

Zu den ersten Aufnahmen, die Velazquez in Madrid machte,
gehört auch das Bildniss Carl Stuarts, damaligen Prinzen von
Wales, der im Jahr seiner Uebersiedlung an den Hof jene ro-
mantische Brautfahrt unternommen hatte. Der Prinz sass ihm
kurz vor seiner Abreise; es kam nur zu einer Skizze, die er mit
einem Geschenk von hundert Escudos belohnte; auch soll er
dem Maler "besondere Beweise von Zuneigung" gegeben haben.
Diese Skizze wird in keinem seiner Inventare erwähnt; vor
einigen Jahren hat ein Engländer mit ihrer vermeintlichen Wieder-
entdeckung viel Staub aufgewirbelt. Für den spanischen Hof war
dieser Aufenthalt des kunstbegabten und kunstverständigen Prinzen
nicht ohne Folgen: sein Enthusiasmus für Gemälde, besonders
Venezianer, mag des jungen Königs Aufmerksamkeit auf den
Werth seiner ererbten Schätze gelenkt haben. Als er im Jagd-
schloss des Pardo das berühmte Bild der Antiope von Tizian
sah, die "Venus des Pardo" mit der grossartigen Alpenlandschaft,
sprach er davon in solchen Ausdrücken, dass der König nach
den Grundsätzen spanischer Courtoisie sich für verpflichtet hielt,
sie ihm zum Geschenk zu machen. Er befahl durch ein "Dekret"
vom 11. Juni dem Marques de Flores Davila, das Bild dem Bal-
tasar Gerbier, Maler des Admirals von England zuzustellen, "weil

1) Mi fu replicato per parte di S. Mta, che 'l passare da una Religione all'
altra era cosa ordinaria, e che si sfilava qui di passo in passo, poiche il Sig. Co:
Duca medesimo era passato dall' abito di Calatrava a quello d' Alcantara. Fulvio
Testi, Depesche vom 10. August 1636 im modenes. Archiv.
2) Extremos y grandezas de Constantinopla. Compuesto per Rabi Moysen
Almosnino Hebreo. Traducido p. Jacob Causino. Madrid 1638. Er spiesst eine
Chimäre. "Cor meum, vigilat."

Der Prinz von Wales.
hatte ihm im Jahre 1623 seine Alcántara-Kommende, die 12000
Dukaten werth war, abtreten müssen, und war durch eine Kom-
mende des Christusordens mit Zuschuss entschädigt worden. Der
König selbst sagte es einst dem Dichter-Diplomaten Fulvio
Testi, Ritter von S. Maurizio e Lazzaro, als er ihm das Habit
von Santiago geben wollte 1).

Olivares hatte krumme Schultern, und wenn man dem
Stich von Pedro Perret in einer ihm gewidmeten Beschreibung
von Konstantinopel Vertrauen schenken darf, so entsprach seine
Figur keineswegs Voiture’s Schilderung 2). Die Toilettenkünste
des Malers haben diess verschleiert. —

Zu den ersten Aufnahmen, die Velazquez in Madrid machte,
gehört auch das Bildniss Carl Stuarts, damaligen Prinzen von
Wales, der im Jahr seiner Uebersiedlung an den Hof jene ro-
mantische Brautfahrt unternommen hatte. Der Prinz sass ihm
kurz vor seiner Abreise; es kam nur zu einer Skizze, die er mit
einem Geschenk von hundert Escudos belohnte; auch soll er
dem Maler „besondere Beweise von Zuneigung“ gegeben haben.
Diese Skizze wird in keinem seiner Inventare erwähnt; vor
einigen Jahren hat ein Engländer mit ihrer vermeintlichen Wieder-
entdeckung viel Staub aufgewirbelt. Für den spanischen Hof war
dieser Aufenthalt des kunstbegabten und kunstverständigen Prinzen
nicht ohne Folgen: sein Enthusiasmus für Gemälde, besonders
Venezianer, mag des jungen Königs Aufmerksamkeit auf den
Werth seiner ererbten Schätze gelenkt haben. Als er im Jagd-
schloss des Pardo das berühmte Bild der Antiope von Tizian
sah, die „Venus des Pardo“ mit der grossartigen Alpenlandschaft,
sprach er davon in solchen Ausdrücken, dass der König nach
den Grundsätzen spanischer Courtoisie sich für verpflichtet hielt,
sie ihm zum Geschenk zu machen. Er befahl durch ein „Dekret“
vom 11. Juni dem Marques de Flores Dávila, das Bild dem Bal-
tasar Gerbier, Maler des Admirals von England zuzustellen, „weil

1) Mi fù replicato per parte di S. M, che ’l passare da una Religione all’
altra era cosa ordinaria, e che si sfilava quì di passo in passo, poichè il Sig. Co:
Duca medesimo era passato dall’ abito di Calatrava a quello d’ Alcantara. Fulvio
Testi, Depesche vom 10. August 1636 im modenes. Archiv.
2) Extremos y grandezas de Constantinopla. Compuesto per Rabi Moysen
Almosnino Hebreo. Traducido p. Jacob Causino. Madrid 1638. Er spiesst eine
Chimäre. „Cor meum, vigilat.“
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[215/0237] Der Prinz von Wales. hatte ihm im Jahre 1623 seine Alcántara-Kommende, die 12000 Dukaten werth war, abtreten müssen, und war durch eine Kom- mende des Christusordens mit Zuschuss entschädigt worden. Der König selbst sagte es einst dem Dichter-Diplomaten Fulvio Testi, Ritter von S. Maurizio e Lazzaro, als er ihm das Habit von Santiago geben wollte 1). Olivares hatte krumme Schultern, und wenn man dem Stich von Pedro Perret in einer ihm gewidmeten Beschreibung von Konstantinopel Vertrauen schenken darf, so entsprach seine Figur keineswegs Voiture’s Schilderung 2). Die Toilettenkünste des Malers haben diess verschleiert. — Zu den ersten Aufnahmen, die Velazquez in Madrid machte, gehört auch das Bildniss Carl Stuarts, damaligen Prinzen von Wales, der im Jahr seiner Uebersiedlung an den Hof jene ro- mantische Brautfahrt unternommen hatte. Der Prinz sass ihm kurz vor seiner Abreise; es kam nur zu einer Skizze, die er mit einem Geschenk von hundert Escudos belohnte; auch soll er dem Maler „besondere Beweise von Zuneigung“ gegeben haben. Diese Skizze wird in keinem seiner Inventare erwähnt; vor einigen Jahren hat ein Engländer mit ihrer vermeintlichen Wieder- entdeckung viel Staub aufgewirbelt. Für den spanischen Hof war dieser Aufenthalt des kunstbegabten und kunstverständigen Prinzen nicht ohne Folgen: sein Enthusiasmus für Gemälde, besonders Venezianer, mag des jungen Königs Aufmerksamkeit auf den Werth seiner ererbten Schätze gelenkt haben. Als er im Jagd- schloss des Pardo das berühmte Bild der Antiope von Tizian sah, die „Venus des Pardo“ mit der grossartigen Alpenlandschaft, sprach er davon in solchen Ausdrücken, dass der König nach den Grundsätzen spanischer Courtoisie sich für verpflichtet hielt, sie ihm zum Geschenk zu machen. Er befahl durch ein „Dekret“ vom 11. Juni dem Marques de Flores Dávila, das Bild dem Bal- tasar Gerbier, Maler des Admirals von England zuzustellen, „weil 1) Mi fù replicato per parte di S. Mtà, che ’l passare da una Religione all’ altra era cosa ordinaria, e che si sfilava quì di passo in passo, poichè il Sig. Co: Duca medesimo era passato dall’ abito di Calatrava a quello d’ Alcantara. Fulvio Testi, Depesche vom 10. August 1636 im modenes. Archiv. 2) Extremos y grandezas de Constantinopla. Compuesto per Rabi Moysen Almosnino Hebreo. Traducido p. Jacob Causino. Madrid 1638. Er spiesst eine Chimäre. „Cor meum, vigilat.“

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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez01_1888/237>, abgerufen am 25.11.2024.